CH-Schluss: Schwache Pharmawerte lasten auf SMI
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch mit deutlichen Abgaben geschlossen. Die Stimmung an den Märkten wurde nicht zuletzt von neu aufgeflammten Sorgen um Bank in den USA belastet, nachdem die US-Bank First Republic über massive Abflüsse bei ihren Einlagen berichtet hatte. Die Bankenkrise scheint nur oberflächlich abgewendet zu sein, meinte ein Marktanalyst.
Auch starke Zahlen von US-Techgiganten vermochten die Stimmung nicht aufzuhellen. Vor den in der kommenden Woche anstehenden Zinsentscheidungen von Fed und EZB dürfte der Risikoappetit der Anleger ohnehin gedämpft bleiben, sagte ein weiterer Händler. Hierzulande lasteten derweil deutliche Abgaben der Pharma-Schwergewichte auf den Indizes, nachdem die Ergebnisse von Roche zum ersten Quartal ungnädig aufgenommen wurden.
Der Leitindex SMI schloss um 1,29 Prozent im Minus bei 11’364,91 Punkten. Der SLI der 30 wichtigsten Aktien, deren Gewichtung aber stärker gekappt ist, gab dagegen um 1,05 Prozent auf 1767,50 Zähler nach und der breite SPI verlor 1,11 Prozent auf 14’984,66 Stellen. Von den SLI-Titeln schlossen 22 im Minus und acht im Plus.
Im Fokus standen am Mittwoch die Roche-Titel (-2,7%), die nach Zahlenvorlage von Quartalszahlen kräftig nachgaben. Der Pharmakonzern vermeldete zwar erwartungsgemäss für die ersten drei Monate einen Umsatzrückgang, lag aber über den Schätzungen der Analysten. Die Kursverluste führte ein Händler darauf zurück, dass die Roche-Genussscheine im April bereits kräftig gestiegen seien.
Aber auch mit den Titeln des Novartis (-1,6%) ging es wieder klar abwärts, nachdem die Aktien des Basler Roche-Konkurrenten am Vortag nach guten Quartalszahlen einen Sprung nach oben verzeichnet hatten. Abgaben gab es auch für die Titel des Nahrungsmittelriesen Nestlé (-0,4%), die am Vortag nach Angaben zum Geschäftsverlauf in den ersten drei Monaten ebenfalls noch mit Gewinnen geschlossen hatten.
Noch stärkere Kursverluste gab es für eine Reihe von Zyklikern. So gaben etwa auch die Aktien des Industriekonzerns ABB (-2,6%) die kräftigen Gewinne des Vortags zu einem grossen Teil wieder preis. Zu den deutlichen Tagesverlierern gehörten zudem Aktien des Vakuumventilherstellers VAT (-1,6%).
Abwärts ging es auch mit den Titeln der Luxusgüterhersteller Richemont (-1,9%) und Swatch (-1,2%). Im Handel wurde auf schwachen Zahlen des französischen Konkurrenten Kering verwiesen, die zu Gewinnmitnahmen in den Titeln geführt hätten. Schwach präsentierten sich auch die Aktien des Aromen- und Duftstoffspezialisten Givaudan (-1,8%), am Markt wurde von Umschichtungen in die Titel des deutschen Rivalen Symrise gesprochen.
Bei den Finanzwerten standen die Titel des auf Privatmarktanlage-Spezialisten Partners Group (-1,4%) einmal mehr unter Druck. Im Handel wurde auf neue Aktienverkäufe des Managements verwiesen. Moderatere Verluste gab es für die Titel der Privatbank Julius Bär (-0,6%), die als Profiteur des UBS/CS-Zusammenschlusses gelten.
Die Titel von UBS (+0,9%) und CS (+0,8%) schlossen dagegen mit Gewinnen, nachdem sie am Vortag nach den Quartalsergebnissen der UBS noch Verluste erlitten hatten. Analysten zeigten sich auch am Mittwoch uneinig über die Einschätzung der UBS-Titel, erneut wurde die hohe Unsicherheit im Hinblick auf den Zusammenschluss der beiden Grossbanken betont.
Einen Kurssprung vollführten die Aktien von Temenos (+13,4%). Der Bankensoftwarespezialist hatte am Vorabend mit einem deutlich stärker als erwarteten Quartalsergebnis überrascht. Dabei zeigte er sich kaum betroffen von den Turbulenzen um die Credit Suisse und im amerikanischen Regionalbankensektor. Händler sprachen von einem gelungenen Jahresanfang trotz schwierigem Umfeld.
Am breiten Markt gingen Inficon (+3,2%) nach starken Quartalszahlen klar im Plus aus dem Handel. Das Messtechnikunternehmen hat in den ersten Monaten des Jahres sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn die Schätzungen übertroffen. Die aktuelle Krise im Halbleitermarkt tangierte das Rheintaler Unternehmen demnach nur wenig. (awp/mc/pg)