Europa-Schluss: Verluste eingedämmt – Zinshoffnung nach Daten
Paris / London – Europas Börsen haben den Handel am Montag trotz weiterer Kursabschläge halbwegs versöhnlich beendet. Für eine Behauptung der kurzzeitigen und auch nur knappen Gewinne reichte es zwar nicht. Doch immerhin konnten die Indizes ihre Verluste aus dem frühen Handel deutlich eindämmen, als schwache chinesische Wirtschaftsdaten erneut Sorgen über die Verfassung der weltweit zweitgrössten Volkswirtschaft geschürt hatten. Schützenhilfe kam von ebenfalls schwachen Daten aus Europa, welche Hoffnungen auf eine Zinspause der Europäischen Zentralbank (EZB) untermauerten.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging 0,25 Prozent schwächer mit 4269,16 Punkten aus dem Handel und verbuchte damit den fünften Verlusttag in Folge. Der französische Cac 40 verlor am Ende noch 0,34 Prozent auf 7254,72 Zähler und setzte damit ebenfalls seine Negativ-Serie fort. In London verringerte der FTSE 100 mit 7437,93 Punkten sein Minus auf 0,20 Prozent.
In China hatte sich im August die Stimmung im Dienstleistungssektor noch stärker eingetrübt als von Analysten erwartet, wie Daten des Wirtschaftsmagazins Caixin zeigten. Anleger fürchteten, dass sich der bislang starke Dienstleistungssektor nun auch in Europa abschwächen könnte, schrieb Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets.
Diese Sorgen bewahrheiteten sich auch: Sowohl in der Eurozone als auch in Grossbritannien belegten die Einkaufsmanagerindizes von S&P Global für den August eine Stimmungseintrübung auch im Dienstleistungsbereich und deuten auf eine wirtschaftliche Schrumpfung hin. Im Euroraum lag der Wert zudem so niedrig wie zuletzt im November 2020 während der Corona-Pandemie. Der EZB dürften die Daten indes ebenso wie die im Juli deutlich gesunkenen Erzeugerpreise Argumente gegen eine weitere Zinsanhebung liefern.
Die konjunktursensiblen Chemie- und Bauwerte standen in Europa am stärksten unter Druck: Ihre Subindizes im marktbreiten Stoxx Europe 600 büssten 1,2 beziehungsweise ein Prozent ein. Sie zählen auch seit Jahresbeginn zu den grössten Verlierern.
Abschläge erlitten angesichts der negativen Konjunktursignale aus dem wichtigen Absatzmarkt China auch Aktien aus dem Luxussektor: Im EuroStoxx 50 büssten Kering und LVMH 2,2 und 1,8 Prozent ein, während Richemont in Zürich um 1,7 Prozent nachgaben.
EuroStoxx-Schlusslicht war indes Ahold Delhaize mit einem Kursrutsch von 6,1 Prozent. Grund war eine Studie von JPMorgan zum Lebensmittel-Einzelhandelssektor, für den Analyst Borja Olcese nun vorsichtig wird. Ahold Delhaize stufte er dabei gleich doppelt ab, ebenso wie B&M, die um 3,4 Prozent absackten. Tesco und Jeronimo Martins verloren nach Abstufungen ebenfalls deutlich.
Beim Offshore-Windturbinenhersteller Orsted mussten die Anleger ein Kursminus von 8,3 Prozent sowie ein Tief seit Oktober 2018 verkraften. Hier belastete ein negativerer Ausblick der Ratingagentur Moody’s auf die Bonität des Unternehmens.
Dagegen führten die auch langfristig starken Öl- und Gastitel mit plus 1,2 Prozent die Gewinnerliste an. Ihnen halfen die steigenden Ölpreise, nachdem der wichtige Produzent Saudi-Arabien seine Förderkürzung einseitig bis zum Jahresende verlängert hatte. In einer eigenen Mitteilung gab auch Russland bekannt, seine Kürzung bis zum Jahresende zu verlängern.
Dahinter legte der Index der Autoindustrie zum Start der Branchenmessse IAA um ein Prozent zu. (awp/mc/ps)