CH-Schluss: SMI dank Novartis deutlich im Plus
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Montag deutlich im Plus beendet. Händler sprachen in erster Linie von einer Gegenbewegung auf die Verluste von vor dem Wochenende. Am Freitag waren vor allem europäische Bankentitel wegen der Unsicherheiten im Finanzsystem phasenweise richtiggehend abgestürzt. Für etwas Aufwind habe aber auch der am Morgen veröffentlichte deutsche Ifo-Index gesorgt, der überraschend deutlich über den Erwartungen zu liegen kam. Ein Grossteil der SMI-Gewinne ging allerdings auf das Konto von Novartis nach guten Medikamentendaten.
Allzu optimistisch für die weitere Zukunft sind die meisten Marktteilnehmer nicht. «Für Entwarnung ist es jedenfalls ganz bestimmt zu früh», kommentierte ein Händler. «Der heutige Sprung nach oben könnte sich durchaus als kurzes Bärenmarktrally auf dem weiteren Weg nach unten erweisen.» Es sei jedenfalls weiterhin mit einem volatilen Geschäft zu rechnen, so der Händler. Und das Dilemma der Notenbanken zwischen Bekämpfung der Inflation (mittels höherer Zinsen) bzw. der Unterstützung des Finanzsystems (mittels tieferer Zinsen) werde wohl noch einige Zeit anhalten, ergänzte ein weiterer Händler. Dabei würden die Anzeichen für eine bevorstehende Rezession auch immer deutlicher.
Der SMI schloss den Handelstag 1,43 Prozent fester bei 10’786,22 Punkten, im Tageshoch notierte er gar noch gut 30 Punkte höher. Der 30 Titel umfassende SLI stieg um 1,17 Prozent auf 1699,96 und der breite SPI um 1,29 Prozent auf 14’117,94 Zähler. Unter den 30 Blue Chips waren 24 Gewinner und fünf Verlierer, ein Titel (Geberit) schloss unverändert.
Mit Abstand die beste Performance zeigten bei den Blue Chips Novartis, die mit einem für ein Index-Schwergewicht unüblich grossen Sprung von 7,7 Prozent für über 80 Prozent der SMI-Gewinne verantwortlich waren. Novartis hat mit seiner Krebstherapie Kisqali früher als erwartet gute Ergebnisse in der Behandlung von Brustkrebspatienten erzielt. Analysten sprachen von einem «wichtigen Meilenstein» bei der weiteren Entwicklung des Medikamentes. Damit seien jedenfalls die Chancen gestiegen, dass Novartis mit der Therapie den erwarteten Spitzenumsatz von 1,5 Milliarden US-Dollar in dieser Indikation erreichen werde, hiess es bei Vontobel.
Händler verwiesen in diesem Zusammenhang auch auf die schwache Kursentwicklung von Novartis bisher im Jahresverlauf und dass es wohl auch zu Umschichtungen aus Roche (-0,6%) gekommen sei. Am Nachmittag fielen die Roche-GS mit 256,05 Franken auf ein weiteres Mehrjahrestief. Das dritte SMI-Schwergewicht Nestlé (-0,1%) hatte ebenfalls Mühe mitzuhalten.
Im Fokus standen weiterhin auch Banken, wobei sich die Aktien von UBS (+1,1%) und CS (+0,5%) insgesamt ziemlich volatil zeigten. Laut Händlern liegen die Einschätzungen, was die Übernahme der CS für die UBS bringen wird, noch relativ weit auseinander. Kurzfristig sei es zudem vor allem die Bankenkrise, welche die Entwicklung bestimme. Bei Julius Bär (-1,9%) kam es derweil zu Gewinnmitnahmen auf die deutlichen Gewinne im Anschluss an die Bekanntgabe der CS-Übernahme durch die UBS. Die Titel der Privatbank waren damit am Montag schwächste Blue Chips.
Unter den grössten Gewinnern neben Novartis waren noch Temenos (+2,6%) zu finden. Hier waren laut Händlern wieder einmal Übernahmespekulationen der Auslöser für einen stärkeren Kursanstieg am Nachmittag. Auch SAP werde als möglicher Interessent mit Temenos in Verbindung gebracht, schrieb die «Finanz und Wirtschaft».
Ansonsten waren vor allem noch die Gesundheitswerte Alcon (+2,2%), Straumann (+1,9%), Lonza (+1,8%) und Sonova (+1,7%) überdurchschnittlich gesucht. Unter den wenigen Verlierern waren auch die beiden ex-Dividende gehandelten ABB (-1,2%) und Givaudan (-1,0%). Beide verloren aber deutlich weniger als der Dividendenabgang.
Im breiten Markt büssten Calida (-1,2%) nach anfänglich deutlichen Gewinnen Terrain ein. Der Ankeraktionär des Unterwäsche- und Lingerie-Herstellers hat sich umentschieden: Entgegen der Ankündigung vom letzten Sommer will die Familie Kellenberger ihren Anteil von gut einem Drittel am Unternehmen nun doch nicht verkaufen.
Epic Suisse (+2,2%) legten derweil nach Zahlen zu, während Comet (-1,9%) von einer «Underperform»-Einstufung aus dem Hause Bank of America litten. Grosse Bewegungen gab es bei einigen Minititel wie etwa Achiko (+17%) oder Talenthouse (-22%) und Kinarus (-12%). (awp/mc/pg)