CH-Schluss: Auf breiter Front schwächer – US-Zinsentscheid im Fokus
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag schwächer geschlossen. Dabei konnte der SMI im Verlauf aber noch Boden gutmachen und sich deutlich vom Tagestief absetzen. Vor der mit Spannung erwarteten Zinsentscheidung der US-Notenbank am Mittwochabend und der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie der Bank of England (BoE) am Donnerstag verhielten sich die Anleger vorsichtig. Viele Anleger schritten zu Gewinnmitnahmen nach dem starken Anstieg der Börsen seit Jahresanfang. Die Marktteilnehmer hatten auch eine Reihe von Firmenergebnissen und Konjunkturdaten zu verarbeiten, die unterschiedlich ausgefallen waren.
Die Marktteilnehmer rechnen mit weiteren Zinserhöhungen der Zentralbanken, nämlich +25 Basispunkte vom Fed und +50 BP von der EZB. Dies sei am Markt aber eskomptiert. Allerdings sei die Angst vor dem, was Fed-Chef Jerome Powell am morgigen Mittwoch sagen könnte, gross. Aussagen, dass die aggressiv restriktive Geldpolitik fortgesetzt werden könnte, wären ein echter Stimmungskiller, hiess es am Markt. Darüber hinaus spiele die Berichtssaison eine immer wichtigere Rolle. Im Rahmen des jüngsten Rally seien viele Vorschusslorbeeren vergeben worden. Diese müssten nun von den Unternehmen noch bestätigt werden, heisst es in einem Kommentar. Doch bisher ergebe sich diesbezüglich kein klares Bild, sagte ein Händler.
Der SMI schloss nach einem Tagestief von 11’239 Punkten um 0,82 Prozent tiefer bei 11’285,78 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste 0,91 Prozent auf 1764,76 und der breite SPI 0,76 Prozent auf 14’490,30 Zähler ein. Im SLI beendeten 27 Titel den Handel zu tieferen und drei zu höheren Kursen.
Im Fokus standen die Aktien der UBS (-2,1%), die im Verlauf zwar einen Teil der Einbussen aufholten, aber dennoch klar im Minus schlossen. Dabei hatte die Grossbank mit ihrem Quartalsergebnis die Erwartungen übertroffen. Aber dies sei zum Teil Sonderfaktoren geschuldet, was die Qualität des Ergebnisses schmälere, monierten Analysten. Dabei erwies sich der Heimmarkt in unsicheren Zeiten als grosse Stütze und schnitt im vierten Quartal deutlich über den Erwartungen ab. Im Sog von UBS schlossen auch Julius Bär (-1,4%), deren Zahlen am Donnerstag folgen, und CS (-0,7%) tiefer.
Die grösste Einbusse verbuchten AMS Osram (-4,4%). Bei dem Sensorenhersteller kommt es überraschend zu einem Chefwechsel. Alexander Everke wird nach sieben Jahren als CEO von Aldo Kamper abgelöst. Dies ist der zweite Wechsel an der Spitze des Unternehmen seit Herbst 2022. Das sorgte am Markt für grosse Verunsicherung, was den Kurs deutlich nachgeben liess.
Einbussen gab es auch bei Wachstumswerten wie Sonova (-3,8%), Straumann (-1,7%) oder Lonza (-2,7%). Am Markt war zu Sonova von Umschichtungen in die Aktien des Rivalen Demant die Rede. Wachstumswerte zählten in den ersten Wochen des Jahres zu den grössten Gewinnern. Daher überraschen Gewinnmitnahmen nicht. So auch bei Richemont (-1,4%), die von der Öffnung in China nach der Pandemie und von guten Ergebnissen profitiert hatten, hiess es am Markt. Adecco (-1,2%) hätten im Sog des durchwachsenen Quartalsberichts von Rivale Manpower nachgegeben, sagte ein Händler.
Bei den Schwergewichten notierten Novartis (-0,9%) und Roche (-1,0%) vor den am Mittwoch bzw. am Donnerstag erwarteten Ergebnissen im Minus. ABB (-0,9%) gaben vor dem Quartalsbericht am Donnerstag ebenfalls nach.
Nestlé (+0,3%) waren zusammen mit Kühne + Nagel (+0,2%) und SGS (+0,2%) die einzigen Gewinner im SLI.
Am breiten Markt brachen Idorsia (-9,7%) trotz guter Nachrichten ein. Mit Addex (-6,2%) und Spexis (-7,0%) gaben weitere Biotechtitel nach. Pierer Mobility (-1,2%) waren nach den Jahreszahlen ebenfalls tiefer.
Dagegen legten Landis + Gyr (+1,1%) nach Neuigkeiten vom Kapitalmarkttag zu. Fester waren auch Cosmo (+1,2%), nachdem Berenberg die Abdeckung mit «Buy» wieder aufgenommen hat. (awp/mc/ps)