CH-Schluss: SMI weiter von Sorgen um Zinserhöhungen gebremst
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch den dritten Handelstag in Folge tiefer geschlossen. Die Stimmung war weiterhin von den Aussagen von US-Notenbankpräsident Jerome Powell belastet. Er hatte am Vortag vor einem Parlamentsausschuss bekräftigt, dass das Fed das Tempo der geldpolitischen Straffung falls nötig wieder beschleunigen werde. Eine Entscheidung für die März-Zinssitzung sei aber noch nicht gefallen, erklärte er am Mittwoch an einer weiteren Anhörung.
Der Fokus liege nun auf den US-Konjunkturdaten, kommentierte eine Marktteilnehmerin: Fielen die Arbeitsmarktdaten weiterhin gut aus und kühle sich die Inflation nicht ab, werde das Fed die Zinsen wieder in grösseren Schritten erhöhen. Laut dem am Mittwoch veröffentlichten Bericht des Arbeitsmarktdienstleisters ADP sind in der US-Privatwirtschaft mehr Arbeitsplätze geschaffen worden als erwartet. Für Mittwochabend stand noch die Veröffentlichung des «Beige Book»-Konjunkturberichts der US-Notenbank Fed an.
Der Leitindex SMI schloss am Mittwoch um 0,35 Prozent im Minus auf 11’025,26 Punkten, nachdem er am Vormittag kurzzeitig sogar unter die Marke von 11’000 Punkten gefallen war. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gab 0,33 Prozent auf 1758,94 Punkte nach und der breite SPI verlor 0,29 Prozent auf 14’217,55 Zähler. Von den SLI-Titeln schlossen 19 im Minus und elf im Plus.
Im Fokus standen die Givaudan-Titel (-1,4%), die nach den am Vorabend bekannt gewordenen Untersuchungen diverser Kartellbehörden, darunter der Schweizer Weko, klar im Minus schlossen. Die grossen Duftstoffhersteller Europas werden verdächtigt, Preisabsprachen getroffen zu haben. Noch deutlichere Abgaben gab es am Mittwoch allerdings für die Titel des Personalvermittlers Adecco (-2,4%) und des Pharmazulieferers Lonza (-1,7%).
Tiefer gingen auch die Geberit-Aktien (-0,8%) aus dem Handel, nachdem der Sanitärtechnikkonzern vorbörslich seine Jahreszahlen vorgelegt hatte. Die Gewinnzahlen lagen laut Analysten zwar im Rahmen der Prognosen, für etwas Enttäuschung sorgte allerdings ein unter den Erwartungen ausgefallener Dividendenvorschlag.
Bei den Bankenwerten schlossen Credit Suisse (-0,7%) einmal mehr im Minus, obwohl das angeschlagene Finanzinstitut mit dem Erhalt einer Vermögensverwaltungslizenz in China für einmal gute Nachrichten verkünden konnte. Noch deutlichere Abgaben gab es für die Aktien des Konkurrenten UBS (-1,1%).
Nestlé (+0,1%) gingen leicht im Plus aus dem Handel, womit sie nach dem Kursrutsch vom Wochenbeginn noch etwas weiter Boden gutmachen konnten. Keine Stütze für die Indizes boten die Pharma-Schwergewichte Novartis (-0,6%) und Roche (-0,7%).
Zu den Tagesgewinnern gehörten Versicherungstitel wie Swiss Re (+0,7%) sowie Zurich und Swiss Life (beide +0,8%). Sie könnten im aktuellen Umfeld nicht nur von der Zinsentwicklung profitieren, sondern seien auch wegen ihrer ansehnlichen Dividendenrenditen gesucht, sagte ein Händler.
Fester schlossen auch die Logitech-Aktien (+2,0%), nachdem sie noch mit deutlichen Abgaben in den Handelstag gestartet waren. Der Computerzubehör-Hersteller gab im Rahmen seines Kapitalmarkttages seine Guidance für das erste Halbjahr des neuen Geschäftsjahres bekannt und enttäuschte damit die Erwartungen am Markt. Offenbar wurde die Kursschwäche von US-Investoren als Kaufgelegenheit erachtet: Mit Eröffnung der US-Märkte drehten die Titel klar ins Plus.
Am breiten Markt legten die Swiss Steel-Titel (+11,1%) nach Vorlage des Jahresresultats deutlich zu. Das Management zeigte sich zuversichtlich für eine Geschäftsbelebung im zweiten Halbjahr. Zulegen konnten auch die Aktien der Lebensmittelgruppe Orior (+4,0%) nach Jahreszahlen. Im Markt wurde etwa die optimistische Guidance gelobt. Die Aktien des Immobilienunternehmens Plazza, das für 2022 einen Gewinnrückgang vermeldete, schlossen unverändert. (awp/mc/pg)