US-Schluss: Dow wegen China und US-Daten auf Einmonatstief
New York – An den US-Börsen ist es am Dienstag nach dem robusten Wochenauftakt wieder deutlicher abwärts gegangen. Sorgen um die Wirtschaftsentwicklung in China spielten ebenso eine Rolle wie überraschend starke US-Einzelhandelsumsätze, die unter Anlegern die Sorge vor weiter steigenden Leitzinsen nährten. Die Aufmerksamkeit der Anleger gilt daher nun dem Protokoll der vergangenen Fed-Zinssitzung, das am Mittwoch erwartet wird.
Der Dow Jones Industrial weitete seine Verluste im Tagesverlauf aus und sackte unter die Marke von 35 000 Punkten. Im Späthandel bedeuteten gut 34 908 Zähler den tiefsten Stand seit fast einem Monat. Über die Ziellinie ging der US-Leitindex dann 1,02 Prozent niedriger bei 34 946,39 Zählern. Auch der am Vortag noch erstarkte Nasdaq 100 konnte sich der Marktschwäche nicht entziehen, er sank um 1,10 Prozent auf 15 037,65 Punkte. Der marktbreite S&P 500 büsste 1,16 Prozent auf 4437,86 Zähler ein.
«Nach den deutlichen Kursanstiegen in diesem Jahr herrscht aktuell eine gewisse Verunsicherung an den Aktienmärkten vor», sagte Frank Wohlgemuth von der National-Bank. Am Markt hiess es, die Anleger verlören den Glauben, dass bald wieder Zinssenkungen denkbar werden. Sie sorgten sich aber auch vor einem internationalen Ansteckungseffekt durch China. Die dortige Notenbank sah sich am Dienstag wegen schwacher Konjunktursignale erneut zu geldpolitischen Lockerungen gezwungen.
Kursverluste im Finanzsektor wurden mit einer Warnung der Ratingagentur Fitch vor Rating-Abstufungen begründet. Namentlich genannt wurden die Banken JPMorgan und Bank of America , deren Aktienkurse um bis zu 3,2 Prozent fielen. Mit 9,4 Prozent besonders stark unter Druck gerieten aber die Papiere von Discover Financial Services wegen des Rücktritts des Konzernchefs.
An der Nasdaq knüpften die Aktien von Nvidia mit einem Anstieg um 0,4 Prozent als positive Ausnahme an ihre Erholungsrally vom Vortag an. Nachdem Morgan Stanley am Montag ihre Rolle als «Top Pick» bekräftigte, schraubte nun die UBS ihr Kursziel auf das Rekordniveau von 540 US-Dollar nach oben. Trotz des jüngsten Rückschlags bleibe die Aktie aussichtsreich, schrieb Analyst Timothy Arcuri.
Im Dow Jones gab es mit Home Depot auch einen positiven Ausreisser mit einem Anstieg um 0,7 Prozent. Die Baumarktkette meldete für das zweite Quartal bessere Ergebniskennziffern als gedacht. Börsianer werteten dies als Zeichen, dass sich die Heimwerker-Ausgaben nach dem Boom während der Pandemie etwas besser entwickeln als erwartet. Auch ein 15 Milliarden Dollar schweres Rückkaufprogramm wurde bekannt gegeben.
Schwäche zeigten weiterhin die Aktien von Elektroautobauern, allen voran die kleineren Anbieter Lucid und Rivian mit Einbussen von bis zu 5,3 Prozent. Titel des Branchenriesen Tesla sanken um 2,8 Prozent infolge der Neuigkeit, dass zwei abgespeckte Modellversionen in den USA und Kanada auf den Markt kommen. In einem schwierigeren Wettbewerbsumfeld senkte Tesla den Preis für diese Versionen um 10 000 Dollar.
Der Euro hat am Dienstag nach einem wechselhaften Verlauf stagniert. Zuletzt wurden 1,0904 US-Dollar gezahlt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0926 (Montag: 1,0930) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9152 Euro.
Die Kurse von US-Staatsanleihen haben letztlich etwas nachgegeben. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen gab zuletzt um 0,21 Prozent auf 109,77 Punkte nach. Die Rendite für zehnjährige Anleihen betrug 4,22 Prozent. (awp/mc/pg)