Europa-Schluss: Moderate Gewinne – Stimmung bleibt nervös
Paris / London – Europas Börsen haben am Donnerstag nach zahlreichen erfreulichen Quartalsberichten an ihre Vortagesgewinne angeknüpft. Allerdings ging es deutlich moderater aufwärts als zur Wochenmitte. Zum einen fehlten positiven Impulse von der Wall Street, die nach ihrer Vortagesrally nun leicht schwächelte und auf den Arbeitsmarktbericht für Juli wartet, der an diesem Freitag veröffentlicht wird. Zum anderen setzen die immer mal wieder hochkochenden Sorgen vor einer Rezession dem Optimismus der Anleger Grenzen.
Der EuroStoxx 50 beendete den Handel mit einem Aufschlag von 0,59 Prozent auf 3754,60 Punkte. Für den französischen Cac 40 ging es um 0,64 Prozent auf 6513,39 Punkte hoch. Der britische FTSE 100 hielt sich mit 0,03 Prozent im Plus bei 7448,06 Punkten.
«Gute Quartalsberichte schieben die Angst vor einem konjunkturellen Abschwung der vergangenen Wochen beiseite, auch wenn der Anleihemarkt in den USA immer deutlichere Rezessionssignale sendet», kommentierte Jochen Stanzl, Marktanalyst bei CMC Markets.
Die Volkswirte der Helaba sprachen von einer «nervösen Grundstimmung» an den Finanzmärkten. «Neben den Konjunktursorgen und der Angst vor hoher Inflation gibt es schwer kalkulierbare geopolitische Risiken wie jüngst die zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China.» Somit stehen die jüngsten Gewinne auf tönernen Füssen.
Unter den Einzelwerten zogen im währungsgemischten Stoxx Europe 50 die Aktien von Glencore nach Halbjahreszahlen um gut 3 Prozent an. Der Rohstoffhändler und Bergbaukonzern profitierte im ersten Halbjahr 2022 vom hohen Niveau der Rohstoffpreise und dem florierenden Handelsgeschäft. Im Vergleich zum Vorjahr verzehnfachte sich das Ergebnis fast.
Die Anteile des Sportartikelherstellers Adidas legten im Eurostoxx nach detaillierten Quartalszahlen um 2,5 Prozent zu, hatten allerdings auch in diesem Jahr bereits deutlich Federn lassen müssen und ein Drittel an Wert eingebüsst. JPMorgan-Analystin Grace Smalley schrieb nun zum endgültigen Zahlenwerk: Stark steigende Lagerbestände seien das wichtigste neue Detail nach den jüngst vorab berichten Zahlen und den zugleich gesenkten Jahreszielen.
Im Cac 40 ging es für die Aktien der Bank Credit Agricole als Index-Spitzenreiter um 4,7 Prozent nach oben. Vor allem die Gewinne im ersten Halbjahr kamen gut bei den Investoren an, denn sie übertrafen die Schätzungen der Analysten.
Die Aktien der niederländischen Grossbank ING dagegen büssten 2,6 Prozent ein. Analyst Andreas Scheriau von Goldman Sachs bezeichnete die Zahlen zum zweiten Quartal als durchwachsen. Dem deutlich besser als erwarteten Vorsteuergewinn stünden schwächer als erwartete Einnahmen aus Gebühren entgegen. Zudem habe die Entwicklung der operativen Aufwendungen belastet. (awp/mc/ps)