Jungfraubahn lässt Pandemie hinter sich
Interlaken – Die Jungfraubahn hat sich erholt. Im vergangen Jahr schrieb die Gruppe nach den Verlusten in der Corona-Zeit wieder einen satten Gewinn. Und im laufenden Jahr dürfte es weiter aufwärtsgehen – nicht zuletzt weil die Gäste aus China zurückkehren.
«Wir erleben derzeit einen Steigerungslauf», sagte Gruppen-Chef Urs Kessler im Interview mit der Nachrichtenagentur AWP. Die Buchungslage verbessere sich von Monat zu Monat.
Im vergangenen Jahr setzte die Bergbahnbetreiberin mit 214 Millionen Franken bereits 64 Prozent mehr um als im Vorjahr – zum Rekordjahr 2019 fehlten nur noch 4 Prozent. Das Betriebsergebnis (EBITDA) lag mit 94 Millionen Franken gar mehr als drei Mal so hoch.
Unter dem Strich blieb ein Gewinn von gut 44 Millionen. Davon sollen auch die Aktionäre profitieren. Nach dem dreijährigen Dividendenausfall wegen der Pandemie sollen sie 3,60 Franken je Aktie erhalten und damit die höchste Dividende in der Unternehmensgeschichte.
Mehr Einnahmen pro Gast
Dabei kamen gerade im ersten Halbjahr noch immer deutlich weniger Gäste auf das Jungfraujoch. Über das gesamte Jahr 2022 gesehen klaffte im Vergleich zu den über einer Million Gäste von 2019 noch immer eine Lücke von 40 Prozent.
Die Jungfraubahn profitierte aber vom Trend hin zu Individual- und weg von Gruppenreisen, wie CEO Kessler erklärte. Dadurch lag der durchschnittliche Betrag pro Gast wesentlich höher.
Allein damit lässt sich Kessler zufolge der starke Umsatzzuwachs aber nicht erklären: Im Geschäft bei den sogenannten «Erlebnisbergen» wurden teilweise Rekordergebnisse erzielt. Auch das Gastronomie-Geschäft und die Souvenir-Shops setzten massiv mehr um. Dazu kamen Erträge aus Events wie dem Snowpenair.
China kommt zurück
Im laufenden Jahr dürfte sich die Erholung fortsetzen. Der Start ins Jahr scheint zumindest schon einmal geglückt. Mehr als doppelt so viele Touristen fanden im ersten Quartal den Weg aufs Jungfraujoch als im Jahr davor.
Vor allem aber wird eine allmähliche Rückkehr der chinesischen Touristen erwartet. «Bis zum vierten Quartal 2023 dürfte sich der chinesische Markt vollständig erholen», so Kessler.
Eine genau Prognose sei zum aktuellen Zeitpunkt aber «äusserst schwierig». International gebe es noch immer nicht genügend Flugverbindungen. Hinzu komme, dass in der Jungfrauregion zu wenige Betten vorhanden seien.
Verbesserte Kostenstruktur
Positiv auf die künftigen Ergebnisse dürfte sich aber so oder so die während der Pandemie verbesserte Kostenstruktur auswirken. Im letzten Jahr lagen die Betriebsausgaben trotz des massiven Ausbaus der Geschäftstätigkeiten etwa gleich hoch wie 2019.
Die Gruppe hat seither den Eiger Express, den Terminal und das Parkhaus in Grindelwald Grund sowie neue Shops und Gastronomiebetriebe eröffnet. Damit scheint eine gute Basis für Zukunft gelegt. Kessler bestätigt denn auch den grundsätzlichen Anspruch der Millionen-Marke bei den Gästen auf dem Jungfraujoch.
An der Börse gab es derweil Applaus. Die Jungfraubahn-Aktien gewannen am Mittwoch zu Börsenschluss 2,5 Prozent auf 134 Franken. (awp/mc/pg)