Ukraine-Krieg: Moskau zeigt Video mit Flottenchef Sokolow

Ukraine-Krieg: Moskau zeigt Video mit Flottenchef Sokolow
Auffällig starr: Viktor Sokolow, Chef der russischen Schwarzmeerflotte (oben rechts) in der kurzen Videosequenz.

Kiew / Moskau – Das Schicksal des Chefs der russischen Schwarzmeerflotte Viktor Sokolow ist nach dem ukrainischen Angriff auf dessen Hauptquartier weiter ungewiss. Moskau bemühte sich am Dienstag um den Eindruck, Sokolow sei am Leben. Das ukrainische Militär will seine Meldung über den angeblichen Tod Sokolows nach dem Auftauchen neuer Bilder überprüfen. Unterdessen wurden bei russischen Luft- und Drohnenangriffen mindestens zehn Menschen verletzt. Die Geschosse gingen in der Region Cherson und auf Odessa nieder. Die ukrainische Luftwaffe berichtete von insgesamt 38 Kamikaze-Drohnen, die Russland in der Nacht von der Halbinsel Krim aus in Richtung Ukraine gestartet habe. 26 davon seien abgeschossen worden.

Ist der Schwarzmeerflottenchef noch am Leben?
Mehrere am Dienstag vom russischen Verteidigungsministerium veröffentlichte Fotos und ein Video sollen zeigen, wie Sokolow an einer von Verteidigungsminister Sergej Schoigu geleiteten Sitzung teilnimmt. Zu sehen ist er allerdings lediglich als angeblich online zugeschalteter Teilnehmer auf einer schräg hinter Schoigu angebrachten Leinwand. Auffällig ist, dass Sokolow in der kurzen Sequenz völlig starr wirkt. Auch dass die Bilder wirklich am Dienstag aufgenommen wurden, liess sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Kremlsprecher Dmitri Peskow wollte Fragen zum Tod Sokolows derweil nicht kommentieren. Zuvor hatte das ukrainische Militär mitgeteilt, dass am vergangenen Freitag bei dem Angriff mit Marschflugkörpern 34 russische Offiziere getötet worden seien, darunter auch Sokolow.

Drohnenangriff auf Cherson und Odessa
Nach dem Angriff kämpften die Ärzte in Cherson um das Leben einer verwundeten 83-jährigen Frau, wie der Militärgouverneur von Cherson, Olexander Prokudin, auf Telegram schrieb. Ihm zufolge hat die Aktivität der russischen Luftwaffe über der Region in den vergangenen Tagen deutlich zugenommen. Russland beschiesst den ukrainisch kontrollierten Teil der umkämpften Region Cherson seit dem Rückzug Moskaus aus der gleichnamigen Regionshauptstadt im vergangenen Jahr regelmässig. Allein am Montag starben nach Angaben Prokudins dort sechs Menschen, zehn weitere wurden verletzt. Im Gebiet Odessa unweit der Grenze zum EU-Land Rumänien wurden zwei Menschen verletzt.

London: Russische Schwarzmeerflotte kann Aufgaben weiter erfüllen
Die Ukraine hatte die russische Schwarzmeerflotte in den vergangenen Wochen mehrfach attackiert, darunter deren Hauptquartier in der Hafenstadt Sewastopol auf der von Moskau annektierten Halbinsel Krim. «Diese Angriffe haben mehr Schäden angerichtet und waren koordinierter als bisher im Krieg», schrieb das britische Verteidigungsministerium am Dienstag in seinem täglichen Update beim Kurznachrichtendienst X. Der physische Schaden sei mit ziemlicher Gewissheit gross, aber örtlich begrenzt. «Die Flotte bleibt mit ziemlicher Sicherheit weiterhin in der Lage, ihre Kernaufgaben im Krieg – Angriffe mit Marschflugkörpern und örtliche Sicherheitspatrouillen – zu erfüllen», schrieb das Ministerium. Die Briten halten es aber für möglich, dass die Flotte nun weniger Kapazitäten hat, um weitergehende Patrouillen fortzusetzen und die Blockade ukrainischer Häfen aufrechtzuerhalten.

Erdogan nennt Bedingungen für sein Ja zum Nato-Beitritt Schwedens
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die Zustimmung seines Landes zum Nato-Beitritt Schwedens an einen Kampfjet-Deal mit den USA geknüpft. «Wenn sie ihr Wort halten, hält auch unser Parlament sein gegebenes Wort», sagte Erdogan am Dienstag unter Bezug auf Gespräche mit US-Aussenminister Antony Blinken. Auch die USA würden die F-16-Kampfjets mit dem Nato-Beitritt Schwedens verbinden, so Erdogan. Damit Schweden in das Bündnis aufgenommen werden kann, benötigt es die Zustimmung aus der Türkei und auch aus Ungarn. Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hatte das Land im Mai 2022 mit Finnland die Nato-Mitgliedschaft beantragt. Finnland wurde bereits als 31. Mitglied willkommen geheissen.

Getreide-Transporter suchen Schutz am rumänischen Ufer
Aus Angst vor russischen Luftangriffen bringen die ukrainischen Getreide-Transporteure seit Wochen immer wieder nachts ihre Schiffe vorübergehend am rumänischen Ufer des Donau-Arms Chilia unter, der die Grenze zur Ukraine bildet. Diese Schutzmöglichkeit hätten Diplomaten der EU und der USA im August mit rumänischen und ukrainischen Behörden ausgehandelt, sagte der Direktor des rumänischen Schwarzmeer-Hafens Constanta, Florian Vizan, der Deutschen Presse-Agentur. Er sei bei diesen Gesprächen dabei gewesen. Das Umladen von Getreide auf ukrainischer Seite von einem Schiff auf das andere müsse oft wegen drohender Angriffe unterbrochen werden.

Ein grosser Teil der ukrainischen Getreideexporte läuft über den rumänischen Hafen Constanta, weil die ukrainischen Schwarzmeer-Häfen wegen der russischen Angriffe nicht zur Verfügung stehen. (awp/mc/ps)

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