25 Jahre Gebert Rüf Stiftung: Was aus den 220 Mio Franken des WC-Königs geworden ist
Basel – Am 27. Februar 1998 vom Schweizer Unternehmer Heinrich Gebert gegründet, feiert die Gebert Rüf Stiftung (GRS) heute ihren runden Geburtstag. Seit 25 Jahren unterstützt sie Innovationen mit jährlich 15 Millionen Franken – so etwa im Startup-Bereich und in der Wissenschaftskommunikation. Mit gezielten Förderimpulsen macht die GRS die Schweiz innovativer, und das mit nachhaltigem Impact – ganz im Sinn und Geist ihres Stifters.
Was haben das Klimaschutz-Startup «Climeworks», das «Venture Kick»-Programm und der Wissenspodcast «Durchblick» gemeinsam? Sie alle gehören zu den über 1’260 Förderprojekten, welche die GRS bisher unterstützt hat. «WC-König verschenkt 220 Millionen», titelte der «Blick» vor 25 Jahren. Aus dem Startkapital des Stifters wurden mit der Zeit insgesamt 259 Millionen Franken, mit denen technische und gesellschaftliche Innovationen angeschoben wurden. Diese haben bis heute weitere Finanzierungen in Höhe von 8.4 Milliarden Franken ausgelöst.
«Die Gebert Rüf Stiftung war Förderin der ersten Stunde, wo noch gar nicht klar war, wohin die Reise geht. Es braucht risikoaffine Evaluations- und Förderinstanzen wie die GRS, die Risiken bewusst eingehen, aber auch das Potential einer ‹crazy idea› erkennen.» Christoph Gebald, CEO Climeworks AG
«Ich will etwas Gutes für die Schweiz tun.»
Im Jahr 1997 verkauft der damals 81-jährige Unternehmer Heinrich Gebert die «Geberit», seine während Jahrzehnten erschaffene Firma aus dem Sanitär-Bereich. Peter Forstmoser, sein langjähriger Berater, erinnert sich: «Nach vierzehn Tagen kam er wieder und sagte, er brauche das Geld nicht, er wolle damit etwas Gutes für die Schweiz tun.» Und so floss ein Grossteil von Heinrich Geberts Vermögen in die Gründung der grössten privaten Wissenschaftsstiftung der Schweiz – mit dem Zweck, durch Innovationen den hiesigen Wirtschafts- und Lebensstandort zu stärken und mitzugestalten.
«Der Weg in den Markt bildet bei radikalen Innovationen nach wie vor eine Durststrecke. Die Produktentwicklungsrisiken können weder Staat noch Markt finanzieren. Dieses Tal der Tränen bleibt für eine private Stiftung wie die GRS eine wichtige Förderlücke. Durch die agile Unterstützung junger Forschender kann mit wenig Mitteln oft viel bewirkt werden.» Martina Hirayama, Staatssekretärin für Bildung, Forschung und Innovation
Visionäre Stiftungsidee
Gemeinnützige Stifter in der Schweiz engagieren sich traditionellerweise für kulturelle oder soziale Anliegen. Nicht so Heinrich Gebert: Seine Vision entsprang seiner eigenen unternehmerischen Erfahrung, sie war verblüffend einfach und zugleich wegweisend, sowohl für den Philanthropiesektor als auch für die Wissenschaftsförderung: Die GRS sollte bottom-up Wissensunternehmer:innen fördern und selbst unternehmerisch agieren. Ausgehend von dieser Grundidee umriss der erste Stiftungsrat eine Förderstrategie, die darauf abzielt, eigene Akzente und Förderschwerpunkte dort zu setzen, wo andere das Risiko scheuen.
«Science Entrepreneurship»
In einer frühen Phase durch die GRS angeschoben, haben sich Startups wie Planted, Versantis oder Bloom Biorenewables zu erfolgreichen Unternehmen entwickelt. Um ganze Förderbereiche zu etablieren, verfolgt die GRS das Ziel, zusammen mit anderen Partnern Pipeline-Programme zu schaffen, die Projekte seriell zum Erfolg führen. «Venture Kick» z.B. ist heute das mit Abstand wichtigste Startup Accelerator-Programm der Schweiz. «Als ich noch studiert habe», so Stiftungspräsident Roland Siegwart, «war Science Entrepreneurship noch kein Thema an den Hochschulen. Heute ist das anders – dank der GRS.»
«Ich kann mir nur mehr solche Institutionen wie die Gebert Rüf Stiftung wünschen, die sich so einsetzen für die Schweizer Volkswirtschaft.» Peter Stähli, Head of Entrepreneurship, Swiss Entrepreneurs Foundation
Mit Wissenschaft zu den Leuten
Wie die GRS den unternehmerischen Transfer von der Wissenschaft in die Wirtschaft unterstützt, so stärkt sie mit dem Scientainment-Programm den Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. «Dieser Dialog wird immer wichtiger», ist Vizepräsidentin Monika Bütler überzeugt. Scientainment-Projekte wie der Wissenspodcast «Durchblick» verbinden «Science» und «Entertainment» mit relevanten Themen, attraktiven Formaten und starken Kanälen. Nur wenn es gelingt, möglichst viele Menschen auf den Weg in die Wissensgesellschaft mitzunehmen, bleibt die Schweiz zukunftsfähig.
«Impact Now»
Mit dem Modell der Verbrauchsstiftung, das der Stiftungsrat 2013 eingeführt hat, verpflichtet sich die GRS der «Impact Now»-Strategie. Und so wird Heinrich Geberts Vermächtnis auch in der Zukunft die Leitschnur der GRS bleiben. Unternehmerisch und wirksam sollen die verbliebenen 86 Millionen Franken eingesetzt werden – zum Nutzen der Schweiz und ihrer Menschen. (mc/pg)