Konzerngewinn der Post sinkt gegenüber dem Vorjahr
Bern – Die Post hat im vergangenen Jahr einen Konzerngewinn von 295 Millionen Franken erzielt. Das sind 157 Millionen Franken weniger als 2021. Zum Rückgang führten konjunkturelle Folgen des Ukraine-Kriegs, Zinswende und Covid-19-Nachwehen. Der Konzern sieht sich indessen auf Kurs.
Das Betriebsergebnis (Ebit) belief sich 358 Millionen Franken – ebenfalls ein Minus von 157 Millionen Franken, wie die Post am Donnerstag an der Bilanzmedienkonferenz in Bern bekannt gab. Der Umsatz lag mit 6,8 Milliarden Franken geringfügig unter dem Vorjahresstand.
Verwaltungsratspräsident Christian Levrat sprach von einem schwierigen Jahr. Zusätzliche Kosten wegen der Teuerung, tiefere Erträge bei der Postfinance aufgrund der Zinswende und rückläufige Brief- und Paketmengen belasteten das Ergebnis. Zur Halbzeit lasse sich eine positive Bilanz der 2021 gestarteten Transformationsstrategie ziehen, sagte der ehemalige SP-Präsident und Ständerat.
Konzernchef Roberto Cirillo erklärte, 2023 werde zu einem der finanziell schwierigsten Jahre in der bald 175-jährigen Geschichte. An den Grundversorgungsauftrag gebunden, könne die Post die Teuerung nicht zeitnah an die Konsumenten weitergeben. Finanzchef Alex Glanzmann erinnerte in Bezug auf den Teuerungseffekt an das jährliche Einkaufsvolumen des Unternehmens von 3 Milliarden Franken.
Weniger Briefe und Pakete
Bei den einzelnen Geschäftszweigen schlug die Teuerung durch höhere Energie-, Treibstoff- und Beschaffungspreise am stärksten auf die Logistikdienste (Logistic Services) durch – die grösste Abteilung der Post. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern sank um 107 Millionen auf 358 Millionen Franken.
Dabei ging die Menge der Briefe und der Pakete um je 4 Prozent zurück. Der Rückgang der Paketmenge lässt sich durch die gedrückte Konsumentenstimmung seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine erklären. Zudem wirkten Lieferengpässe als Pandemiefolge nach.
Die Briefmenge ist in den letzten zehn Jahren um einen Drittel gesunken. Die zu Jahresbeginn erhöhten Preise stabilisierten das Ergebnis, konnten den Rückgang bei den Briefen aber nicht kompensieren.
Im zweitgrössten Geschäftssegment – der Postfinance – sank der bereinigte Gewinn um 43 Millionen auf 229 Millionen Franken. Grund ist der tiefere Zinserfolg wegen der nach acht Jahren aufgehobenen Negativzinsen.
Der höhere Finanzerfolg konnte das nicht ausgleichen. Die Postfinance schaffte am 1. Oktober die Guthabengebühren für Privat- und Geschäftskunden ab. Der 2024 ausscheidende Postbankchef Hansruedi Köng erklärte, die Ertragslage werde sich bald verbessern.
Filialen mit Verlust
Das Postnetz fuhr einen Verlust von 71 Millionen Franken ein nach minus 68 Millionen im Vorjahr. Das Schaltergeschäft im Zahlungsverkehr ging um 15 Prozent zurück. Die Entwicklung der Filialen zu regionalen Dienstleistungszentren brachte noch kaum spürbaren Erfolg. Gemäss Cirillo will die Post mit ihren Partnern im Sommer Bilanz ziehen.
Bei den Kommunikationsdiensten resultierte ein Minus von 72 Millionen Franken. Dieses Segment mit den digitalen Angeboten ist im Aufbau, die Post kauft gezielt zu. Nach Angaben von Finanzchef Glanzmann will sie das weiterhin tun.
Im Verkehrssegment mit Postauto erholte sich das Betriebsergebnis nach der Delle durch Covid-19 um 9 Millionen auf 27 Millionen Franken.
Grosser Arbeitgeber
Insgesamt arbeiteten Ende des vergangenen Jahrs 47’318 Personen bei der Post, was 34’072 Vollzeitstellen entspricht. Damit war jeder 110. Beschäftigte der Schweiz bei dem Konzern tätig, wie Cirillo erklärte.
Im Ausblick bezeichnet sich die Post als fit und widerstandsfähig. Die Finanzlage sei robust. Unter den erreichten Meilensteinen erwähnt sie die Mehrheitsbeteiligung an der Axsana, welche die Position beim Elektronischen Patientendossier stärke. Mit dem Preisüberwacher will die Post über Tariferhöhungen ab 2024 sprechen. (awp/mc/ps)