Arbeitslosenquote auch im Juni unter 2 Prozent
Bern – Der Schweizer Arbeitsmarkt bleibt in einer starken Verfassung. Die Zahl der Arbeitslosen ist im Juni noch einmal zurückgegangen und die Arbeitslosenquote verharrt weiterhin unter der Zwei-Prozent-Marke. Eine unmittelbare Trendwende zeichnet sich derzeit nicht ab.
Ende Juni waren bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) 85’099 Menschen als arbeitslos gemeldet, das waren 2977 weniger als im Vormonat, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Freitag mitteilte. Die Arbeitslosenquote blieb im Juni unverändert bei 1,9 Prozent.
Dass sie nicht auf 1,8 Prozent zurückging, habe nur «an einigen Dutzend Personen» gelegen, sagte Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Seco, am Freitag an einer Telefonkonferenz.
Tief seit gut 20 Jahren
Auch im Mehrjahresvergleich verharrt die Arbeitslosigkeit auf äusserst tiefen Werten. Ein noch tieferer Wert war zuletzt im Juni 2001 erreicht worden, damals waren bei einer Arbeitslosenquote von 1,5 Prozent nur rund 60’000 Personen als arbeitslos registriert. Allerdings lag die Zahl der Erwerbstätigen in der Schweiz noch um eine gute Million tiefer, wie Zürcher betonte.
Wie ausgetrocknet der Jobmarkt in der Schweiz weiterhin ist, zeigen auch die Daten zur Stellensuche: Im Juni 2023 zählte das Seco 150’618 registrierte Stellensuchende und damit 2850 weniger als noch im Mai. Im Jahresvergleich waren gar 18’326 Personen weniger auf Stellensuche.
Saisonale Faktoren
Vom robusten Arbeitsmarkt profitierten nicht zuletzt ältere Arbeitnehmende zwischen 50 und 64 Jahren, bei denen die Arbeitslosenquote um einen Prozentpunkt auf 1,8 Prozent zurückging. Die Zahl der Menschen, die länger als ein Jahr eine Stelle suchen, verringerte sich um weitere knapp 6 Prozent – im Vergleich zum gleichen Monat des Vorjahres hat sie sich sogar beinahe halbiert.
Für den weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit sorgten im Juni allerdings die saisonalen Einflüsse: Wie in den Frühlingsmonaten üblich, gingen die Arbeitslosenzahlen etwa in der Baubranche oder im Gastgewerbe deutlich zurück. Für die um saisonale Faktoren bereinigte Zahl der Arbeitslosen kommt das Seco deshalb auf eine leichte Zunahme. Die entsprechende saisonbereinigte Arbeitslosenquote blieb jedoch ebenfalls unverändert bei sehr tiefen 2,0 Prozent.
Anstieg wohl wieder im Herbst
Zwar macht der Leiter der Direktion für Arbeit Hinweise für eine Verlangsamung der Wirtschafsentwicklung aus. So seien die Rückgänge der Arbeitslosigkeit in den Frühlingsmonaten schwächer ausgefallen als für die Frühlingsmonate sonst üblich. Dennoch blieben die Beschäftigungsaussichten insgesamt positiv. Bis in den Hochsommer hinein erwartet Zürcher eine weiterhin tiefe Arbeitslosenquote: «Im Herbst wird sie dann allein schon aus saisonalen Gründen wieder ansteigen.»
Keinen spürbaren Einfluss auf die Statistik dürften etwa auch anstehende Massenentlassungen im Zuge der Übernahme der Grossbank Credit Suisse (CS) durch die Konkurrentin UBS haben. In den Medien war dabei von einem Abbau von bis zu 10’000 Stellen alleine in der Schweiz spekuliert worden.
Zwar sähen solche Bruttozahlen sehr gross aus, sagte Zürcher: Ein solcher Stellenabbau erfolge aber nicht über schlagartige Entlassungen, sondern wohl sukzessive über ein bis zwei Jahre.
Nur eine sehr kleine Rolle am Schweizer Arbeitsmarkt spielt noch das Instrument der Kurzarbeit. Im April – die Daten werden mit Verzögerung gemeldet – waren allerdings mit 1498 Personen in Kurzarbeit wieder 484 Personen mehr gemeldet als noch als im Monat davor. (awp/mc/pg)