US-Schluss: Verluste nach Fed-Aussagen bleiben in Grenzen
New York – Die New Yorker Börsen sind am Mittwoch trotz der von der US-Notenbank Fed ins Auge gefassten weiteren Zinserhöhungen mit einem blauen Auge davongekommen. Die wichtigsten Indizes rutschten nach den Fed-Aussagen zwar ins Minus, blieben letztlich aber über ihren danach markierten Tagestiefs.
Der Leitindex Dow Jones Industrial dämmte seinen Verlust zum Handelsende bei 33’966,35 Punkten auf 0,42 Prozent ein. Für den marktbreiten S&P 500 ging es am Ende um 0,61 Prozent auf 3995,32 Punkte bergab und der technologielastige Nasdaq 100 sank um 0,79 Prozent auf 11’740,92 Zähler.
Auf ihrer Dezember-Sitzung hob die Fed den Leitzins zwar wie überwiegend erwartet nur um einen halben Prozentpunkt an und verlangsamte damit ihr Zinserhöhungstempo. Zuvor hatte sie den Leitzins viermal in Folge um je 0,75 Prozentpunkte erhöht. Die Währungshüter haben aber offenbar nicht vor, ihren Kampf gegen die Inflation bald abzubrechen. Für 2023 signalisieren sie sogar mehr Zinsanhebungen als bislang. In den Jahren danach dürfte die Geldpolitik zwar gelockert werden. Den Prognosen zufolge deutet sich aber ein höheres Zinsniveau an, als die Notenbanker bislang in Aussicht gestellt hatten.
Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners zog aus den Fed-Aussagen ein durchwachsenes Fazit: «Die Fed geht vom Gas. Die Zeit der Jumbo-Erhöhungen ist Vergangenheit. Das neue Tempo liegt bei 50 Basispunkten. Das ist die gute Nachricht», betonte der Experte. «Aber: Alle, die auf ein schnelles Ende des aktuellen Erhöhungszyklus gesetzt haben, werden heute bitter enttäuscht.» Entsprechende Hoffnungen hatte am Dienstag eine überraschend deutliche Abschwächung der Inflation in den USA geschürt.
Unter den Einzelwerten stachen am Mittwoch Moderna mit einem Plus von 5,8 Prozent auf 208,95 US-Dollar als Nasdaq-100-Spitzenreiter erneut positiv heraus. Am Vortag hatten die Aktien des Biotech-Unternehmens dank positiver Studienergebnisse zu einer Kombi-Therapie aus einem Moderna-Krebsimpfstoff und dem Tumor-Arzneistoff Pembrolizumab von Merck & Co erstmals seit Mitte Januar wieder die 200-Dollar-Marke geknackt. Und ähnlich wie tags zuvor zogen die Titel des Mainzer Konkurrenten Biontech im Kielwasser von Moderna um 4,4 Prozent an.
Derweil war Vortags-Nasdaq-Schlusslicht Tesla mit einem Minus von über zweieinhalb Prozent erneut nicht gefragt. Die Aktien des Elektroautobauers notieren damit weiter auf dem niedrigsten Niveau seit zwei Jahren – 2022 haben sie bislang über die Hälfte ihres Werts eingebüsst. Bernstein-Analyst Toni Sacconaghi argumentierte bereits Ende November in einer Studie, dass die Aktie im Vergleich zu traditionellen Autobauern immer noch hoch bewertet bleibe. Der Marktwert, der in Spitzenzeiten etwa 1,3 Billionen Dollar betrug, ist aktuell zwar auf unter 500 Milliarden Dollar gefallen. Zeitgleich kommen die drei grossen deutschen Autohersteller Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW zusammen aber nur auf umgerechnet 215 Milliarden Dollar.
Die rote Laterne im technologielastigen Auswahlindex übernahm zur Wochenmitte Charter Communications mit einem Kursrutsch von über 16 Prozent. Der Telekomkonzern investiert mehr als erwartet in seine Netze und hat damit wohl weniger Geld für Aktienrückkäufe übrig. Die Analysten von JPMorgan schraubten daraufhin ihre Erwartungen für das Unternehmen zurück.
Die Papiere der Fluggesellschaft Delta Air Lines legten nach positiven Geschäftssignalen um 2,8 Prozent zu.
Der Euro überwand einen Schwächeanfall in Reaktion auf die Fed-Aussagen schnell. Im New Yorker Handel kostete die Gemeinschaftswährung zuletzt 1,0682 US-Dollar, womit sie ungefähr auf ihrem vorherigen Stand notierte und auf dem höchsten Niveau seit über einem halben Jahr blieb. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,0649 Dollar festgesetzt.
US-Staatsanleihen behaupteten letztlich ihre moderaten Gewinne. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) stieg um 0,14 Prozent auf 114,94 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Staatspapiere sank damit auf 3,48 Prozent. (awp/mc/ps)