VP Bank Spotanalyse: EZB erhöht Zinsen erneut
Von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank
Der Schritt von 25 Basispunkten dürfte der letzte in diesem Zyklus gewesen sein.
Nach dem Entscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) steht der Einlagensatz bei 4 %, der Hauptrefinanzierungssatz bei 4.5 %. In Anbetracht der wirtschaftlichen Risiken wird dies die letzte geldpolitische Straffung in diesem Zyklus gewesen sein. Dabei ist es keineswegs so, dass die EZB dies auch so kommentiert. Vielmehr möchte sie die Märkte in Ungewissheit lassen und bleibt bei ihrem falkenhaften Ton. Sie möchte nach wie vor als restriktive Notenbank gelten.
Wer nun schliesst, dass es bald schon in den Rückwärtsgang geht, dürfte auf dem falschen Fuss erwischt werden. Im Pressetext der Zentralbank heisst es: «Auf Grundlage seiner aktuellen Beurteilung ist der EZB-Rat der Auffassung, dass die EZB-Leitzinsen ein Niveau erreicht haben, das – wenn es lange genug aufrechterhalten wird – einen erheblichen Beitrag zu einer zeitnahen Rückkehr der Inflation auf den Zielwert leisten wird.» Der Wille, den Leitzins über einen längeren Zeitraum auf hohem Niveau zu halten, ist da.
In Anbetracht hoher Inflationsraten und eines nur langsam nachlassenden Preisdrucks werden die Leitzinsen noch über einen längeren Zeitraum auf hohem Niveau bleiben müssen. Die EZB möchte auch in den restriktiven Bereich kommen, bei dem die Leitzinsen über der Inflationsrate liegen. Sie wählt dabei im Gegensatz zur Fed aber den passiven Weg.
Will heissen: Fällt die Inflationsrate in den kommenden Monaten weiter, werden zum Jahresende bzw. Jahresbeginn 2024 die Leitzinsen tatsächlich über den Teuerungsraten liegen. Erst dann wird auch von der EZB ein anderer Tonfall zu hören sein, bei dem sie möglicherweise perspektivisch auch wieder Zinssenkungen in Aussicht stellt. (VP Bank/mc/ps)