Julius Bär muss 2022 Gewinnrückgang hinnehmen
Zürich – Die Vermögensverwaltungsbank Julius Bär hat 2022 das schwierige Marktumfeld zu spüren bekommen und einen tieferen Gewinn als noch im Vorjahr erzielt. Die Geldzuflüsse zum Zürcher Institut zogen nach einem rückläufigen ersten Halbjahr in der zweiten Jahreshälfte aber wieder deutlich an.
Der Konzerngewinn der Finanzgruppe lag mit 950 Millionen Franken 12 Prozent unter dem Rekordergebnis des Vorjahres, wie Julius Bär am Donnerstag mitteilte. Der um Integrations- und Restrukturierungskosten adjustierte Konzerngewinn ging um 8 Prozent auf 1,05 Milliarden zurück.
Zuflüsse in allen Regionen
Der Bank flossen im vergangenen Jahr insgesamt Neugelder über 9 Milliarden Franken zu, nachdem es im Jahr davor noch knapp 20 Milliarden waren. Nach einem Nettoabfluss im ersten Halbjahr wegen dem Abbau von Fremdfinanzierung durch die Bär-Kunden erholte sich die Netto-Neugeldentwicklung in der zweiten Jahreshälfte allerdings deutlich. Alleine in den letzten beiden Monaten des Jahres verzeichnete die Bank knapp 6 Milliarden an Nettozuflüssen.
Besonders stark seien die Zuflüsse in Europa und im Nahen Osten gewesen, sagte CEO Philipp Rickenbacher vor den Medien. Die Bank habe dabei auch Geldzuflüsse von Kunden der angeschlagenen Credit Suisse gesehen, allerdings seien diese «nicht ausserordentlich» ausgefallen, betonte er auf eine entsprechende Frage.
Weniger Russen-Vermögen
Die verwalteten Vermögen bildeten sich im Jahresvergleich wegen der Korrekturen an den Aktien- und Anleihenmärkten des vergangenen Jahres allerdings um deutliche 12 Prozent auf 424 Milliarden Franken zurück. Zusätzlich lasteten auch die Wechselkursentwicklung sowie kleinere Unternehmensveräusserungen auf den Kundenvermögen.
Weiter abgebaut hat Julius Bär die Vermögen russischer Kunden: Rund 0,7 Prozent der Kundenvermögen entfielen Ende Jahr noch auf russische Personen, die weder im Europäischen Wirtschaftsraum noch in der Schweiz aufenthaltsberechtigt seien, betont die Bank. Vergangenen März hatte die Bank diesen Anteil noch auf 1,6 Prozent beziffert. Die Tochtergesellschaft von Julius Bär in Moskau ist inzwischen geschlossen.
Zurückhaltende Kunden
Der Rückgang bei den verwalteten Vermögen sowie sehr verhaltene Kundenaktivität aufgrund der turbulenten Märkte liessen die Einnahmen der Bank im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft sinken. Allerdings konnte die Bank den Rückgang zu einem guten Teil durch einen Anstieg im Zinsgeschäft kompensieren, wo sie vom Anstieg der Zinssätze im Jahresverlauf klar profitierte.
Der Bär-CEO gab sich derweil überzeugt, dass die Kunden nach den politischen und makroökonomischen Schocks des vergangenen Jahres wieder mehr Zuversicht gewinnen würden. Trotz verbleibender Unsicherheit präsentierten sich die makroökonomischen Aussichten deutlich weniger düster, als man noch vor einem halben Jahr erwartet habe: Und das werde sich nach und nach auf die Bankkunden auswirken.
Unveränderte Dividende
Die Julius-Bär-Aktionäre sollen für das abgelaufene Geschäftsjahr eine unverändert Dividende von 2,60 Franken je Aktie erhalten. Ein laufendes Aktienrückkaufprogramm soll per Ende Februar voraussichtlich mit dem genehmigten Höchstbetrag von 400 Millionen Franken abgeschlossen werden. Ein neues Rückkaufprogramm kündigte die Vermögensverwaltungsbank nicht an.
Am Aktienmarkt wurden die Zahlen am Donnerstag positiv aufgenommen. Die Titel des Vermögensverwalters notierten am Mittag noch knapp 3 Prozent im Plus nachdem sie zeitweise mehr als 5 Prozent gewonnen hatten. Hervorgehoben wurden vor allem die guten Neugeldzuflüsse in den Schlussmonaten 2022. (awp/mc/pg)