GRIMALDI & PARTNERS: Warum bevorraten sich Zentralbanken immer noch mit Gold in ihren Tresoren?
Zürich – Ist Gold 2023 gegenüber Aktien vorzuziehen? Wie weiter wird mit dem Goldpreis gehen? Silvano Grimaldi, CEO der unabhängigen Vermögensverwaltung Grimaldi & Partners AG, gibt Ihnen Antwort auf diese Fragen.
Trend zur Aufstockung von Gold
Es besteht ein zunehmender Trend von Zentralbanken und Anlegern, insbesondere Europäern, Gold aufgrund von Inflationssorgen und geopolitischen Risiken zu kaufen. Die Zentralbankkäufe im Jahr 2022 waren die höchsten seit 1967, und dieser Trend wird sich voraussichtlich auch im Jahr 2023 fortsetzen.
Gold hat digitale Vermögenswerte übertroffen und im Jahr 2022 einige Rekorde verzeichnet. Zentralbanken und andere Staatsfonds haben eine beträchtliche Menge Gold gekauft, mit einem Netto von 1.136 Tonnen im Jahr 2022, dem bedeutendsten Volumen seit 55 Jahren. Auch die Nachfrage von Investoren hat zugenommen, insbesondere von Europäern, Deutschen und dem Nahen Osten. Das weltweite Angebot stieg im Jahr 2022 nur um 2 % sowie die Nachfrage um 18 % und erreichte damit den höchsten Stand seit 2011. Der Anstieg der Nachfrage ist auf die Zunahme von Unsicherheiten zurückzuführen, wie z. B. die hohe Volatilität an den Finanzmärkten und die dadurch verursachten geopolitischen Spannungen oder den Krieg, den Russland seit dem 24. Februar 2022 in der Ukraine führt.
Absicherung gegen Inflation
Der aktuelle Trend, dass sich Anleger angesichts einer globalen Wirtschaftslandschaft, die von steigenden Zinsen, galoppierender Inflation und drohenden Rezessionen geprägt ist, Gold als sichere Anlage und Inflationsabsicherung zuwenden. Als Beispiel für den Trend zur De-Dollarisierung, der sich um die wichtige und sich ändernde Beziehung zwischen Rohstoffen, Gold und dem Dollar dreht, wird die jüngste Ankündigung Ghanas angeführt, wonach das Land beabsichtigt, Öl anstelle des US-Dollars mit Gold zu kaufen.
Die steigenden Zinsen sind jedoch ungünstig für Gold, da sie die Anleiherenditen für die Diversifizierung des Anlegerportfolios attraktiver machen, zumal Gold keine Dividenden oder Coupons zahlt. Daher könnte eine Verlangsamung des Zinsanstiegs für Gold von Vorteil sein. Der Artikel hebt auch den Einfluss des US-Dollars auf den Goldmarkt hervor, wobei ein starker Dollar den Goldkauf für Inhaber anderer Währungen verteuert.
Trotz dieser Herausforderungen machen das begrenzte Angebot und die unpolitische Natur des Goldes das Edelmetall zu einer Konsenswahl für eine multipolare Welt, in der das Vertrauen in Institutionen und souveräne Staaten erodiert. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass sich der Trend zur Entpolarisierung und die steigende Nachfrage nach Zufluchtswerten wie Gold wahrscheinlich fortsetzen werden, obwohl es kurzfristige makroökonomische und geopolitische Volatilität geben kann.
Fazit: Kann die aktuelle Rallye fortgesetzt werden?
Die aktuelle Goldpreisrallye könnte sich aufgrund eines schwächelnden US-Dollars, einer US-Inflationsspitze, die zu einer gemässigten US-Geldpolitik führt, und niedrigerer Renditen für US-Staatsanleihen fortsetzen. Aufgrund der begrenzten Devisenreserven in vielen Ländern werden die Zentralbanken 2023 jedoch möglicherweise nicht mehr so aktiv Goldkäufer sein wie 2022. Trotzdem haben einige Zentralbanken verspätete Ankündigungen zu Goldkäufen gemacht, was zu Unsicherheiten bei den Preisprognosen führen könnte. Daher könnten dem Goldmarkt 2023 einige Überraschungen bevorstehen. Somit ist Gold als Anlage auch in diesen unsicheren Zeiten als Beimischung im Portfolio zu verstehen. Man soll nie die Opportunitätskosten des Golds vergessen, da Gold keine Zinsen oder Dividenden abwirft. Im Moment sind sowohl die Zinsen positiv und auch die Dividende-Rendite weiterhin attraktiv, sodass Gold an Attraktivität verliert, ausser als sichererer Hafen in stürmischen Zeiten für Anleger, die keine gute Nerven haben. (Grimaldi & Partners/mc/ps)