US-Wirtschaft nimmt im Frühjahr Tempo auf
Washington – Die US-Wirtschaft ist im Frühjahr stärker gewachsen als erwartet. Im zweiten Quartal stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zum Vorquartal auf das Jahr hochgerechnet um 2,4 Prozent, wie das Handelsministerium am Donnerstag in Washington nach einer ersten Schätzung mitteilte. Im ersten Quartal war die weltgrösste Volkswirtschaft etwas schwächer um annualisiert 2,0 Prozent gewachsen. Analysten hatten ein leichtes Abbremsen auf im Schnitt 1,8 Prozent erwartet.
Das Wachstum fiel nach Angaben des Ministeriums relativ ausgewogen aus. Die Konsumausgaben stiegen an, allerdings deutlich schwächer als im Startquartal. Die Investitionen der Unternehmen erhöhten sich kräftig, die Bauausgaben gingen jedoch abermals zurück. Die Staatsausgaben legten zu. Dagegen gingen die Ausfuhren deutlich zurück, die Einfuhren sanken aber auch spürbar.
Der Preisauftrieb nahm ab. Der von der US-Notenbank Fed besonders beachtete Preisindex PCE stieg im zweiten Quartal um 3,8 Prozent, nach 4,9 Prozent im ersten Quartal. Die Markterwartungen hatten etwas höher bei 4,0 Prozent gelegen. Die Abschwächung der Inflation passt in das Bild, das monatliche Daten bis zuletzt gezeichnet haben.
Die Federal Reserve hatte am Mittwochabend (MESZ) ihren Leitzins um weitere 0,25 Prozentpunkte angehoben. Er liegt jetzt in einer Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent und damit auf dem höchsten Niveau seit Anfang des Jahrtausends. Fed-Chef Jerome Powell liess den Kurs für den Jahresverlauf weitgehend offen. Einige Notenbankexperten können sich vorstellen, dass die US-Leitzinsen vorerst nicht mehr steigen werden.
Powell hatte zudem gesagt, dass die Experten in der Notenbank nicht mehr von einer Rezession in diesem Jahr ausgingen. Die Fed versucht gegenwärtig, das Wirtschaftswachstum so weit zu dämpfen, dass zwar die Inflation sinkt, die Wirtschaft jedoch nicht in eine Rezession fällt. Dieses Kunststück ist der Fed in den vergangenen Jahrzehnten nur selten gelungen.
US-Wachstumszahlen werden annualisiert, also auf das Jahr hochgerechnet. Sie geben an, wie stark die Wirtschaft wachsen würde, wenn das aktuelle Tempo ein Jahr lang anhielte. In Europa wird auf diese Vorgehensweise verzichtet, weshalb die Wachstumszahlen nicht direkt miteinander vergleichbar sind. Um auf eine mit Europa vergleichbare Wachstumsrate zu kommen, müsste man die US-Rate durch vier teilen. (awp/mc/ps)