VP Bank Spotanalyse Schweiz: Weltweites Erstaunen über verhältnismässig niedrige Inflation

VP Bank Spotanalyse Schweiz: Weltweites Erstaunen über verhältnismässig niedrige Inflation
Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank. (Foto: VP Bank)

Von Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank

In der Schweiz bleiben die Preise im Juli gegenüber dem Vormonat unverändert. Gegenüber dem Vorjahresmonat steht eine Inflationsrate von 3.4 % zu Buche – wie bereits im Vormonat.

Die Schweizer Inflationsentwicklung wird mittlerweile weltweit mit Erstaunen verfolgt. Während in den meisten Ländern die Teuerungsraten regelrecht explodieren, bleiben sie in der Schweiz auf verhältnismässig niedrigem Niveau. Zwei Gründe sind dabei auszumachen. Zum einen gibt es Unterschiede im Warenkorb. In der Eurozone haben die Ausgaben für Energie- und Nahrungsmittel etwa einen Anteil von rund 30 %, in der Schweiz sind es hierbei lediglich 20 %. In der Schweiz haben wiederum die Gesundheitsausgaben einen höheren Anteil. Letztere sind in der Preisentwicklung recht träge. Den höchsten Erklärungsanteil zu anderen Ländern hat wiederum die reine Preisentwicklung. So ist etwa der Strommarkt in der Schweiz nicht in dem Masse liberalisiert wie in anderen Ländern. Die Strompreise entwickeln sich deshalb in der Schweiz recht träge. Und natürlich hilft im Moment vor allem natürlich der starke Schweizer Franken, der Importe tendenziell vergünstigt.

Für die Schweizerische Nationalbank ist damit der Handlungsdruck weitaus geringer als etwa auf Seiten der Fed oder EZB. Nichtsdestotrotz werden auch die eidgenössischen Währungshüter weiter an der Zinsschraube drehen, denn zu einer Inflationsrate von 3.4 % mögen keine Negativzinsen passen. Und die Nationalbank ist stabilitätsorientiert genug, um auch bei einer Inflation von 3.4 % weiter an der Zinsschraube zu drehen.

Die beachtliche Inflationsdifferenz zum Rest der Welt spricht gleichzeitig auch für tendenziell weitere Aufwertungen des Franken. Die Kaufkraftparität verschiebt sich derzeit mit hoher Dynamik zugunsten des eidgenössischen Valuta. Zieht man zur Berechnung der Kaufkraftparität die Differenzen der Produzentenpreise heran, liegt etwa gegenwärtig der faire Wechselkurs des Franken gegenüber dem Euro bei 0.88. Auch wenn wir nicht davon ausgehen, dass rasch diese Niveaus erreicht werden, gibt dies doch eine Indikation, wie stark der Franken mittelfristig noch werden kann.

Schreibe einen Kommentar