Marc Ziegler, CEO Auto AG, im Interview
von Bob Buchheit
Moneycab.com: Herr Ziegler, die Bus-Flotte der Auto AG ist auf über 170 Fahrzeuge angewachsen – fast doppelt so viel wie vor zwei Jahren. Wann werden Sie Marktführer im Bereich Schülertransporte in der Deutschschweiz sein?
Marc Ziegler: Es gibt keine genauen Marktzahlen zur Grösse einzelner Anbieter. Sicher sind wir schon heute einer der Grössten Anbieter von Schülertransporte in der Deutschschweiz. Der Markt ist recht fragmentiert, es gibt viele kleine, lokale Anbieter.
Was macht den Schulweg denn so attraktiv? Die Schüler würden lachen.
Ob es für die Schüler wirklich attraktiver ist im Schulbus zu fahren als den Schulweg zu Fuss oder mit dem Velo zurück zu legen, will ich hier nicht beurteilen. Ich habe früher den knapp zwei Kilometer lange Schulweg zu Fuss mit den Freunden nicht als negativ empfunden. Die Verkehrssituation und auch die Distanzen fordern heute aber vielfach einen organisierten Schülertransport. Für uns machen die planbaren und meist längerfristigen Aufträge das Ganze interessant.
Sie haben mit der Elektrifizierung der Busflotte begonnen. Glauben Sie, dass es genug Ladekapazität geben wird? In Deutschland zumindest schlagen die Hersteller Alarm: Die Daimler Truck AG hat sich laut über die fehlende Ladeinfrastruktur beschwert.
Der Erste 12m-Elektrobus in unserem ÖV-Netz wird bald in Betrieb genommen. Wir basieren bei der Elektrifizierung unserer Busflotte komplett auf Depotladung, also auf die Ladung unserer Busse in unserem Busdepot ohne Zwischenladung auf den Strecken. Diese Herausforderung lässt sich bewältigen, ist allerdings mit recht hohen Investitionskosten in die Ladeinfrastruktur verbunden. Bei solchen Ladekapazitäten wie wir sie brauchen muss eine eigene Trafostation installiert werden. Der politische Wille den ÖV emissionsfrei zu gestalten scheint klar zu sein.
«Wir basieren bei der Elektrifizierung unserer Busflotte komplett auf der Ladung in unserem Busdepot, ohne Zwischenladung auf den Strecken.»
Marc Ziegler, CEO Auto AG
Am 8. November haben Sie sich anlässlich der transport.ch in Bern als Generalimporteur für die mittelgrossen und schwere e-Nutzfahrzeuge des chinesischen Herstellers BYD präsentiert. Was ist Ihre Erwartungshaltung und die der chinakritischen Kunden?
BYD hat bereits über 5.5 Millionen Elektrofahrzeuge abgeliefert und ist einer der grössten Batteriehersteller der Welt. Wir sind sicher, dass BYD in Kürze zu einem relevanten Player im europäischen Markt aufsteigen wird. Die geopolitische Lage sowie die Einstellung zu China scheint bei der Evaluation von Fahrzeugen wenig Einfluss zu haben. Es zählen primär die Leistungsdaten und die Preise der Fahrzeuge. Das kann auch bei anderen chinesischen Herstellern festgestellt werden.
«Die geopolitische Lage sowie die Einstellung zu China scheint bei der Evaluation von Fahrzeugen wenig Einfluss zu haben.»
Im A2-Gewerbepark sind nach zwei Jahren erst drei Viertel der Flächen vermietet. Ist das jetzt wegen der Zinswende schwierig?
Der Erstbezug des A2-Gewerbeparks fand im September 2022 statt. Damit stehen wir gut ein Jahr später bei einer Auslastung von 75 Prozent. Dieser Wert kann sich durchaus sehen lassen, auch wenn wir uns intern höhere Ziele gesetzt haben. Die Gewerbeflächen im Erdgeschoss hätten mehrfach vermietet werden können. Die Nachfrage nach Flächen in den oberen Stockwerken hat durch Corona sicher etwas gelitten. Die Zinsen sind längerfristig angebunden, und die gute Lage wird uns die Vermietung der Restflächen sicher in Kürze ermöglichen.
Welche Bruttomietrendite sehen Sie für die nächsten Jahre vor?
Unsere Bruttorenditen in unseren Liegenschaften liegen auf einem guten und attraktiven Niveau von gut sechs Prozent.
Was ist im neuen Bauprojekt in Wigoltingen geplant?
Einerseits wollen wir in Wigoltingen den Nutzfahrzeugbetrieb von Müllheim neu bauen und erweitern, da ein Umzug viel einfacher als eine lange dauernde Renovation ist, die den Betrieb während der Umbauphase stört. Andererseits ist ein Gewerbegebäude mit ca. 6’000m2 Mietflächen geplanten. Das Baugesuch werden wir, wegen einer bevorstehenden Zonenplanänderung erst 2024 einreichen.
Wie stark mussten die Leasingkonditionen für Ihre Fahrzeuge erhöht werden?
Wir bieten keine eigenen Leasings an. Ein Leasing läuft immer über eine externe Leasinggesellschaft. Die Leasingzinsen sind daher Gegenstand der Vereinbarung zwischen unseren Kunden und der Leasinggesellschaft.
Profitabilität kommt bei der Auto AG weniger aus dem Fahrzeughandel als viel mehr aus Immobilien und Werkstatt. Wird sie weiter steigen?
Die Profitabilität kommt bei uns primär aus den Immobilien, der Werkstatt und den Ersatzteilen. 2022 haben wir mit einer Umsatzrendite von vier Prozent respektive eine Profitabilität after tax von 4,55 Millionen Franken das Bestresultat in der Geschichte der Auto AG Group erzielt. Wir sind zuversichtlich dieses Resultat 2023 nochmals übertreffen zu können.
«Wir sind zuversichtlich den Reingewinn von 4,55 Millionen Franken in diesem Jahr nochmals übertreffen zu können.»
Der neue Auto AG – Bereich H2Energy soll besonders viel Gewinn abwerfen. Wird Wasserstoff das Rennen an der Zapfsäule machen?
Wir erachten Wasserstoff als eine der Lösung im Bereich des Schwerverkehrs auf längeren Distanzen. In der Schweiz ist der Wasserstoff aktuell, aufgrund der Energiepreise aber viel zu teuer. In der Schweiz wird Wasserstoff zurzeit wenig gefördert. Andere Länder wie zum Beispiel Deutschland investieren viel mehr in den Aufbau eines H2-Ökosystems. Sobald Wasserstoff unter 10 Franken pro Kilogramm in der Schweiz verfügbar ist, und das wird in Zukunft so sein, wird sich in diesem Bereich wieder mehr bewegen.
Mit H2Genset verkaufen Sie auch einen Wasserstoff-Generator für bis zu 40kW Leistung. Was kostet so ein Teil?
Ein H2Genset ist ab circa 150’000 Franken erhältlich. Mit steigenden Produktionsmengen werden die Preise sicher sinken.