CH-Schluss: Finanz- und Technologiewerte deutlich unter Druck
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den letzten Handelstag der Woche mit einem leichten Minus beendet. Grundsätzlich sei die Stimmung an den Aktienmärkten wegen der wieder gestiegenen Inflations- und Zinsängste zuletzt wieder deutlich schlechter geworden, hiess es im Handel. Dass der Schweizer Aktienmarkt nicht stärker unter Druck kam, hat vor allem mit seiner defensiven Ausrichtung bzw. den SMI-Schwergewichten zu tun, die auch zum Wochenschluss wieder zulegten und damit ein stärkeres Minus verhinderten. Unter den grössten Verlierern fanden sich heute vor allem Technologie- und Finanzwerte.
«An den Märkten sind die Sorgen um die Inflation und die steigenden Zinsen zurückgekehrt», sagte ein Händler. So stiegen etwa die Produzentenpreise in Deutschland entgegen der Erwartung der Analysten deutlich an, was vor allem auf weiterhin steigende Energiekosten zurückzuführen war. Ökonomen äusserten sich denn auch in einer Umfrage skeptisch, dass die Europäischen Zentralbank (EZB) ihr Inflationsziel von 2 Prozent bereits 2024 wieder erreichen wird. Daneben nährten aber auch Aussagen von US-Notenbankern die Befürchtungen, dass das Fed weiterhin mit deutlichen Zinsschritten gegen die Inflation in den USA angehen wird. Durch diese Aussicht dominierten auch an den US-Märkten Gewinnmitnahmen.
Der SMI schloss um 0,10 Prozent tiefer bei 11’167,59 Punkten, im Wochenvergleich ergab sich damit ebenfalls ein leichtes Minus von 0,30 Prozent. Der breite SPI wiederum sank um 0,20 Prozent auf 14’438,45 Zähler. Der 30 Titel umfassende SLI, bei dem die defensiven Schwergewichte nicht mit dem ganzen Gewicht enthalten sind, verlor entsprechend deutlich mehr, und zwar 0,54 Prozent auf 1720,58 Punkte. Hier standen sich neun Gewinner den 21 Verlierern gegenüber.
Grösster Verlierer bei den Blue Chips im die Papiere von AMS Osram (-4,6%). Bereits seit Jahresanfang sind die Aktien stark unter Druck und sind mit einem Minus von mehr als 50 Prozent klar der schwächste Wert. Durch die Aussicht auf weiter steigende Zinsen waren die kapitalintensiven Technologiewerte unter Druck. Logitech (-3,2%) und VAT(-2,9%) schlossen heute ebenfalls deutlich im Minus.
Ebenso standen Finanzwerte bei den Anlegern heute auf dem Verkaufszettel. Credit Suisse (-3,9%), UBS (-3,2%), Partners Group (-2,9%) und auch Julius Bär (-1,3%) gaben deutlich nach. Generell liefen die europäischen Finanztitel heute nicht gut und die Schweizer Finanzbranche konnte sich dem Negativsog nicht entziehen.
Grösster Gewinner im SMI waren heute die Valoren von Sonova (+2,0%). Positiv bewerteten Anleger den Kauf einer Hörakustikgeschäftskette in China. Die Papiere waren allerdings Mitte Woche nach einer Gewinnwarnung deutlich eingebrochen.
Gefragt waren auch die Papiere von Temenos (+1,1%). Die Papiere erholten sich damit teilweise von Verlusten der laufenden Handelswoche. Die Schwergewichte Roche (+1,1%), Novartis (+1,1%) und Nestlé (+0,4%) schlossen alle leicht im Plus und verhinderten damit ein deutlicheres Minus im SMI.
Im breiten Markte sorgt U-Blox für ein Kursfeuerwerk. Die Papiere des Chipherstellers aus Thalwil stiegen um satte 22,0 Prozent. Grund waren überaus erfreuliche Halbjahreszahlen und eine deutlich nach oben angehobene Guidance für das laufende Jahr. Auch Mobilezone konnte mit seinen Halbjahreszahlen überzeugen, so dass die Valoren um 4,2 Prozent stiegen.
Weniger gut erging es hingegen Polypeptide nach Bekanntgabe des Semesterergebnisses. Zwar konnte der Peptid-Auftragshersteller den Umsatz konstant halten, der Gewinn brach aber regelrecht weg. Die Papiere gingen auf Talfahrt und schlossen mit einem Verlust von 20,0 Prozent. Die Papiere des Konkurrenten Bachem (-7,8%) litten ebenfalls unter den Zahlen. Und mit Siegfried (-8,4%) verlor ein weiterer Pharmazulieferer deutlich an Wert, allerdings nach einem Plus von über 15 Prozent am Vortag. (awp/mc/pg)