CH-Schluss: Schwächer nach EZB-Zinsentscheidung – CS unter Druck
Zürich – Die Schweizer Börse hat am Donnerstag über dem Tagestief schwächer geschlossen. Der Handelsverlauf zeichnete sich durch grössere Schwankungen aus. Kein Wunder, hatten die Marktteilnehmer auch einen Wust an verschiedenen Informationen zu verarbeiten. Dazu gehörten die Restrukturierung der Grossbank Credit Suisse, die Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie eine Reihe von Unternehmens Bilanzen aus dem In- und Ausland.
Die EZB hob wegen der hohen Inflation wie erwartet die Zinsen um weitere 75 Basispunkte (BP) an. Vereinzelt waren gar 100 BP erwartet worden. Die Notenbank stellte zudem weitere Zinserhöhungen in Aussicht. Damit hätten die Marktteilnehmer das bekommen, was sie sich erhofft hatten, sagte Marktanalyst Andreas Lipkow zum Zinsentscheid der EZB. «Von entscheidender Bedeutung ist nun allerdings, wie es im kommenden Jahr nach der Zinsanhebung im Dezember weitergeht», kommentierte Thomas Gitzel von der VP Bank. Unterschiedliche Impulse gab es zudem aus den USA, wo die Wirtschaft im Sommer etwas stärker als erwartet gewachsen ist und sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt in der vergangenen Woche kaum verändert hat. Zudem überzeugten die Ergebnisse von McDonald’s, Caterpillar und Merck & Co. Dagegen schmierten Meta nach Zahlen massiv ab.
Der SMI schloss nach um 1,02 Prozent tiefer auf 10’706,62 Punkten und damit nur wenig über dem Tagestief von 10’702 Zählern. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verlor 1,13 Prozent auf 1622,51 und der breite SPI 1,07 Prozent auf 13’675,77 Zähler. Im SLI schlossen 23 Akten tiefer und sieben höher.
Die mit Abstand grössten Kursverluste verbuchten die Aktien der CS mit -18,6 Prozent auf dem Tagestief von 3,877 Franken. Die Umsätze seien gewaltig gewesen, sagte ein Händler. Damit goutierten die Anleger die Pläne der Bank nicht. Diese will nach dem vierten negativen Quartalsabschluss ihr Geschäftsmodell umstellen. Nach einem Verlust im dritten Quartal von 4 Milliarden Franken soll es eine ebenso grosse Kapitalerhöhung geben. Darüber hinaus soll die Investmentbank verkleinert, Geschäftsteile verkauft oder ausgegliedert und tausende Stellen abgebaut werden. Zudem holte die Bank als neue Investorin die Saudi National Bank an Bord.
Die Aktien der Rivalin UBS verloren ein Prozent. Allerdings waren die Papiere am Dienstag nach Quartalszahlen um annähernd 8 Prozent in die Höhe geschossen. Dagegen schlossen Julius Bär (+0,6%) und die Versicherer Swiss Re (+0,9%), Zurich (+0,6%) und Swiss Life (+0,5%) im Plus. Zu den Gewinnern zählten zudem Holcim (+0,4%), die wie Swiss Re am morgigen Freitag über ihren Geschäftsgang informieren, und Schindler (+0,3%).
Grösster Gewinner waren Swisscom mit +4,9 Prozent. Für das dritte Quartal präsentierte der Telekomkonzern wenig überraschende, aber eher positive Zahlen. Zudem lenkte der Platzhirsch im Glasfaserstreit ein.
Dagegen waren die Schwergewichte Novartis (-0,01%), Roche (-1,6%) und Nestlé (-1,0%) alles andere als Marktstützen.
Grössere Verluste verzeichneten Titel, die in den letzten Tagen Auftrieb hatten. Neben Straumann (-6,4%) fielen auch Lonza, Sonova, VAT, Sika und Kühne+Nagel mit Einbussen von 3,3 bis 1,6 Prozent auf – alles Werte, die in den vergangenen Jahren stark gestiegen waren. Bei Straumann kam laut Händlern eine Gewinnwarnung von Rivale Align Technology als zusätzlicher belastender Faktor hinzu.
Am breiten Markt stachen einige Unternehmen hervor. Während Landis+Gyr (+4,8%) und Bucher (+0,7%) höher schlossen, sackten Clariant (-3,3%) ab. Bei dem Spezialchemieunternehmen hatten Investoren wenig Freude an den angekündigten Restrukturierungskosten und dem hohen Abschreiber für die geplante Devestition des nordamerikanischen Land-Oil-Geschäfts. (awp/mc/ps)