SAP will 3000 Stellen abbauen und Kosten senken

SAP will 3000 Stellen abbauen und Kosten senken
SAP-Hauptsitz in Walldorf. (Foto: SAP SE)

Walldorf – Europas grösster Softwarehersteller SAP will sich angesichts der geplanten Wende hin zu mehr Gewinn schlanker aufstellen und dafür auch Tausende Jobs streichen. Die Walldorfer stellten am Donnerstag unter anderem ihre US-Marktforschungstochter Qualtrics ins Schaufenster – ein Verkauf könne die Profitabilität heben und mehr Fokus auf die Kerngeschäfte erlauben, hiess es von Konzernchef Christian Klein. Der Manager will zudem 3000 Stellen streichen. Das sind rund 2,5 Prozent aller Beschäftigten, in Deutschland sind rund 200 Mitarbeiter betroffen. Der Stellenabbau soll weitere Investitionen ins Kerngeschäft ermöglichen, denn eingeplant sind mit dem Jobabbau auch Kostensenkungen.

Die Aktie von SAP fiel zum Handelsstart zuletzt um 2,85 Prozent auf 102,92 Euro. Das Papier hatte sich von den Tiefs im vergangenen Herbst zuletzt wieder deutlich lösen können, von teilweise unter 80 Euro ging es wieder bergauf bis auf über 109 Euro, bevor einige Anleger erst einmal Kasse machten. Analyst Knut Woller von der Baader Bank wertete die Jahreszahlen des Konzerns etwas schwächer als von Experten erwartet. Seine Annahme, dass sich die laufenden Geschäfte wieder beschleunigten, bleibe aber intakt.

2023 mehr Gewinn erwartet
In diesem Jahr soll nach zwei mageren Jahren wieder spürbar mehr Gewinn aus dem Tagesgeschäft eingefahren werden. Finanzchef Luka Mucic rechnet mit einem währungsbereinigten Anstieg des um Sondereffekte bereinigten Ergebnisses vor Zinsen und Steuern um 10 bis 13 Prozent. Im vergangenen Jahr ging das operative Ergebnis noch um zwei Prozent auf 8,03 Milliarden Euro zurück. Insgesamt traf SAP damit die eigenen Ziele und die Erwartungen von Experten am Markt.

Mit der Cloudsoftware will SAP im laufenden Jahr währungsbereinigt zwischen 22 und 25 Prozent mehr Umsatz machen, im gesamten Produktumsatz erwartet Vorstandschef Klein ein Plus zwischen 6 und 8 Prozent. Bei den Aussichten für den Erlös bleibt SAP damit eher am unteren Ende der Analystenerwartungen – beim operativen Ergebnis liegen die Schätzungen im Schnitt in der vom Konzern avisierten Spanne. Im vergangenen Jahr hatte der schwache Euro noch ordentlich Rückenwind verliehen, mittlerweile hat sich der Wechselkurs aber wieder stärker gewendet und könnte bremsen.

Entlassungen geplant
Zur schon länger in Aussicht gestellten Wende beim operativen Ergebnis hin zum Besseren dürften die Stellenstreichungen in diesem Jahr noch nicht viel beitragen, sagte Finanzchef Mucic. Die jährlichen Kosten sollen durch den Schritt um 350 Millionen Euro sinken. Vor allem ab 2024 komme das zum Tragen. Zum Jobabbau dürften auch Entlassungen gehören. Klein sagte, dass Geld in den Kernbereich des Softwarekonzerns investiert werden soll – hier, bei der Software zur Unternehmenssteuerung (ERP), will er die Stellung von SAP noch ausbauen und den Marktanteil steigern.

Der 2018 von Klein-Vorgänger Bill McDermott für 8 Milliarden US-Dollar teuer zugekaufte US-Marktforscher Qualtrics gehört offenbar nicht mehr zu den Überlegungen Kleins für die Zukunft der Walldorfer. Zwar hänge ein Deal von vielen Faktoren ab. Der Vorstoss in die Marktforschung, um den US-Rivalen Salesforce in seiner Domäne bei Vertriebs- und Kundenmanagementsoftware anzugreifen, kann aber wohl als gescheitert gelten.

2021 brachte SAP das Unternehmen bereits in Teilen an die US-Börse und gestand sich damit ein, dass die Amerikaner nicht so recht unters Walldorfer Konzerndach passen. Zuletzt machte auch der Aktienkurs von Qualtrics kaum noch Freude, derzeit liegt der Börsenwert bei unter 7 Milliarden Dollar. Dennoch hofft Mucic bei einem Verkauf auf eine ordentliche Bewertung. SAP hält laut Mucic nominal noch 71 Prozent der Anteile, doch über die teuren Vereinbarungen für aktienbasierte Vergütungen in der Firma sind es verwässert durch neue Anteile nur noch 61 Prozent.

Ende Jahr noch etwas Boden gut gemacht
Im vergangenen Jahr machte SAP am Ende noch etwas verlorenen Boden gut im eigentlichen Geschäft. Der Jahresumsatz stieg auch dank der anziehenden Geschäfte mit Cloudsoftware zur Nutzung über das Netz um insgesamt elf Prozent auf 30,9 Milliarden Euro, ohne den schwachen Euro wäre der Erlös aber nur um fünf Prozent geklettert. Damit blieb SAP etwas hinter den Markterwartungen zurück. Unter dem Strich sackte der Nettogewinn um gut zwei Drittel auf 1,71 Milliarden Euro ab, vor allem weil die Risiko-Beteiligungen an Start-ups nicht so viel Bewertungserträge beisteuerten wie im Jahr zuvor. (awp/mc/ps)

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