CH-Schluss: SMI schliesst im Minus
Zürich – Am Schweizer Aktienmarkt ging es am Donnerstag verhalten zu und her. Der SMI rutschte im Tagesverlauf ins rote Terrain ab, schloss aber knapp über der Marke von 11’300 Punkten. Weit weg blieb derweil die Schwelle von 11’400 Punkten, die er letzte Woche nach oben durchstossen hatte. Für Gesprächsstoff sorgte am Markt die Frage, ob nach überraschenden Leitzinsanhebungen der australischen und kanadischen Notenbanken auch die US-Zentralbank Fed auf ihrer Sitzung in der kommenden Woche die Zinsen noch einmal anheben wird. Ihr Dilemma: Strafft sie die Geldpolitik zu sehr, beeinträchtigt dies das Wachstum. Gleichzeitig bestehe angesichts des robusten Wachstums und der anhaltenden Inflation das Risiko einer verfrühten Zinspause, sagte eine Börsianerin.
Was die Teuerung anbelangt, so standen am Donnerstag die wöchentlichen US-Arbeitsmarktdaten im Fokus. Für die vergangene Woche brachten sie eine unerwartet hohe Zahl an Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe hervor. Das ist zwar kein gutes Signal für die Wirtschaft, aber womöglich im Sinne des Fed, denn damit sinkt der Lohnanhebungsdruck, was in puncto Inflation entspannend wirken könnte. Nun könnte das Fed nächste Woche allenfalls mit weiteren Zinserhöhungen zuwarten. Die hiesige SNB folgt dann noch eine Woche darauf mit ihrem Entscheid. Ihr Chef Thomas Jordan sagte am Donnerstag, er wolle die Inflation unter 2 Prozent drücken.
Der SMI schloss schliesslich 0,35 Prozent tiefer auf 11’308,90 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verlor 0,29 Prozent auf 1768,50 und der breite SPI 0,38 Prozent auf 14’883,49 Zähler. Von den 30 SLI-Werten legten 12 zu und 18 büssten an Wert ein.
Zur Minderheit der Gewinner gehörten etwa die Titel des Baustoff-Herstellers Holcim (+1,6%) und des Personalvermittlers Adecco (+0,7%), wobei keine fundamentalen Gründe für den Anstieg vorhanden waren. Die überraschende Zinserhöhung durch die Bank of Canada habe allenfalls Konjunkturhoffnungen geschürt, werweisste ein Händler.
Zu den Titeln, deren Gewinne bis Börsenschluss hielten, gehörten auch Novartis (+1,0%). Das Pharma-Unternehmen berichtete über seine Absichten mit der Sparte Sandoz. Dabei wurde anlässlich eines Investorentages bestätigt, dass die Generika-Tochter in der zweiten Jahreshälfte 2023 abgespalten und dann an die Schweizer Börse SIX gebracht werden soll. Für Sandoz wurden dabei wachsende Gewinnzahlen und höhere Dividenden in Aussicht gestellt.
Im Minus schlossen dafür Nestlé (-0,8%) und Roche (-1,4%). Die Bons des zweiten Pharmariesen notierten nach einer Präsentation des CFO an der Jefferies Healthcare Conference schwächer. Wie das Unternehmen zudem bekannt gab, erhielt es in Kanada die Zulassung für einen Alzheimer-Test.
Die beiden Grossbanken-Titel CS (+0,1%) und UBS (-0,1%) schlossen derweil kaum verändert. Die CS-Papiere werden nächste Woche aus dem SMI fallen und wohl auch gleich dekotiert. Ersetzt werden sie im SMI durch Kühne+Nagel (-0,7%).
Die Zurich-Aktien (-0,7%) wurden von Spekulationen gebremst, wonach in Kürze ein bis zwei kleinere Firmenkäufe anstehen könnten. Dies schmälere das Überschusskapital und dadurch den finanziellen Raum für weitere Aktienrückkäufe, hiess es von Händlern. Allerdings gingen auch die anderen Versicherer wie Swiss Re (-1,7%) oder Swiss Life (-0,3%) im Minus aus dem Handel.
Unter Druck standen auch die Papiere der Swatch Group (-2,5%). Richemont (-0,6%) hielten sich etwas besser. Der Broker Stifel zog für Swatch in einer Branchenstudie eine durchwachsene Zwischenbilanz für die Absatzentwicklung im April und Mai.
Was den breiten Markt anbelangt, so standen GAM (-0,5%) auf den Verkaufszetteln. Eine Investorengruppe mit einem Anteil von knapp 10 Prozent wehrt sich weiter gegen das bald anstehende Übernahmeangebot der britischen Liontrust und hat eine ausserordentliche Generalversammlung beantragt. Der Verwaltungsrat empfiehlt den Aktionären derweil weiterhin, den Liontrust-Vorschlag anzunehmen, wie am Donnerstag bekannt wurde. (awp/mc/ps)