Einkommen von Frauen über 40% tiefer als von Männern
Bern – Über alles gerechnet haben Frauen im Erwerbsalter in der Schweiz im Jahr 2018 um 43,2 Prozent weniger verdient als Männer. Auch bei den Renten gibt es Unterschiede, was vor allem auf die Bezüge aus der zweiten Säule zurückzuführen ist.
Der Bundesrat verabschiedete am Mittwoch einen vom Parlament bestellten Bericht zum sogenannten Gender Overall Earnings Gap (GOEG). Dieser betrug im Jahr 2018 43,2 Prozent. Grund ist gemäss dem Bericht, dass Frauen häufiger mit Teilzeitpensen arbeiten als Männer.
Tiefere Pensen als Hauptgrund
Rund 21 Prozentpunkte dieses Unterschiedes lassen sich mit der unterschiedlichen Zahl von Arbeitsstunden erklären, wie es im Bericht heisst. 13,3 Prozentpunkte entfallen auf den Stundenlohn, 8,4 Prozentpunkte auf die Erwerbstätigenquote.
Im europäischen Vergleich lag die Schweiz beim GOEG 2018 hinter den Niederlanden und Österreich an dritter Stelle. Den tiefsten Wert hatte Litauen. Hinter Litauen folgten Portugal und Slowenien.
Im privaten Sektor belief sich die durchschnittliche Lohndifferenz 2018 auf insgesamt 19,6 Prozent, im öffentlichen Sektor auf 18,1 Prozent. Der unerklärte Anteil der Bruttolohndifferenz entsprach 2018 im privaten Sektor durchschnittlich 684 Franken pro Monat. Je nach Wirtschaftszweig gibt es grosse Abweichungen von dieser Zahl.
Der GOEG ist ein von der EU-Statistikbehörde Eurostat entwickelter und berechneter synthetischer Indikator. Er bildet gemäss Bericht die Unterschiede beim Erwerbseinkommen zwischen 15- bis 64-jährigen Frauen und Männern ab. Das Modell wurde «eingeschweizert».
Untersucht wurde auch der Einkommensunterschied bei Pensionierten, der Gender Pension Gap. Erhielten Rentnerinnen aus allen Säulen der Altersvorsorge im Jahr 2020 im Mittel 35’840 Franken, hatten Rentner im Durchschnitt 18’924 Franken mehr in der Tasche, nämlich 54’764 Franken. Das entspricht einem Gap von 34,6 Prozent.
Unterschied bei zweiter Säule
Frauen erhielten im Mittel zwar leicht höhere AHV-Renten, bezogen aber seltener eine Rente der beruflichen Vorsorge. Während etwa sieben von zehn Männern eine solche Rente erhalten, ist es bei den Frauen nur rund jede zweite, nämlich 49,7 Prozent. Auch erhalten Frauen aus der zweiten Säule deutlich weniger Geld als Männer.
Beim Rentenunterschied spielt der Zivilstand eine Rolle: Bei ledigen Frauen und Männern gibt es praktisch keinen Gender Pension Gap, was gemäss Bericht darauf hindeutet, dass sich die Erwerbsbiografien lediger Frauen und Männer nicht substanziell unterscheidet. Am stärksten ausgeprägt ist der «Gap» bei Verheirateten.
Das Bundesamt für Statistik (BFS) wird die erstmals berechneten GOEG und den Gender Pension Gap in seine laufende Statistikproduktion aufnehmen. Sie sollen künftig regelmässig erhoben, berechnet und veröffentlicht werden, zusammen mit den bestehenden Indikatoren zum Lohnunterschied zwischen Mann und Frau. (awp/mc/pg)