US-Schluss: Hoffnung auf Inflationsrückgang treibt Kurse
New York – Die Hoffnung auf eine erfolgreiche Bekämpfung der Inflation in den USA hat die dortigen Börsen am Dienstag letztlich beflügelt. Die Anleger reagierten unter dem Strich erleichtert auf Aussagen des heimischen Notenbankchefs Jerome Powell, wonach unter anderem der Prozess der zurückgehenden Inflation bereits begonnen habe. Allerdings sei dieser noch in einem «sehr frühen Stadium» und weitere Fortschritte dürften noch einige Zeit dauern. Gleichwohl zogen insbesondere die zinssensiblen Technologiewerte deutlich an.
Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es nach heftigen Schwankungen am Ende um 2,12 Prozent auf 12 728,27 Punkte nach oben. Der marktbreite S&P 500 stieg um 1,29 Prozent auf 4164,00 Punkte. Der Leitindex Dow Jones Industrial legte um 0,78 Prozent auf 34 156,69 Punkte zu.
Auf einer Veranstaltung in Washington hatte Powell zudem künftige Zinserhöhungen im Kampf gegen die hohe Inflation in Aussicht gestellt. Es dürften voraussichtlich weitere Massnahmen notwendig sein, sagte er.
Powell wies ferner darauf hin, dass der Arbeitsmarkt in den USA in einer «ausserordentlich starken Verfassung ist». Sollte dies weiter anhalten, könnte der Höhepunkt der Zinserhöhungen höher liegen, sagte der Notenbanker weiter. Alles in allem aber sahen Experten in den Aussagen kaum Neues.
«Wichtig ist, dass Powell die Chance hatte, einen Wechsel zu einer aggressiveren Haltung zu signalisieren und sie nicht wahrgenommen hat», sagte Bill Adams, Chefvolkswirt der Comerica Bank in Dallas. Kurzfristig werde die Fed wahrscheinlich noch eine oder vielleicht zwei weitere Zinserhöhungen vornehmen, bevor sie eine Pause einlege.
An der Dow-Spitze profitierten die Aktien von Microsoft mit einem Plus von gut vier Prozent nicht nur von dem freundlichen Umfeld, sondern auch von einer positiv aufgenommenen Unternehmensnachricht. Der Software-Hersteller hatte neue Versionen seiner Bing-Internetsuchmaschine und seines Edge-Browsers vorgestellt, die mit der neuesten Technologie des ChatGPT-Herstellers OpenAI ausgestattet sind. Damit will Microsoft gegenüber dem Suchmaschinenriesen Google Boden gut machen.
Der Videokonferenz-Dienst Zoom folgte anderen Unternehmen aus der Tech-Branche und kündigte ebenfalls einen deutlichen Stellenabbau an. Die Anteilscheine gewannen daraufhin fast zehn Prozent.
Unter den weiteren Einzelwerten brachen die Aktien von Bed Bath & Beyond um fast 49 Prozent ein. Der schwer angeschlagene Händler von Bad- und Küchenausstattung hatte eine Kapitalerhöhung durchgeführt, um damit Schulden zu begleichen.
Die Kursschwankungen der Papiere sind allerdings seit geraumer Zeit erheblich. Am Montag etwa hatte sich der Kurs der Anteilscheine fast verdoppelt. Bed Bath & Beyond zählen zu den sogenannten Meme-Aktien oder auch Zocker-Papieren. Das sind Aktien von meist schwer angeschlagenen Unternehmen, deren Kurs über Social-Media-Kanäle wie Reddit oder TikTok empfohlen werden und danach in der Regel rasch wieder fallen.
Der Euro profitierte etwas von den Aussagen von Powell und notierte zuletzt bei 1,0725 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,0700 (Montag: 1,0776) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9346 (0,9280) Euro.
US-Staatsanleihen blieben unter Druck: Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) sank um 0,26 Prozent auf 113,20 Punkte. Im Gegenzug kletterte die Rendite zehnjähriger Staatspapiere auf 3,68 Prozent. (awp/mc/pg)