abrdn: Batterien und intelligente Stromnetze für die Energiewende
Die ehrgeizigen Wachstumsziele Asiens sind vereinbar mit den globalen Zielen zur Bekämpfung des Klimawandels. Mehr noch: Asien dürfte eine führende Rolle spielen für die Lösungen, welche die Welt braucht. Diese Ausgangslage mit entsprechenden Unternehmen bietet Anlegern Chancen.
von David Smith, Senior Investment Director, abrdn
Vor Kurzem hat Indien die Volksrepublik China überholt und ist nun mit 1,4 Milliarden Menschen das am dichtesten besiedelte Land der Welt.
Aufgrund des hohen Kohlenstoffausstoss wurde Asien in der Vergangenheit immer wieder als Nachzügler des Klimawandels dargestellt, der auf Kohle setzt. Obwohl die Pro-Kopf-Emissionen von Kohlenstoff immer noch niedrig sind, dürften die hohen Emissionen jedoch noch ansteigen, wenn sich der Kontinent weiterentwickelt.
Die gute Nachricht: Die führenden asiatischen Volkswirtschaften setzen sich zunehmend für eine nachhaltige Entwicklung und erneuerbare Energien ein und haben sich ehrgeizige Netto-Null-Ziele angekündigt. Südkorea und Japan wollen dieses bis 2050 erreichen, China bis 2060 und Indien bis 2070.
5 Billionen US-Dollar für die Energiewende
Noch kämpfen die Länder allerdings mit dem «Energie-Trilemma». Dabei geht es um das Spannungsfeld von Energiezuverlässigkeit, Erschwinglichkeit und Nachhaltigkeit. Doch die wachsende Dynamik der Volkswirtschaften geben Hoffnung, dass die globale Energiewende und eine Netto-Null-Welt zu schaffen ist.
Der Übergang dorthin wird kostspielig sein – laut der Internationalen Energieagentur IEA werden bis 2030 jährliche Investitionen in Höhe von fünf Billionen US-Dollar erforderlich sein. Doch dies sind Investitionen, die Millionen von Arbeitsplätzen schaffen und das globale BIP steigern könnten. Tatsache ist: Die Asien-Pazifikregion ist heute und zunehmend ein Ort, an dem die Hightech-Lösungen entstehen, welche die Netto-Null-Welt ermöglichen könnten.
Batterien aus China, Korea und Japan
Für Anleger bietet sich im Bereich der nachhaltigen Energien ein breites Spektrum an interessanten Investitionsmöglichkeiten. Diese reichen von der Finanzierung von Projekten für erneuerbare Energien und innovativen Energieerzeugern bis hin zu technologischen Lösungen. Diese werden immer effizienter und billiger – und sie werden in Asien entwickelt.
Bereits heute ist Asien weltweit führend bei der Solar- und Windenergie sowie bei der Produktion von Batterien für Elektrofahrzeuge. Die meisten E-Fahrzeuge werden koreanischer, chinesischer oder japanischer Batterietechnologie betrieben.
Der grösste Batteriehersteller der Welt, CATL, kommt denn auch aus China. Seine Lithium-Ionen-Batterien und Energiespeichersystemen werden für die Energiewende benötigt. Die Nummer zwei auf dem Markt ist LG Energy Solution aus Korea. Beide Unternehmen werden künftig verstärkt davon profitieren, dass immer mehr Länder sich auf elektrisch betriebene öffentliche Verkehrsmittel konzentrieren.
Intelligenten Stromnetzen gehört die Zukunft
Auch im Bereich von Komponenten für erneuerbare Energien und energieeffiziente Rechenzentren sind asiatische Unternehmen führend. Nach Angaben der IEA verursachten Rechenzentren im Jahr 2020 rund 300 Millionen Tonnen CO2.. Dies entspricht 0,6 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen. Da die Anforderungen an die Energieeffizienz von Rechenzentren steigen, erlangen effiziente Eigentümer und Betreiber einen Wettbewerbsvorteil erlangen.
Interessant ist auch das chinesische Unternehmen Nari Technology. Es ist der führende Anbieter von Stromnetztechnologien und produziert Geräte und intelligente Software, um den Strom zu den Endkunden zu leiten. Das Unternehmen beliefert sowohl State Grid als auch South Grid, die den inländischen Stromverteilungsmarkt dominieren. China ist gerade dabei, ein intelligentes Stromnetz aufzubauen, das effizienter, zuverlässiger und umweltfreundlicher ist. So will man Stromabschaltungen verhindern. Nari Technology profitiert dabei von diesen strukturellen Investitionen, denn die erneuerbaren Energien und die Einführung von Elektrofahrzeugen erfordern eine umfassende Aufrüstung des Netzes.
Auch in Indien gibt es zahlreiche interessante Unternehmen für Investoren. Eines davon ist die Power Grid Corporation of India. Es verwaltet das nationale Stromnetz des Landes sowie mehrere regionale Netze und ist verantwortlich für die Übertragung der Hälfte des inländischen Stromes. Power Grid Corporation wird von den Bestrebungen Indiens in Richtung erneuerbare Energien und den damit verbundenen Infrastrukturinvestitionen profitieren.
Sorgfältig Prüfung der Titel
Bis 2050 wird die Welt anders aussehen. Der weltweite Energiebedarf dürfte um acht Prozent tiefer liegen als heute, aber eine doppelt so grosse Wirtschaft – mit zwei Milliarden zusätzlichen Köpfen – antreiben.
Asien zeigt uns schon jetzt, dass der grösste Teil unserer Energie aus erneuerbaren Quellen stammen kann, und viele der besten Lösungen für die Zukunft könnten durchaus aus dieser zukunftsweisenden Region kommen.
Oftmals ist es schwierig, eine ausführliche Offenlegung der ESG-Kriterien einer Firma zu erhalten. Doch gibt es immer mehr Unternehmen, die mit detaillierten, klaren und glaubwürdigen Plänen den Weg in die Netto-Null-Welt aufzeigen. Die Prüfung von Unternehmen für ein Portfolio erfordert deshalb die entsprechende Sorgfalt. (mc/pg)