CH-Schluss: SMI legt zu – Luxusgüterwerte gefragt
Zürich – Die Schweizer Börse hat am Donnerstag etwas höher geschlossen. Dabei pendelte der Markt über weite Strecken um das Vortagesniveau. Erst im späten Geschäft setzte sich wieder eine anziehende Tendenz durch, wobei neue Preisdaten aus den USA der Auslöser waren. Der Preisauftrieb auf Herstellerebene hat sich demnach im März stärker als erwartet abgeschwächt. Die Produzentenpreise beeinflussen auch die Konsumentenpreise, an denen die US-Notenbank Fed ihre Geldpolitik ausrichtet. Schon die am Vortag veröffentlichte Inflation zeigte einen deutlichen Rückgang.
Zudem ist die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stärker als erwartet gestiegen. Die Signale für eine Abkühlung mehren sich also. Ein schwächerer Arbeitsmarkt dürfte die Lohnentwicklung und so auch den Preisauftrieb dämpfen. Damit sinke der Druck auf das Fed, die Zinsen weiter anzuheben, heisst es am Markt. Das Fed werde im Mai wohl noch einmal den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte anheben und dann pausieren.
Der SMI schloss nach einem Tagestief bei 11’222 um 0,24 Prozent höher auf 11’258,95 Zählern. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, legte ebenfalls 0,26 Prozent zu auf 1762,77 und der breite SPI um 0,12 Prozent auf 14’733,36 Punkte. Von den 30 Blue Chips im SLI gaben 11 nach und 19 zogen an.
Angeführt wurden die Gewinner von den Titeln des Luxusgüterkonzerns Richemont (+4,4%), Konkurrent Swatch (+1,1%) folgten mit klarem Abstand. Starke Quartalszahlen des französischen Konkurrenten LVMH und erfreuliche Konjunkturdaten aus China sorgten laut Händlern für steigende Kurse. Bei Richemont kamen noch zuversichtliche Kommentare von Stifel und UBS kursfördernd hinzu. UBS berichtete von bevorstehenden Preiserhöhungen bei der Richemont-Tochter Cartier. Der im Vergleich zu Swatch viele grössere Anteil an hochpreisigem Schmuck und Zeitmessern erkläre zu einem Grossteil den Kursvorsprung gegenüber Swatch, sagte ein Händler.
Ansonsten war in der Spitzengruppe kein klarer Trend auszumachen. So waren defensive Werte wie Sonova (+1,7%), Lonza (+1,0%) und Alcon (+0,4%) zu finden. Aber auch Finanzwerte wie Julius Bär (+1,5%) und Partners Group (+1,1%), deren Geschäft von der Aussicht auf ein Ende des Zinserhöhungs-Zyklus profitieren dürfte, legten zu.
Gefragt waren zudem Sika (+1,2%). Der Bauchemiekonzern legt kommende Woche den Quartalsbericht vor. Auch Kühne + Nagel (+0,9%) setzte den Aufwärtstrend fort. Die Anteile des Logistikunternehmens haben sehr gute Chancen als Ersatz für die Aktien der Credit Suisse in den SMI aufzusteigen. CS werden im Zusammenhang mit der Fusion mit UBS aus dem Index fallen.
Die Aktien der Grossbanken CS (+0,7%) und UBS (+0,3%) reihten sich bei den Gewinnern ein. Stützen des Marktes waren zudem die Pharmaschwergewichte Novartis (+0,4%) und Roche (+0,4%), die lange Zeit kaum verändert notierten.
Belastet wurde der Gesamtmarkt vor allem vom Schwergewicht Nestlé (-1,2%), was Händler mit charttechnisch bedingten Verkäufen erklärten.
Zu den Verlierern zählten zudem die Technologiewerte AMS Osram (-1,2%), Logitech (-0,4%) und VAT (-0,5%). Der Hersteller von Vakuumventilen VAT hat im ersten Quartal 2023 weniger Umsatz erzielt und einen Einbruch bei den Aufträgen verbucht. Dies belastete laut Händlern auch die Aktien von Inficon (-3,3%) und Comet (-1,1%). Der Röntgen- und Hochfrequenzspezialist veröffentlicht am Freitag das Quartalsupdate.
Givaudan (-0,7%) schlossen sind nach anfänglichen Gewinnen schwächer. Der Duftstoffhersteller hat im ersten Quartal wegen ungünstiger Wechselkurse und einem schwachen Nordamerika-Geschäft weniger Umsatz erzielt.
Die Aktien von Lastminute gewannen 4,4 Prozent. Der Online-Reisevermittler hat 2022 zwar rote Zahlen geschrieben, will nun aber den Corona-Betrugsskandal hinter sich lassen und mit einer neuen Führung auch ein neues Kapitel aufschlagen.
Die Aktien von SFS (+3,4%) profitierten derweil von einer Kaufempfehlung des Brokers Stifel. (awp/mc/ps)