Ems-Chemie mit erstem Gewinnrückgang seit Corona-Krise

Ems-Chemie mit erstem Gewinnrückgang seit Corona-Krise
Ems-Werkplatz Domat/Ems. (Foto: Ems)

Domat/Ems – Der Weltkonjunktur ist im Verlauf von 2022 zusehends der Schnauf ausgegangen. Das hat auch die vor allem als Autozulieferer tätige Ems-Chemie zu spüren bekommen: Während der Umsatz erneut zunahm, sanken die Gewinnzahlen erstmals seit dem Coronajahr 2020.

Ems-Chemie blickt auf ein schwieriges Geschäftsjahr zurück. Es war von stark steigenden Energie- und Rohstoffkosten sowie einer schwächelnden Nachfrage geprägt. Und im wichtigen Automarkt China drückten rigorose Lockdown-Massnahmen auf das Geschäft.

Der Auto-Sektor steht für rund 60 Prozent der Ems-Umsätze. Die Ems-Produkte helfen den Autobauern, leichtere Fahrzeuge zu bauen. Vor allem zum Jahresende hin bestellten die Automobilkunden weniger, sagte Firmenchefin Magdalena Martullo-Blocher am Freitag vor den Medien. Viele Kunden hätten ihre Lagerbestände wieder abgebaut.

Rekordumsatz dank Preiserhöhungen
In der Summe steigerte Ems den Umsatz dennoch um 8,3 Prozent auf 2,44 Milliarden Franken und damit auf einen neuen Rekordwert. Zu dem deutlichen Wachstum dürften aber vor allem Preiserhöhungen durch die Ems beigetragen haben. Denn die abgesetzten Volumen haben sich laut der Firmenchefin «ungefähr stabil» entwickelt.

Die Kosteninflation wird bei der Ems konsequent an die Kunden weitergereicht. «Wir können das dank unserer starken Marktposition», erklärte Martullo-Blocher, die das an den im letzten Jahr um 280 Millionen Franken gestiegenen Rohstoffkosten illustrierte. «Das ist fast unser halber Betriebsgewinn EBIT, das mussten wir daher weitergeben», sagte sie.

Dennoch sanken die von Ems ausgewiesenen Gewinnzahlen – und zwar das erste Mal seit dem Corona-Einbruch von 2020. Der EBIT ging um 4,6 Prozent auf 611 Millionen Franken zurück.

Marge von Preiserhöhungen verwässert
Damit blieb auch weniger vom Umsatz als Betriebsgewinn übrig als im Vorjahr: Die entsprechende Marge sank um mehr als 3 Prozentpunkte auf 25,0 Prozent. Das sei aber immer noch «sehr hoch», betonte die Ems-Chefin. Und um die Preiserhöhungen bereinigt – diese verwässern die ausgewiesene Profitabilität – wäre die Marge sogar gestiegen, sagte sie.

Unter dem Strich blieben 535 Millionen Franken als Reingewinn. Das sei der zweithöchste Gewinn in der Firmengeschichte, hielt Ems fest. Dass am Ende der Erfolgsrechnung «nur» ein Minus von 3,3 Prozent stand, lag nicht zuletzt daran, dass die Ems weniger Steuern bezahlen musste.

In der Folge wurde die Dividende um einen Franken auf insgesamt 20 Franken je Aktie gesenkt. Das bedeutet auch sinkende Ausschüttungen für Firmenchefin Martullo-Blocher und ihre beiden Schwestern, die zusammen deutlich über 60 Prozent an Ems besitzen.

«Ganz leichtes» Gewinnplus erwartet
2023 soll es wieder aufwärts gehen: Für das laufende Jahr geht Ems von einem Nettoumsatz und einem EBIT «ganz leicht» über Vorjahr aus. Die Konjunktur dürfte aber gedämpft bleiben – insbesondere das erste Halbjahr dürfte gemäss Ems aufgrund der Covid-Situation in China und der gedrückten Konsumstimmung in Europa noch sehr verhalten ausfallen.

An der Schweizer Börse nahmen die Anleger die Resultate eher verschnupft auf: Bei Handelsschluss notierten die Papiere – in einen schwachen Gesamtmarkt – um 1,9 Prozent im Minus.

Ems verfügt laut Analysten zwar ein spezielles Produktportfolio, kann sich aber auch nicht ganz den Marktentwicklungen entziehen. Überrascht zeigte man sich zudem vom Abgang des Finanzchefs nach nur neun Monaten im Dienste der Firma. (awp/mc/pg)

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