Europa-Schluss: Verluste – Inflationsdaten helfen Kursen nicht

Europa-Schluss: Verluste – Inflationsdaten helfen Kursen nicht
(Adobe Stock)

Paris / London – Europas wichtigste Aktienmärkte haben am Donnerstag letztlich ihre verhaltene Vortagsentwicklung fortgesetzt. Der EuroStoxx 50 konnte seine zeitweisen Gewinne nicht festhalten und schloss 0,42 Prozent im Minus bei 4297,11 Punkten – exakt auf seinem Tagestief. Im traditionell schwachen Börsenmonat August verbuchte der Leitindex der Eurozone damit einen Verlust von 3,9 Prozent.

Der französische Cac 40 zeigte am Donnerstag eine ähnliche Entwicklung wie der EuroStoxx 50. Er verabschiedete sich 0,65 Prozent tiefer bei 7316,70 Zählern aus dem Handel. Für den britischen FTSE 100 der vortags immerhin ein knappes Plus ins Ziel gerettet hatte, ging es um 0,46 Prozent auf 7439,13 Zähler bergab.

Dass Inflationsdaten aus der Eurozone einem Experten zufolge für eine Zinspause der Europäischen Zentralbank (EZB) im September sprechen, half den Kursen nicht. Zudem drückten die schwindenden Kursaufschläge an den US-Börsen auf die Stimmung. Zur Vorsicht mahnte die Anleger wohl auch der an diesem Freitag anstehende, monatliche US-Arbeitsmarktbericht, der von grosser Bedeutung für die dortige Geldpolitik ist.

Die Inflation insgesamt im Euroraum sei im August zwar nicht gesunken, wohl aber die für die EZB relevante Kerninflation, schrieb Tomasz Wieladek, Chefvolkswirt für Europa beim US-Finanzdienstleister T. Rowe Price. Damit habe sich die Wahrscheinlichkeit einer Zinspause im kommenden Monat auf 60 Prozent erhöht. Er habe bisher zwar mit einer Anhebung gerechnet. Doch die Daten sollten den Währungshütern in Frankfurt «einen gewissen Spielraum geben», so Wieladek.

Vorsichtiger äusserte sich hingegen Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank: «Das Inflationsproblem hat sich für die EZB bei weitem noch nicht erledigt. In Frankreich ist beispielsweise die Teuerungsrate im August merklich angestiegen», betonte er. Auch der Rückgang der Kerninflationsrate sei nur ein Tropfen auf den heissen Stein.

Im europäischen Branchenvergleich waren am Donnerstag die zinssensiblen Immobilienwerte am stärksten gefragt: Ihr Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 gewann 1,6 Prozent.

Dahinter legte der Index der Finanzdienstleister um 1,5 Prozent zu. Als Zugpferd erwies sich UBS mit einem Kursplus von sechs Prozent, was den Aktien den Spitzenplatz im Swiss Market Index (SMI) bescherte. Die Grossbank berichtete dank der Notübernahme ihrer gescheiterten Rivalin Credit Suisse einen Rekordgewinn für das zweite Quartal.

Dagegen war der Index der Nahrungsmittel- und Getränkehersteller mit minus 1,1 Prozent Schlusslicht im Branchentableau. Hier belasteten negativ aufgenommene Zahlen von Pernod Ricard. Dass der Spirituosenhersteller im laufenden Geschäftsjahr nur mit einem allmählich steigenden Umsatz rechnet, brockte ihm mit minus 6,7 Prozent den letzten Platz im EuroStoxx 50 ein.

Für Unruhe sorgte zudem ein Pressbericht zu Glencore. Der Rohstoffhändler sieht sich wegen Verfehlungen in der Vergangenheit mit einer wachsenden Zahl an Schadensersatzforderungen durch Investoren konfrontiert, wie die «Financial Times» berichtete. Die Aktien verloren in London fast drei Prozent. (awp/mc/ps)

Euronext
Aktueller Stand Eurostoxx50 bei Google

Schreibe einen Kommentar