Freedom Finance: Tourismussektor im Aufwind – Wie sich die Reiselust an der Börse widerspiegelt

Freedom Finance: Tourismussektor im Aufwind – Wie sich die Reiselust an der Börse widerspiegelt
Shanna Strauss-Frank, Schweiz-Sprecherin der Investmentgesellschaft Freedom Finance Europe. (Bild: Freedom Finance Europe)

Bern – Nach den pandemiebedingten Beschränkungen der letzten Jahre ist die Reiselust der Menschen nun unangefochten. Hatte der Tourismussektor aufgrund von Einreiseverboten und Gesundheitsrisiken mit Schwierigkeiten zu kämpfen, erleben Hotelketten, Fluggesellschaften und Buchungsplattformen allmählich eine Erholung. Auch an der Börse befinden sich Tourismusaktien im Aufschwung und nähern sich langsam dem Level vor der Pandemie an. Trotz des positiven Trends gibt es allerdings auch Unsicherheiten. Die Investmentgesellschaft Freedom Finance Europe, welche die Anlageplattform Freedom24 betreibt, informiert, welche Faktoren Anlegerinnen vor einem Investment in den Tourismussektor beachten sollten.

Obwohl die Coronapandemie Unternehmen aus nahezu allen Branchen beeinträchtigte, war der Tourismussektor sicherlich einer der am stärksten betroffenen Bereiche. Die auferlegten Reiseverbote machten es für Flugunternehmen, Hotelketten und Online-Buchungsplattformen schwierig, Kund:innen zu halten und Einnahmen zu generieren. Durch die Wiederaufnahme des Reiseverkehrs und das aufgestaute Fernweh der Menschen hofft die Tourismusbranche nun auf einen erneuten Boom. „Wir gehen davon aus, dass sich die Wiederaufnahme des internationalen Reiseverkehrs auch in den Aktienkursen der Tourismusunternehmen niederschlagen wird“, so Shanna Strauss-Frank, Schweiz-Sprecherin der Investmentgesellschaft Freedom Finance Europe. Gleichzeitig wurde die Branche durch die Pandemie nachhaltig verändert. Viele Menschen konnten durch die Reiseverbote mehr Geld sparen als üblich und möchten dieses nun in ihre Urlaube investieren – ein Trend, der sich unter dem Begriff „Revenge Travel“ etabliert hat. Allerdings sind durch die hohe Inflation auch die Preise gestiegen, wodurch sich viele einen Trip derzeit gar nicht leisten können – oder wollen. „Unternehmen aus der Reisebranche werden ihre Preisstrategie sorgfältig wählen müssen, um ein Gleichgewicht zwischen Rentabilität und Erschwinglichkeit für die Kunden herzustellen“, betont Strauss-Frank. Trotz der Erholung werden laut der Expertin also nicht alle Unternehmen sofort wieder das Vor-Pandemie-Niveau erreichen können.

Geflogen wird trotz Teuerung
Trotz Inflation scheint sich die Flugindustrie derzeit gut von vergangenen Ausfällen zu erholen. Im März 2023 verzeichnete der weltweite Flugverkehr laut Angaben der International Air Transport Association (IATA) einen Anstieg um 52,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der europäische Durschnitt liegt bei 37 Prozent, während in der Schweiz im ersten Quartal 2023 im Vorjahresvergleich sogar 55 Prozent mehr Passagiere unterwegs waren. „Obwohl die Preise deutlich anstiegen, sind die Menschen derzeit dazu bereit, ihr Geld für Flugtickets auszugeben“, erklärt Strauss-Frank und ergänzt: „Die weiterhin geltenden Kapazitätsbeschränkungen machen die derzeitige Situation für Fluggesellschaften umso lukrativer.“ Beispielsweise stieg die Lufthansa-Aktie im Vergleich zum Vorjahr um 58,8 Prozentpunkte, während die Aktie von Ryanair um 37,5 Prozent stieg. Allerdings wächst nach dem Chaos im letzten Jahr inklusive Flugverspätungen, Ausfällen sowie zurückgebliebenem Gepäck auch der Druck auf Airlines. Sämtliche unerwartet auftretende Probleme führen zu Mehrkosten, die sich anschliessend wiederum in den Ticketpreisen widerspiegeln.

Online-Meetings beeinflussen Buchungstrends
Weitere Entwicklungen der Pandemie haben zur Folge, dass viele Geschäftstreffen nach bestandener Bewährungsprobe mittlerweile eher online abgehalten werden. Dies wirkt sich nicht nur auf Fluggesellschaften, sondern auch auf Hotels und Online-Buchungsketten aus. Im Vergleich zu den Airlines steigen die Aktien der Hotelketten eher gemächlicher. So verzeichnete die Aktie von Marriott im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 16,9 Prozent, jene vom Konkurrent Hilton stieg um 16,7 Prozent. Etwas überraschend verbucht die Hyatt-Aktie dafür gar einen Sprung von 46,4 Prozent. „Zwar steigt die Nachfrage auch bei den Hotelketten, diese bekommen allerdings die Auswirkungen der Inflation noch einmal mehr zu spüren“, erläutert die Expertin. Denn viele Kosten, für welche auch die Hotellerie aufkommen muss, wie etwa für Nahrungsmittel oder auch Energie, seien überproportional gestiegen. Dagegen konnten Buchungsplattformen wie Airbnb (Anstieg von 23,8 Prozent) oder Booking.com (30,7 Prozent) ebenfalls wieder Gewinne erzielen. Airbnb bilanzierte im ersten Quartal 2023 einen Gewinn von 117 Millionen Dollar bei einem Buchungsanstieg von 19 Prozent. Bei Booking waren es sogar 38 Prozent mehr gebuchte Nächte und ein Gewinn von 266 Millionen Dollar.

Reiselust und neue Gewohnheiten prägen den Markt
Die Zahlen zeigen, dass sich Tourismusaktien aus verschiedenen Sektoren im letzten Jahr wieder einigermassen von der Pandemie erholen konnten. Dafür spricht auch die wiederaufgekommene Reiselust der Schweizer: Laut einer Umfrage des Beratungshauses AlixPartners planen 84 Prozent eine Auslandsreise, 79 Prozent eine Inlandsreise und nur sieben Prozent wollen definitiv nicht verreisen. Abzuwarten bleibt, wie sich die Reisetrends, die durch die Pandemie entstanden sind, auf die Kurse der Tourismusunternehmen auswirken werden. Viele Touristen legen nach den Corona-Strapazen nun mehr Wert auf Flexibilität und Absicherung, oftmals in Form von Reiserücktrittsversicherungen. Auch der Trend zu Inlandsreisen steigt. Der Tourismussektor muss sich also erst einmal auf die neuen Gewohnheiten der Menschen einstellen. Aber auch externe Einflüsse spielen eine Rolle, informiert die Schweiz-Sprecherin: „Vieles hängt von Faktoren wie dem Tempo der globalen Erholung, den Reisetrends und der Marktdynamik vor dem Hintergrund der Zentralbanken-Politik ab.“ Schlussendlich muss selbst abwogen werden, wie viel Verbesserungspotenzial man bei Tourismusaktien noch erkennen. „Aber bekanntlich bergen Krisen nicht nur Risiken, sondern auch Chancen“, stellt Strauss-Frank abschliessend fest. (Freedom Finance/mc/ps)

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