Sorgen um Whisky-Tourismus in Schottland – Whisky-Exporte legen deutlich zu
Edinburgh – Pläne der schottischen Regionalregierung für ein weitreichendes Alkohol-Werbeverbot bedrohen nach Ansicht von Unternehmen die Tourismus- sowie die Whisky-Industrie. Der Chef des Verbands Association of Scottish Visitor Attractions, Gordon Morrison, sagte jüngst der Zeitung «Herald», die Vorschläge hätten immense Folgen.
«Den Verkauf von allen mit Alkohol verbundenen Artikeln effektiv zu verbieten, würde sich auf sehr viele Tourismusunternehmen auswirken, nicht nur auf die Brennereien», sagte Morrison.
«Tiefe, langjährige und problematische Beziehung zum Alkohol»
Die Vorschläge sollen Schottlands «tiefe, langjährige und problematische Beziehung zum Alkohol» beenden. Dabei geht es um ein Werbeverbot auf Tafeln und in Zeitungen sowie um ein Verbot von Merchandising mit Alkoholbezug. Das würde bedeuten, dass Brennereien oder Pubs keine T-Shirts oder Gläser mehr verkaufen dürften. «Wenn alle Massnahmen, die diskutiert werden, zu Gesetz werden, könnte dies sogar bedeuten, dass Geschäfte ihren Alkohol verstecken müssen», so der «Herald».
Whisky bringt Besucher in abgelegene Teile Schottlands
Verbandsvertreter Morrison betonte die Rolle des Whisky-Tourismus, der Schätzungen zufolge rund 84 Millionen Pfund (95 Mio Euro) pro Jahr beiträgt. «Die Brennereien befinden sich oft in Teilen von Schottland, die recht abgelegen sind», sagte er. «Dort gibt es häufig nichts anderes zu tun. Sie bringen Besucher in die Gemeinden.»
Die Konservative Partei, die im Regionalparlament in Edinburgh in der Opposition ist, sprach von «drakonischen» Regeln. «Das wird nicht nur Jobs in Schottland kosten, sondern es für die Branche auch erheblich erschweren, in die EU und nach anderswo zu exportieren», kritisierte der Abgeordnete David Mundell im britischen Unterhaus.
In Grossbritannien sind 2021 nach offiziellen Angaben so viele Menschen wie noch nie an den Folgen schweren Alkoholkonsums gestorben, in Schottland war die Quote am höchsten.
Schottische Whisky-Exporte legen deutlich zu
Grundsätzlich brummt das Whisky-Geschäft in Schottland. So hat die Industrie dank der Erholung nach der Pandemie im vergangenen Jahr deutlich mehr exportiert. Erstmals habe der Wert der Ausfuhren mehr als sechs Milliarden Pfund betragen, teilte der Verband Scotch Whisky Association am Freitag mit. Die Ausfuhren stiegen demnach um 37 Prozent auf 6,2 Milliarden Pfund (7 Mrd Franken). Vor allem die Verkäufe nach Taiwan, Singapur, Indien und China hätten deutlich zugelegt. Deshalb habe die Region Asien-Pazifik die EU als grössten Absatzmarkt abgelöst. (awp/mc/pg)