Europa-Schluss: Rezessionssorgen belasten stark

Europa-Schluss: Rezessionssorgen belasten stark
(Adobe Stock)

Paris / London – Trübe Konjunkturaussichten im Zuge höherer Zinsen haben den europäischen Aktienmarkt am Freitag stark belastet. Der EuroStoxx 50 rutschte auf das niedrigste Niveau seit November 2020. Das Minus von 2,29 Prozent auf 3348,60 Punkte bedeutete am Ende den grössten Tagesverlust seit Anfang Juli. In der laufenden Woche büsste der Eurozonen-Leitindex 4,3 Prozent ein.

An den wichtigsten Länderbörsen gab es auch hohe Verluste: In Paris rutschte der Leitindex Cac 40 am Freitag um 2,28 Prozent auf 5783,41 Punkte ab. Der britische FTSE 100 büsste 1,97 Prozent auf 7018,60 Punkte ein. Beide Indizes standen den Tag über aber noch etwas über ihrem Zwischentief aus dem März 2022.

Anleger flüchteten zum Wochenausklang aus risikobehafteten Anlagen, da Wirtschaftsdaten aus der Eurozone auf eine Rezession hindeuteten. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe der Eurozone fiel. «Die Zeichen könnten kaum deutlicher sein: Die Eurozone ist auf Rezessionskurs», schrieben die Experten der VP Bank. «Mehr noch, die Rezession dürfte im laufenden dritten Quartal bereits begonnen haben.»

Zudem hatten sich in den Tagen zuvor etliche Notenbanken mit höheren Leitzinsen gegen die hohe Inflation gestemmt, was die Konjunktur weiter belasten dürfte. Dies macht verzinste Anlagen auch attraktiver im Vergleich zu Aktien, die laut dem Marktbeobachter Andreas Lipkow in einem «immer unattraktiveren Licht» stehen. Das betreffe vor allem die Wachstumsbranchen und die klassischen zyklischen Sektoren. Für Anleger blieben so kaum attraktive Branchen übrig. Die vergleichsweise kleinsten Verluste gab es am Freitag in der Gesundheitsbranche.

Aufgrund der Konjunktursorgen besonders stark unter Druck gerieten Rohstoffkonzerne. Diese bekamen die sinkenden Preise für Metalle, Öl und Gas zu spüren: Shell zum Beispiel büssten in London 5,3 Prozent ein, während Totalenergies und Eni im EuroStoxx mit bis zu 4,9 Prozent Minus unter den grössten Verlierern waren. Im dritten Quartal dürften die Gewinne der Ölkonzerne erstmals seit sechs Quartalen nicht weiter steigen, schrieb Jefferies-Analyst Giacomo Romeo.

Nicht viel besser erging es den Sektoren Einzelhandel, Automobile und Banken mit Abschlägen von bis zu 4,1 Prozent bei ihren Teilindizes. Neue Tiefstände erreichten im Finanzsektor die Papiere der Credit Suisse wegen eines Medienberichts über eine mögliche Kapitalaufstockung. Die angeschlagene Grossbank soll mit Grossinvestoren Gespräche über eine milliardenschwere Kapitalerhöhung führen. Die Aktien weiteten ihr Minus auf mehr als 12 Prozent aus.

Airbus-Aktien waren bis zum Mittag noch ein positiver Ausreisser, am Ende konnten sie sich dem Abwärtsdruck mit einem moderaten Abschlag von 0,4 Prozent aber nicht ganz entziehen. Der am Kapitalmarkttag gegebene Ausblick dürfte beruhigen, schrieb der JPMorgan-Analyst David Perry. In der jüngsten Kurskorrektur sieht er eine «hervorragende Einstiegsgelegenheit». (awp/mc/ps)

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