Richemont wächst in schwierigem Umfeld langsamer
Genf – Der Schmuck- und Uhrenkonzern Richemont ist im ersten Semester des Geschäftsjahres 2023/24 weiter gewachsen. Allerdings hat der Konzern zuletzt wegen der schwächelnden Weltwirtschaft, geopolitischer Spannungen, dem schwachen Dollar und hoher Inflation an Schwung verloren. Gelitten hat dabei das Uhrengeschäft. Der Konzern bleibt aber insgesamt zuversichtlich.
Der Gruppenumsatz stieg in der Zeit von April bis September um 6,0 Prozent auf 10,2 Milliarden Euro (circa 9,83 Mrd Franken), wie der Hersteller von Luxusuhren der Marken Piaget oder IWC sowie edlem Schmuck von Cartier oder Van Cleef & Arpels am Freitag mitteilte. In Lokalwährungen gerechnet betrug das Plus 12 Prozent. Dies ist weniger als vor Jahresfrist (+16 Prozent).
Das operative Ergebnis (EBIT) aus dem weitergeführten Geschäft belief sich auf 2,7 Milliarden Euro. Das ist auf vergleichbarer Basis ein Minus von 2,0 Prozent.
Unter dem Strich verblieben 2,2 Milliarden Euro – ein Plus von 3,0 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Unter Einbezug der nicht weitergeführten Aktivitäten ergibt sich ein Reingewinn von 1,5 Milliarden Euro. Die Differenz ist vor allem einer weiteren Abschreibung von 500 Millionen Euro im Onlinegeschäft für die Plattform Yoox-Net-A-Porter geschuldet.
Schwächeres Uhren- und starkes Schmuckgeschäft
Der Genfer Konzern verbuchte mit Uhren einen Umsatzrückgang um 2,7 Prozent auf knapp 2,0 Milliarden. Auch im Geschäftsbereich «Sonstige» gab es ein Minus von 1 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Hier sind unter anderem Mode, Leder- und Schreibwaren vertreten.
Dagegen überstrahlte das Schmuckgeschäft erneut die anderen Bereiche. Die Verkäufe stiegen um knapp zehn Prozent auf 6,9 Milliarden. Der stärkste Verkaufskanal war erneut mit Abstand der Detailhandel.
Der Konzern konnte in Lokalwährungen zudem in allen Regionen zulegen. Am grössten war das Wachstum in der mit einem Umsatzanteil von 42 Prozent grössten Region Asien-Pazifik (+23 Prozent), wo der Umsatz nach dem Ende der Coronaeinschränkungen in China in den Schmuckhäusern und im Detailhandel stieg.
In der zweitgrössten Region Europa legten die Verkäufe um 5 Prozent zu, während sie in Amerika beinahe stagnierten. Richemont begründete das schwache Wachstum in der Region Amerika mit geringeren Umsätzen im Grosshandel und dem schwachen Dollar.
Kräftiger war das Wachstum in Japan (+13 Prozent) und in der Region Naher Osten & Afrika (+9 Prozent). Japan habe von der Rückkehr des Tourismus, vor allem der Festlandchinesen im Zuge des schwachen Yen, profitiert.
Weiterhin optimistisch
Einen konkreten Ausblick für den weiteren Verlauf gab Richemont zwar wie üblich nicht ab. Richemont hofft aber auf eine sanfte Landung der Wirtschaft in den USA und in Europa. In China werde zudem aufgrund der Konjunkturmassnamen ein höheres Wachstum erwartet.
Verwaltungsratspräsident Johann Rupert sagte in einer Telefonkonferenz, zwar seien die Kunden in grossen Märkten wie China oder USA vorsichtig. Doch chinesische Touristen seien seit der Öffnung vor allem in Südostasien wieder mehr unterwegs. «Und Menschen auf Reisen schätzen feine Sachen», betonte der Präsident. «Wir sind mittelfristig positiv.»
An der Börse kamen die Zahlen nicht gut an. Die Aktie brach am Freitag letztlich um 5,2 Prozent ein. (awp/mc/pg)