Bundesrat gibt leichte Entwarnung zur Energiemangellage im Winter

Bundesrat gibt leichte Entwarnung zur Energiemangellage im Winter
(Bild: © Gina Sanders / AdobeStock)

Bern – Die Stromversorgungssicherheit der Schweiz im Winter 2022/2023 ist nicht gravierend gefährdet. Dennoch können Versorgungsengpässe nicht ausgeschlossen werden. Das ist das Fazit einer Studie, die der Bundesrat am Mittwoch zur Kenntnis genommen hat.

Aus den Resultaten gehe hervor, dass die vom Bundesrat bisher beschlossenen Massnahmen einen signifikanten Beitrag zur Energieversorgung im Winter leisteten, heisst es in einer Mitteilung. Damit könne der Energieverbrauch «in den wahrscheinlichsten Szenarien» gedeckt werden.

Nur im sogenannten Extremszenario – also, wenn europaweit das Gas knapp würde und alle Schweizer Kernkraftwerke ausfallen würden – gäbe es gemäss der Studie «erhebliche Auswirkungen» auf die Schweiz. In diesem sehr unwahrscheinlichen Fall fehlte im Winter im Durchschnitt eine Strommenge von knapp sechs typischen Wintertagesverbräuchen.

Genügend Instrumente vorhanden
Viel wahrscheinlicher ist das Referenzszenario. Dieses geht laut dem Bundesrat davon aus, dass die Verfügbarkeit der französischen Kernkraftwerke im Winter 2022/2023 um rund einen Drittel reduziert ist, europaweit aber genügend Gas für die Stromproduktion zur Verfügung steht.

Die Berechnungen zeigen, dass in diesem Szenario ausreichend Energie aus in- und ausländischer Produktion zur Deckung der Schweizer Stromnachfrage zur Verfügung steht, wie der Studie zu entnehmen ist. Voraussetzung sei jedoch, dass der marktbasierte Stromhandel in Europa weiterhin funktioniere und die gegenseitige Stützung in Knappheitssituationen gewährleistet sei.

Wenn in Europa rund 15 Prozent weniger Gas für die Stromproduktion zur Verfügung stünde, hätte das kaum Auswirkungen auf die Schweizer Stromversorgung. Nur in 8 Prozent der Simulationen entspricht die fehlende Strommenge mehr als einem Wintertagesverbrauch. In 5 Prozent fehlt im Winter eine Strommenge von über zweieinhalb Wintertagesverbräuchen.

Gemäss der Studie könnte die Schweiz diese Engpässe mit den bisher getroffenen Massnahmen bewältigen. Dazu gehören beispielsweise die Wasserkraftreserve sowie das Reservekraftwerk im aargauischen Birr. Auch die Sparbemühungen von Wirtschaft und Bevölkerung trügen ihren Teil dazu bei, schreibt der Bundesrat.

Puffer dank deutschen AKW
Selbst wenn im Winter die Hälfte des nuklearen Kraftwerkparks in Frankreich und zusätzlich die Schweizer Kernkraftwerke Leibstadt und Beznau 1 ausfallen würden, könnte dies die Schweiz dank der zur Verfügung stehenden Wasserkraft und ausreichenden Importkapazitäten aus den übrigen Nachbarzonen auffangen.

Analysiert wurde die aktuelle Situation vom Bundesamt für Energie und in Begleitung der Elektrizitätskommission (Elcom) und des Bundesamts für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL). Sie simulierten verschiedene Szenarien mit unterschiedlichen Verfügbarkeiten von Gas und Kernkraftwerken. Es wurden auch Kombinationen von meteorologischen Bedingungen und Kraftwerksausfällen durchgespielt.

Berücksichtigt wurden zudem die bis Ende Juli 2022 von den EU-Ländern getroffenen Entscheide, beispielsweise die Rückführung von deutschen Kohlekraftwerken von der Reserve in den Markt oder die Verlängerung der Laufzeiten belgischer Kernkraftwerke. Nicht berücksichtigt wurden spätere Entscheidungen wie die Sparaufrufe, Massnahmen gegen hohe Energiepreise in der EU oder der Weiterbetrieb von drei deutschen Kernkraftwerken bis Frühling 2023. (awp/mc/pg)

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