Starrag und Tornos suchen zusammen ihr Glück
Moutier / Rorschacherberg – Die beiden Schweizer Traditionsfirmen Starrag und Tornos schliessen sich zusammen. Überraschend kommt der Schritt nicht.
Der Werkzeugmaschinen-Hersteller Starrag fusioniert mit der nur halb so grossen Tornos zur StarragTornos Group. Wenn Ende November die Aktionäre an zwei ausserordentlichen Generalversammlungen der Fusion zustimmen, dann könnte der Deal schon Anfang Dezember über die Bühne gehen.
Eine Zustimmung dürfte jedoch reine Formsache sein, denn hinter beiden Firmen steht für die gleichnamige Elektrohandelskette bekannte der Unternehmen Walter Fust als Grossaktionär.
An den Märkten wurde die Fusionsankündigung positiv aufgenommen. Die Papiere von Starrag stiegen bis 14 Uhr um 4,4 Prozent auf 52,00 Franken, während die Aktien von Tornos unverändert notierten. Grosse Bewegungen blieben jedoch aus, denn bereits im Mai dieses Jahres hatten die beiden Gesellschaften eine Prüfung der Fusion angekündigt. Marktteilnehmer hatten den Schritt auch schon längere Zeit erwartet oder sogar gefordert.
Kein Stellenabbau geplant
Gute Nachrichten gibt es für die künftig rund 2000 Mitarbeitenden von StarragTornos. Stellenstreichungen, Standortschliessungen oder auch Zusammenlegungen soll es keine geben, sagte der designierte Konzernchef und Verwaltungsratspräsident Michael Hauser am Donnerstag gegenüber Medien.
Nachdem beide Firmen noch vor einigen Jahren recht zu kämpfen hatten, seien sie nun wieder gut aufgestellt. Dies sei auch ausschlaggebend dafür gewesen, die Fusion gerade jetzt anzugehen. «Der Zusammenschluss erfolgt aus einer Position der Stärke», sagte Hauser weiter.
Sowohl in den Tätigkeitsfeldern als auch den weltweiten Standorten gibt es zwischen den Firmen nur wenige Überschneidungen. Sie würden sich daher sehr gut ergänzen, was ein weiterer Grund für das Zusammengehen gewesen sei, sagte der neue Konzernchef.
Einsparungen durch Synergien
Gemeinsam könnten Starrag und Tornos auch effizienter wirtschaften. Den grössten Hebel sieht Hauser vor allem beim Einkauf. So hätten beide Firmen rund 170 gemeinsame Lieferanten und ein kombiniertes Einkaufsvolumen von 260 Millionen Franken.
Das mittelfristige Einsparpotenzial bei diesen und anderen Kosten liege zwischen 5 bis 10 Millionen Franken. Die Umsatzsynergien sollen sich auf 10 bis 15 Millionen Franken belaufen, insbesondere durch die verbesserte Marktpräsenz.
Ebenso sehen die Firmen sich für ein weiteres Wachstum in Amerika und Asien mit vereinten Kräften besser gerüstet. Mit einem kombinierten Umsatz von rund 500 Millionen Franken schliessen sie auch zu den grössten Unternehmen der Branche in Europa auf.
Je mehr als 100 Jahre Tradition
Die Wurzeln von Starrag und Tornos gehen jeweils mehr als 100 Jahre zurück. Starrag fertigte zunächst Fädelmaschinen für die Textilindustrie. Später stieg das Ostschweizer Unternehmen auf Fräsmaschine um.
Durch mehrere Zukäufe diversifizierte sich Starrag seit Ende der 1990er Jahre immer stärker. Aktuell liegt der Fokus auf Präzisions-Werkzeugmaschinen für die Luftfahrt, Energieerzeugung, Luxusgüter, Transportwesen oder auch Medizintechnik.
Tornos wurde in bernjurassischen Moutier gegründet und baute zunächst Maschinen zur Produktion von Kleinteilen für die Uhrenindustrie. Inzwischen produziert Tornos Langdrehautomaten und Mehrspindeldrehmaschinen für die Automobilindustrie, Medizintechnik, Elektronik und immer noch die Uhrenindustrie. (awp/mc/ps)