Europa-Verlauf: Enttäuschende Quartalsberichte sorgen für Zurückhaltung
Paris / London – Nach der Gewinnserie der Vorwochen und dem höchsten Stand seit 17 Monaten beim Euro-Stoxx-50 ist den europäischen Börsen am Mittwoch etwas die Luft ausgegangen. «Zusammen mit einer eher enttäuschenden Vorstellung am Vorabend an der Wall Street und wenig inspirierenden Netflix -Zahlen ergibt sich kein Bild, das Anleger zum Aktienkauf motiviert», umriss Kapitalmarktmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarktes die Lage. Der EuroStoxx 50 verlor gegen Mittag 0,41 Prozent auf 4376,13 Punkte.
Beim Cac 40 ging es etwas moderater nach unten. Der französische Leitindex verlor 0,19 Prozent auf 7519,48 Punkte. Der britische FTSE 100 gab um 0,38 Prozent auf 7879,32 Punkte nach. «Die Inflation in Grossbritannien erweist sich als hartnäckiger als gedacht», merkte Molnar dazu an. «Während viele andere Länder bereits spürbare Rückgänge in den Teuerungsraten verzeichnen, steigen die Verbraucherpreise im Vereinigten Königreich weiter zweistellig.»
Technologiewerte gehörten neben Immobilientiteln zu den stärksten Verlierern. Das Schwergewicht ASML gab um 2,6 Prozent nach und zog damit den Sektor nach unten. Der niederländische Halbleiterausrüster hatte im ersten Quartal zwar dank einer schnelleren Installation seiner Systeme bei Kunden seine Erwartungen und die des Finanzmarktes übertroffen. Die Bestellungen gingen jedoch stärker als gedacht zurück. Analyst Sandeep Deshpande von JPMorgan machte denn auch die Angaben zu den Auftragseingängen als Hauptgrund für die Verluste aus. Der hohe Auftragsbestand federe den Rückgang allerdings noch ab. Sollten keine Aufträge storniert werden, seien die Konsensschätzungen für 2023 und 2024 nicht in Gefahr.
Auch Just Eat Takeaway verzeichneten mit 2,2 Prozent Abschlag stärkere Verluste. Der Essenslieferdienst ist zwar für das laufende Jahr zuversichtlicher gestimmt und will Aktien zurückkaufen. Die Analysten von Jefferies betonten allerdings, dass das Unternehmen in wichtigen Bereichen hinter den Erwartungen geblieben sei. Autowerte schwächelten ebenfalls. Renault litten unter einer Abstufung durch die Bank of America. Die Aktie sank um 3,2 Prozent.
Stattdessen waren defensive, dividendenstarke Sektoren gefragt. An der Spitze standen die Versicherer, gefolgt von Versorgern und Nahrungsmittelwerten. Heineken legten deutlich zu. Der bestätigte Ausblick des niederländischen Brauereikonzerns hatte ein positives Echo gefunden. (awp/mc/pg)