Zur Rose schraubt an Profitabilität und wartet auf E-Rezept
Steckborn – Die Online-Apotheke Zur Rose hat im ersten Quartal 2023 erwartungsgemäss weniger umgesetzt. Schuld ist das rückläufige Deutschland-Geschäft. Dieses soll ab 2024 dank des elektronischen Ärzterezepts aber durchstarten. Im laufenden Jahr steht vorerst jedoch weiter die Profitabilität im Fokus.
Von Januar bis März setzte die Gruppe mit 424,1 Millionen Franken 14 Prozent weniger um als im Vorjahr, wie sie am Donnerstag mitteilte. Damit war der Rückgang noch etwas prononcierter als von den Analysten erwartet. Gewinnzahlen nennt Zur Rose zum ersten Quartal jeweils nicht.
Der Rückgang ist auf das schrumpfende Geschäft im grössten Markt Deutschland zurückzuführen. Die Erlöse sanken dort um 26 Prozent auf 232,4 Millionen Franken. Auch im vergleichsweise kleinen Europa-Geschäft setzt die Gruppe mit 15,7 Millionen deutlich weniger um (-21%).
Fokus auf Profitabilität
Nach wiederholten Verzögerungen bei der Umsetzung des E-Rezepts sah sich die Versandapotheke gezwungen, die Marketing-Ausgaben zu drosseln. Schon länger liegt daher der Fokus auf der Profitabilität und der Vorbereitung für die flächendeckende Einführung des elektronischen Rezepts in Deutschland.
Seit August 2022 seien insbesondere in Deutschland Fortschritte bei der Logistik und Markenkonsolidierung erzielt worden. Zudem sei die Produktion effizienter geworden, heisst es. Bereits davor hatte die Gruppe Massnahmen zur Einsparung struktureller Kosten ergriffen.
Gleichzeitig wird Zur Rose ihr Schweizer Geschäft an die Migros-Tochter Medbase verkaufen. Der Deal soll noch im zweiten Quartal über die Bühne gehen. Dass ausgerechnet in diesem Schweizer Geschäft die Verkäufe im ersten Quartal um 10 Prozent auf 177,8 Millionen stiegen, wird damit zur Randnotiz.
E-Rezept ab 2024 Standard
Der Fokus liegt künftig eindeutig auf Deutschland und dem E-Rezept. Unterstrichen wird dies durch die geplante Umfirmierung von Zur Rose AG auf DocMorris AG – unter der Marke «DocMorris» ist Gruppe in Deutschland ohnehin schon jetzt unterwegs.
Das E-Rezept soll ab 2024 zum deutschlandweiten Standard werden und bei Zur Rose für einen massiven Wachstumsschub sorgen. Die angekündigten 360 Millionen Franken aus dem Verkauf des Schweiz-Geschäfts sollen die Kapitalbasis dafür schaffen.
Bereits jetzt legt Zur Rose damit den Fokus auf potenzielle E-Rezept-Kunden in Deutschland, insbesondere mit einem chronischen Medikamentebedarf. Dies hat zur Folge, dass sich die Anzahl Kunden per Ende März gegenüber Ende 2022 um 0,9 Million auf 9,5 Millionen reduzierte, wie es heisst. Im Jahresvergleich beziffert sich der Kundenverlust gar auf 2,6 Millionen.
Ausblick bestätigt
Vor diesen Hintergrund rechnet die künftige DocMorris AG exklusive des Schweizer Geschäfts im laufenden Jahr mit einem Umsatzrückgang im mittleren einstelligen Prozentbereit. Gleichzeitig soll der Betriebsverlust (adj. EBITDA) auf -20 Millionen bis -40 Millionen von -70 Millionen Franken im Jahr davor eingedämmt werden.
Im Jahr darauf will die Gruppe dann die operative Gewinnschwelle erreichen. Mittelfristig hat sich die Versandapotheke eine EBITDA-Marge von 8 Prozent zum Ziel gesetzt.
Das E-Rezept soll zudem dereinst die Umsätze in neue Höhen katapultieren. Den jährlichen Umsatz des deutschen Medikamente-Marktes beziffert das Zur Rose-Management auf 50 Milliarden Euro. Von diesem Kuchen erhofft sich die Gruppe mit der zunehmenden Digitalisierung auch ein zunehmend grösseres Stück. (awp/mc/ps)