Europa-Schluss: Zinssorgen drücken EuroStoxx auf Niveau von März

Europa-Schluss: Zinssorgen drücken EuroStoxx auf Niveau von März
(Adobe Stock)

Paris / London – Die Furcht vor weiter anziehenden Zinsen hat den EuroStoxx 50 am Dienstag auf das niedrigste Niveau seit März gedrückt. Für Katerstimmung sorgte der Anstieg der Renditen zehnjähriger US-Anleihen auf ein 16-Jahres-Hoch, nachdem Daten zum Arbeitsmarkt in den USA überraschend robust ausgefallen waren. Zudem deuteten Aussagen von Notenbankern auf möglicherweise erneute Leitzinserhöhungen im Kampf gegen die Inflation hin.

Der Leitindex der Eurozone schloss 1,02 Prozent tiefer bei 4095,59 Punkten. Für den französischen Cac 40 ging es um 1,01 Prozent auf 6997,05 Zähler nach unten. Der britische FTSE 100 fiel um 0,54 Prozent auf 7470,16 Punkte.

Der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank, Philip Lane, sieht den Kampf gegen die hohe Inflation noch nicht als beendet an. Das Mitglied der US-Notenbank Fed, Loretta Mester, sieht die Notwendigkeit einer weiteren Zinserhöhung bis zum Jahresende im Kampf gegen die hohe Inflation. «Ich fürchte, dass wir den Leitzins in diesem Jahr noch einmal anheben müssen», sagte die Präsidentin der regionalen Notenbank von Cleveland. Danach sollte das Zinsniveau für einige Zeit auf dem erhöhten Niveau gehalten werden, um die Teuerung wieder zurück auf das von der Notenbank anvisierte Ziel von zwei Prozent zu drücken.

Die Entscheidung sei aber datenabhängig, bekräftigte Mester. Zuletzt waren US-Konjunkturdaten unerwartet stark ausgefallen, was für die Notwendigkeit einer weiteren Zinserhöhung spricht. In das Bild passte die Meldung vom Dienstag, dass es im August überraschend viele offene Stellen in den USA gab. Daraufhin machten die Renditen noch einmal einen Sprung nach oben.

«Die weiter anziehenden Renditen an den Anleihemärkten lasten wie Blei auf den Aktienkursen. Die Aussichten auf weiterhin höhere Zinsniveaus verderben nun auch langsam den letzten Aktienoptimisten die Lust auf Investments», betonte Marktexperte Andreas Lipkow. Zudem sei unklar, wie weit die US-Zinspolitik auf die Aktienkurse der europäischen Unternehmen abstrahlen werde. Hohe Zinsen lassen Aktien im Vergleich zu verzinslichen Anlagen in einem dunkleren Licht erscheinen.

Aus Branchensicht gab es europaweit nur Verlierer. Die deutlichsten Einbussen musste der Versorgersektor mit einem Minus von 2,7 Prozent hinnehmen. Fallende Preise, noch weiter steigende Zinserwartungen und wenig Anlegerinteresse am sonst «sicheren Hafen» angesichts schwelender Rezessionsrisiken – in den Augen vieler Marktteilnehmer spreche aktuell einiges gegen die Branche, sagte Analyst Sam Arie von der schweizerischen Grossbank UBS.

Unter den Einzelwerten standen die Aktien von Boohoo im Fokus. Sie waren im Handelsverlauf auf den tiefsten Stand seit acht Jahren abgesackt und verloren am Ende knapp drei Prozent. Der britische Online-Modehändler hatte seine Gewinn- und Umsatzziele für das laufende Geschäftsjahr reduziert. Dies stand im Zusammenhang mit einer dürftigen Nachfrage und der Notwendigkeit, die Preise zu senken, um finanzschwache Käufer anzulocken. Derzeit bremst die Inflation den Willen der Verbraucher, Geld unter anderem für Mode auszugeben. (awp/mc/ps)

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