findependent : Trendradar Anlageverhalten Schweiz
Zürich – Noch setzen Männer bei der Geldanlage wesentlich häufiger auf aktienlastige Strategie als Frauen. Während der Marktturbulenzen im 1. Halbjahr 2022 waren es aber die Frauen, welche überdurchschnittlich oft die Aktienquote erhöhten. Bei der Altersvorsorge wählen Anlegende sehr häufig defensive Strategien, trotz eines offensichtlich langen Anlagehorizontes. Hier wird viel Renditepotenzial verschenkt.
Männer setzen vermehrt auf Aktien
Männer legen ihr Geld häufiger in Aktien an als Frauen. Während fast jeder fünfte Mann eine reine Aktienstrategie wählt, ist es bei den Frauen nur knapp jede Achte. Stattdessen wählen sie fast doppelt so oft die defensivste Strategie (40% Aktien).
Je höher der Aktienanteil, desto länger sollte der Anlagehorizont sein und desto höher ist die geforderte Toleranz was die Volatilität (Schwankungsbreite) betrifft.
Zürcher mit dem grössten Risikoappetit
Zürcher wählen in über 60% (37% + 23%) der Fälle einen Anlagestrategie mit einem Aktienanteil der bei 80% oder höher liegt. Dies sind 10% bzw. 5 Prozentpunkte mehr als im schweizweiten Schnitt (55% bzw. 36% + 19%).
Espace Mittelland hat die mutigsten Frauen
Die Region Espace Mittelland umfasst die Kantone Bern, Freiburg, Solothurn, Neuenburg sowie Jura und scheint schweizweit über die risikofreudigsten Anlegerinnen zu verfügen. Sie wählen fast doppelt so oft wie Ostschweizerinnen eine Anlagestrategie mit einem Aktienanteil der bei 80% oder höher liegt (49% gegenüber 30%).
Defensiv zur Altersvorsorge
Für die Altersvorsorge, das Anlageziel mit dem vermeintlich längsten Anlagehorizont, wird am häufigsten die defensivste Strategie gewählt, doppelt so oft wie beim Vermögensaufbau (23% vs. 12%). Das ist eigentlich verkehrte Welt. Denn bei einem langen Anlagehorizont, wie es die Altersvorsorge wohl mit sich bringt, drängt sich eine Strategie mit hohem Aktienanteil geradezu auf.
Für die Familie sparen Herr und Frau Schweizer 1.5 mal so oft mit der risikoreichsten Strategie, verglichen mit dem Sparen für den Hauskauf (16% vs. 11%). Der grösste Risikoappetit besteht beim allgemein gehaltenen Anlageziel „Vermögensaufbau“ (19%), der kleinste beim Reisen (10%). Dies ist einigermassen naheliegend, da Reisen oft in nicht allzu ferner Zukunft stattfinden sollen. Dieses Anlageziel verfügt daher über die kürzeste Anlagedauer.
Männer sparen für Familie, Frauen fürs Reisen
Wird das allgemein gehaltene Anlageziel „Vermögensaufbau“ ausgeklammert, zeigt sich, dass die Altersvorsorge im Zentrum steht. Dies bei beiden Geschlechtern. Auch der Hauskauf ist bei beiden ungefähr gleich beliebt als Anlageziel. Einzig bei Familie und Reisen driften die finanziellen Prioritäten scheinbar auseinander. Während 21% der Männer für die Familie sparen, sind es bei den Frauen 16%. Sie bevorzugen stattdessen das Reisen (18%).
Trotz Markturbulenz kaum Risikoaversion
Anlegerinnen und Anleger die im 1. Halbjahr 2022 mit der Geldanlage starteten, wählten weniger häufig (14% vs. 18%) eine reine Aktienstrategie als in der Vorperiode.
Stattdessen wurde vermehrt eine ausgeglichene Strategie mit einem Aktienanteil von 60% gewählt.
Kaum Strategieänderung beim Bestand
Bezogen auf die bereits investierten Gelder, haben gerade mal rund 5% der Anlegerinnen und Anleger im 1. Halbjahr 2022 eine Änderung in der Anlagestrategie vorgenommen. In 71% der Fälle wurde die Aktienquote erhöht, 29% der Änderungen resultierten in einer defensiveren Anlagestrategie.
Frauen mutiger als Männer
Bezogen auf die 5%, die eine Änderung der Anlagestrategie vornahmen, kann folgendes festgestellt werden: Frauen reagierten auf die Kursrückgänge im 1. Halbjahr deutlich öfter (89%) mit einer Erhöhung der Aktienquote als dies die Männer taten (67%).
Geldanlage bei Frauen immer beliebter
In der Vorperiode lag der Anteil der Frauen an den totalen Neueröffnungen bei 18%.
Im ersten Halbjahr 2022 waren es nun bereits 26%, ein Plus von mehr als 40%. Dies kann zu einem Teil auch auf die Spezialaktion im Juni zurückgeführt werden, als findependent das Thema Anlegen aus der Sicht von Frauen mit Wissensartikel, Webinars und Social Media-Aktivitäten zusätzlich beleuchtet hat. Quelle: findependent Datenbank per Mitte 2022. (findependent/mc/hfu)