US-Schluss: Erholung – Bank-Notübernahme beruhigt
New York – Die Notübernahme der Schweizer Grossbank Credit Suisse (CS) durch die Konkurrentin UBS hat am Montag auch unter den Anlegern an den US-Börsen Erleichterung ausgelöst. Die Verluste an der Wall Street und den Nasdaq-Börsen vom Freitag wurden grösstenteils wieder wettgemacht.
Zudem half eine Vereinbarung zwischen sechs führenden Zentralbanken, darunter die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB). US-Dollar-Geschäfte mit siebentägiger Laufzeit werden ab sofort täglich abgehalten, da die Versorgung mit der Weltreservewährung Dollar insbesondere für das internationale Geschäft grosser Geldhäuser wichtig ist. Das gilt erst recht in unruhigen Zeiten.
Der Dow Jones Industrial legte um 1,20 Prozent auf 32 244,58 Punkte zu. Am Freitag hatte der bekannteste Wall-Street-Index nach deutlichen Verlusten ein knappes Wochenminus verbucht. Für den marktbreiten S&P 500 ging es am Montag um 0,89 Prozent auf 3951,57 Punkte nach oben. An der Technologiebörse Nasdaq stieg der Auswahlindex Nasdaq 100 um moderatere 0,34 Prozent auf 12 562,61 Zähler. Er hatte sich in der vergangenen Woche deutlicher erholt.
Trotz der Erleichterung bleiben die Global-Markets-Strategen der US-Bank JPMorgan vorsichtig. «Es gibt Jahrzehnte, in denen nichts passiert, und es gibt Wochen, in denen Jahrzehnte passieren», überschrieben sie eine Studie. Dabei verwiesen sie auf die jüngsten Bankenschliessungen in den USA und die Zwangsehe der Grossbanken in der Schweiz. Sie erinnerten an den Zinsschritt der EZB am Donnerstag und warten auf die am Mittwoch anstehende Zinsentscheidung der Fed.
Ausserdem hoben sie Ereignisse wie die Vermittlung Chinas im Nahen Osten und den Besuch von Staatspräsident Xi Jinping in Russland hervor und warnen vor der «Möglichkeit eines Minsky-Moments» an den Märkten und auch geopolitisch. Gemeint ist damit ein plötzlicher Kollaps von Vermögenswerten nach einer langen Aufschwungphase, verursacht durch schuldenfinanzierte Spekulationsblasen. «Selbst wenn es den Zentralbanken gelingt, die Ansteckung einzudämmen, dürften sich die Kreditbedingungen aufgrund des Drucks der Märkte und der Regulierungsbehörden schneller verschärfen», schrieben sie.
Unter den Branchen in den USA waren Finanzwerte wieder gefragt, nachdem sie in den vergangenen zwei Wochen kräftig auf Talfahrt gegangen waren. Unter den grossen Banken legten JPMorgan im Dow um 1,1 Prozent zu und Goldman Sachs um 2,0 Prozent. Auch Papiere weiterer Finanzinstitute, etwa die der Bank of New York Mellon oder auch der Capital One Financial stiegen wieder deutlicher.
Auslöser des Ausverkaufs Anfang März war die Abwicklung des auf die Kryptobranche ausgerichteten US-Finanzkonzerns Silvergate Capital. Ein paar Tage später wurde das auf Start-up-Finanzierungen spezialisierte US-Geldhaus Silicon Valley Bank (SVB) unter die Kontrolle der US-Einlagensicherung FDIC gestellt und geschlossen. Es folgte die Schliessung der Signature Bank.
Schwer angeschlagen ist zudem die First Republic Bank. Die Aktien der Regionalbank sackten auf ein Rekordtief und beendeten den Tag mit einem weiteren Kurseinbruch von 47 Prozent. Eine zweite Abstufung der Kreditwürdigkeit binnen weniger Tage belastete. Wie die Ratingagentur Standard & Poor?s zur Begründung schrieb, sind die Probleme der Bank auch mit der Zusage von 30 Milliarden Dollar durch etliche grosse US-Bankhäuser noch nicht gelöst.
Die Papiere der New York Community Bancorp sprangen dagegen um knapp 32 Prozent hoch. Sie übernimmt Teile der Signature Bank.
Abgesehen von Bankaktien rückten zudem die Papiere von Foot Locker in den Blick. Die Aktien gingen nach einem stärker als erwartet ausgefallenen Quartalsbericht und mit Enttäuschung aufgenommenen Aussagen zu den mittel- bis längerfristigen Finanzzielen auf steile Berg- und Talfahrt. Nach einem Kursplus von rund elf Prozent büssten die Papiere der Sportartikel-Handelskette letztlich 5,7 Prozent ein.
Der Euro wurde zum Börsenschluss an der Wall Street mit 1,0722 Dollar gehandelt. Die EZB hatte den Referenzkurs in Frankfurt auf 1,0717 (Freitag: 1,0623) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9331 (0,9414) Euro. Am US-Rentenmarkt fiel der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) um 0,70 Prozent auf 115,00 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Staatspapiere stieg im Gegenzug auf 3,488 Prozent. (awp/mc/ps)