Europa-Schluss: Schwunglos – Anleger warten auf die Zinsentscheidungen

Europa-Schluss: Schwunglos – Anleger warten auf die Zinsentscheidungen
(Adobe Stock)

Paris / London – Seitwärts lautet seit Tagen schon die Richtung für den EuroStoxx 50 und diese Tendenz hat sich am Freitag fortgesetzt. Der Leitindex der Eurozone beendete den Handel mit minus 0,18 Prozent auf 4289,79 Zähler. Letztlich aufgrund des schwächeren Montags verlor er auf Wochensicht 0,78 Prozent.

Überwiegend positive Vorgaben von den Überseemärkten in den USA und Asien brachten den europäischen Börsen am Freitag keinen Schwung. So schloss denn auch der französische Cac 40 mit minus 0,12 Prozent auf 7213,14 Punkte. Der britische FTSE 100 verbuchte einen Abschlag von 0,49 Prozent auf 7562,36 Zähler.

Es sei eine etwas unstete Woche an den europäischen Aktienmärkten gewesen ohne klare Richtung, fasste Analyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets UK die vergangenen Tage zusammen. Investoren warteten auf den nächsten grösseren Treiber und dies könnten in der kommenden Woche die Zinsentscheidungen der Notenbanken in den USA, der Eurozone und Japan sein.

Anleger rechnen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag fest mit einer weiteren Zinsanhebung. Bei der Fed, die ihre Entscheidung einen Tag vorher verkündet, spricht derweil einiges für eine Zinspause. Doch ausgemacht ist das noch nicht, zumal in dieser Woche die australische und die kanadische Notenbank mit Zinsanhebungen die Märkte auf dem falschen Fuss erwischt hatten.

In Nordamerika und der Eurozone hält die hohe Inflation weiter die Zinsen der Notenbanken hoch, Rezessionssorgen werden damit nicht verringert. In China hingegen ist die Teuerung jüngsten Daten zufolge so niedrig, dass Ökonomen bereits eine Deflation befürchten, also einen Rückgang des allgemeinen Preisniveaus. Eine Deflation gilt allgemein als gefährlicher für die Konjunktur als eine etwas zu hohe Inflation. Denn in einem deflationären Umfeld halten sich die Menschen beim Kauf von Waren zurück, weil sie mit weiter fallenden Preisen rechnen. Marktteilnehmern zufolge sorgten die China-Daten am Freitag für etwas Zurückhaltung auch in Europa.

Die grössten Verluste europaweit verzeichneten am Freitag Chemiewerte. Der entsprechende Sektor sank um zwei Prozent. Händler verwiesen auf eine Gewinnwarnung des britischen Spezialchemiekonzerns Croda, an der laut dem Analysehaus Bernstein «alle Hauptgeschäftsbereiche einen Teil der Verantwortung tragen». Der schwache Ausblick nährt nun Sorgen in der gesamten Branche, denn Croda rechnet unter anderem mit einer Fortsetzung des Lagerbestandsabbaus in den Industrie- sowie in den konsumentennahen Endmärkten. Ausserdem wird eine sich abschwächende Entwicklung im Pflanzenschutzgeschäft erwartet.

Die Croda-Aktien brachen in London um 12,5 Prozent ein und zogen andere Chemiewerte mit nach unten. Im EuroStoxx etwa waren BASF mit minus 1,8 und Bayer mit minus 1,5 Prozent unter den schwächsten Werten.

Vonovia gewannen als bester EuroStoxx-Wert 3,2 Prozent. Immobilienwerte insgesamt waren in der Stoxx-600-Branchenübersicht vorne.

In Kopenhagen verteuerten sich zudem Orsted um vier Prozent nach positiven Analystenkommentaren. Die Investmentbank Oddo BHF hatte die Titel nach dem jüngsten Kapitalmarkttag des Spezialisten für Offshore-Windenergie von «Underperform» auf «Neutral» hochgestuft. Auch Goldman Sachs sah die Veranstaltung positiv. (awp/mc/ps)

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