Produktionsfehler bei Mittelstreckenjets werfen Boeing weiter zurück

Produktionsfehler bei Mittelstreckenjets werfen Boeing weiter zurück
Boeing 737 MAX der Delta Airlines. (Bild: Boeing)

Arlington – Die Produktionsfehler beim Mittelstreckenjet 737 Max werfen den Flugzeugbauer Boeing noch stärker zurück als gedacht. Wegen Untersuchungen und Nacharbeiten an den Maschinen würden im laufenden Jahr voraussichtlich nur 375 bis 400 Jets der 737-Reihe ausgeliefert, teilte der Konzern am Mittwoch anlässlich seiner Quartalsbilanz mit. Damit steuert Boeing auf seinen dritten Jahresverlust in Folge zu.

Dennoch will Konzernchef Dave Calhoun wie geplant einen bereinigten Barmittelzufluss zwischen drei und fünf Milliarden US-Dollar erreichen. Am Finanzmarkt kam diese Botschaft angesichts der Misere gut an: Im frühen US-Handel legte die Boeing-Aktie in einem schwächelnden Markt um ein halbes Prozent zu.

Im besten Fall Auslieferung von 400 Jets
Schon im September hatte das Management seine Auslieferungspläne für die 737-Jets eingedampft und statt 400 bis 450 Maschinen nur noch etwa 400 in Aussicht gestellt. Diese Marke dürfte der Hersteller jetzt nur noch im besten Fall erreichen.

Im dritten Quartal brockten die geringeren Auslieferungszahlen der Modellreihe zusammen mit Mehrkosten für das US-Präsidentenflugzeug Air Force One dem Unternehmen einen weiteren Verlust ein. Unter dem Strich stand ein Minus von gut 1,6 Milliarden Dollar, nachdem Boeing ein Jahr zuvor sogar einen Verlust von 3,3 Milliarden Dollar verzeichnet hatte. In den ersten neun Monaten ist diesmal ein Fehlbetrag von 2,2 Milliarden Dollar aufgelaufen.

Weiteres Verlustjahr
Damit zeichnet sich für 2023 ein weiteres Verlustjahr ab, nachdem Boeing nach dem Absturz zweier 737-Max-Jets und dem mehr als anderthalbjährigen Startverbot für die Maschinen bereits von 2019 bis 2022 rote Zahlen geschrieben hatte.

Bei den jüngsten Produktionsfehlern an den 737-Jets handelt sich um Löcher, die Boeings Zulieferer Spirit Aerosystems in ein Bauteil gebohrt hat, das für die Aufrechterhaltung des Luftdrucks in der Kabine wichtig ist. Dieses Druckschott am Ende des Flugzeugrumpfs schliesst den Kabinenraum nach hinten ab. Aus Sicht der US-Luftfahrtbehörde FAA stellt das Problem an den Maschinen kein Sicherheitsrisiko dar, bereits ausgelieferte Maschinen dürfen weiter in Betrieb bleiben.

An den betroffenen neuen Flugzeugen müssen die Mitarbeiter allerdings hunderte Bohrlöcher überprüfen und instand setzen. Schon im April hatte Boeing wegen anderer Fertigungsmängel bei Spirit die Auslieferung der 737-Reihe zeitweise aussetzen müssen.

Im 3. Quartal weniger Passagier- und Frachtjets ausgeliefert
Im dritten Quartal lieferte Boeing mit 105 Passagier- und Frachtjets sechs Prozent weniger aus als ein Jahr zuvor. Dennoch legte der Konzernumsatz um 13 Prozent auf 18,1 Milliarden Dollar zu.

Neben der Verkehrsflugzeugsparte schrieb auch die Rüstungs- und Raumfahrtsparte rote Zahlen. Dabei schlug vor allem die neue Air Force One mit fast einer halben Milliarde Dollar teuer zu Buche. Die frühere US-Regierung unter Präsident Donald Trump hatte den ursprünglichen Vertrag mit Boeing nachverhandelt, sodass der Hersteller hohe Mehrkosten bei Entwicklung und Produktion selbst tragen muss. (awp/mc/pg)

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