CH-Schluss: SMI fällt unter 10’900 – Stabilisierung abgebrochen
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch nach einem bewegten Verlauf schwächer geschlossen. Händler sprachen vom missglückten Versuch einer Stabilisierung. Die Stimmung wurde getrübt durch schwache Konjunkturdaten vor allem aus Europa sowie der Aussicht auf weiterhin hohe Zinsen. So hatten sich auch am Berichtstag trotz der sich mehrenden Hinweise auf eine konjunkturelle Abschwächung erneut Notenbankvertreter «hawkish» geäussert und wiederholt, dass die Zinsen für längere Zeit hoch blieben und der Zinsgipfel nicht unbedingt schon erreicht sei. Zudem stiegen die Ölpreise weiter an.
Allerdings gab es zuletzt positive Nachrichten aus den USA: Wenige Tage vor einer drohenden Stilllegung der Regierungsgeschäfte hat der US-Senat im Haushaltsstreit zumindest einen Kompromiss vorgeschlagen. Dies würde die Finanzierung der Bundesbehörden zumindest bis zum 17. November garantieren und den Ende Woche drohenden «Shutdown» abwenden. Doch ob es dazu kommt, ist ungewiss. «Die Kombination aus negativen Nachrichten und weiter steigenden Zinsen lässt keine Kauflaune am Aktienmarkt aufkommen», meinte ein Analyst. Der unerwartete Anstieg der Auftragseingänge für langlebige Güter beeinflusste das Geschehen denn auch kaum.
Der SMI kämpfte lange mit der Marke von 11’000 Punkten, bevor er dann ab Mittag zunehmend unter Druck geriet und um 0,65 Prozent tiefer mit 10’882,31 Punkten schloss. Damit steuert der SMI sowohl auf eine negative Monats- als auch Quartalsbilanz zu.
Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verlor 0,65 Prozent auf 1698,17 und der breite SPI 0,67 Prozent auf 14’253,02 Zähler. Im SLI standen zehn Gewinnern und 20 Verlierer gegenüber.
Die stärksten Abschläge bei den Blue Chips gab es für Straumann (-5,0%). Ein möglicher Grund dafür könnte JPMorgan sein. Die US-Bank bezweifelte in einem Kommentar, dass der Dentalimplantathersteller seine Guidance anheben werde. Allerdings gaben auch die Titel von Mitbewerber Dentsply Sirona nach.
Stark unter Druck standen zudem die Aktien von UBS (-2,9%). Sie litten unter einem Bericht von Bloomberg, wonach das US-Justizdepartement eine Untersuchung gegen die UBS und die Credit Suisse wegen möglicher Umgehung von Russland-Sanktionen ausgeweitet hat. Zudem muss sich die Grossbank bezüglich Gerichtsurteil in Frankereich gedulden. Das oberste französische Gericht wird im Prozess wegen Beihilfe zur Geldwäscherei und rechtswidriger Kundenanwerbung erst am 15.November entscheiden.
Deutlich schwächer schlossen mit den Anteilen von Lonza (-2,4%), Sonova (-2,1%) und Nestlé (-1,8%) auch defensive Werte. Ebenso gaben der Versicherer Swiss Life (-1,7%), der Luxusgüterhersteller Richemont (-1,4%) und der Vermögensverwalter Partners Group (-0,7%) nach. Kühne+Nagel (-0,6%) büssten nach einer Abstufung auf «Underweight» von «Neutral» durch JPMorgan Terrain ein.
Bei den Gewinnern standen Logitech (+2,7% auf 62,32 Fr.) ganz oben. Die Aktie wurde von Exane BNP Paribas mit dem Rating «Neutral» wieder ins Anlageuniversum aufgenommen – mit einem Kursziel von 69 Franken. Der Computerzubehör-Hersteller dürfte von einer Erholung des Marktes für Computerspiele sowie der PC-Verkäufe profitieren, hiess es.
Dahinter waren auch VAT (+2,4%), Swatch (+2,0% auf von 236,40 Fr.) und ABB (+1,5%) gesucht. Kepler Cheuvreux hatte das Kursziel für die Uhrenaktien auf 350 Franken reduziert, aber die Kaufempfehlung bestätigt. Zudem notiert der Kurs deutlich unter dem neuen Kursziel.
Gefragt waren die Roche Bons (+1,2%). Zeitweise betrug das Plus mehr als zwei Prozent. Grund dafür waren laut Händlern ein positiver Kommentar der Citigroup sowie «Meinungskäufe».
Helvetia (-1,2%) gaben nach H1-Zahlen nach. GAM (+5,6%) legten nach dem Abschluss der ausserordentlichen Generalversammlung zu. Cosmo (+1,9%) profitierten vom Abschluss einer Lizenz- und Vertriebsvereinbarung für die Akne-Creme Winlevi mit der Pharmafirma Glenmark. (awp/mc/pg)