Ifo-Geschäftsklima trübt sich überraschend ein

Ifo-Geschäftsklima trübt sich überraschend ein
Ifo-Präsident Clemens Fuest. (Foto: Ifo / Flickr)

München – Die deutsche Wirtschaft kommt nicht in Schwung: Vor dem Weinachsfest trübt sich die Stimmung überraschend ein. Das Ifo-Geschäftsklima, Deutschlands wichtigster Konjunkturindikator, fällt im Dezember um 0,8 Punkte auf 86,4 Zähler, wie das Ifo-Institut am Montag in München mitteilte. Analysten hatten hingegen mit einem Anstieg gerechnet, im Schnitt wurden 87,7 Punkte erwartet.

Zudem fiel die Entwicklung in den Monaten zuvor schwächer aus als bisher bekannt. Nach revidierten Zahlen ist das Geschäftsklima seit dem Spätsommer nicht dreimal, sondern nur zweimal in Folge gestiegen. Drei Anstiege in Folge gelten für gewöhnlich als konjunktureller Wendepunkt.

Die rund 9000 befragten Unternehmen bewerten sowohl die aktuelle Konjunkturlage als auch die Erwartungen an die künftigen Geschäfte ungünstiger. «Die Konjunktur bleibt auch in der Weihnachtszeit schwach», kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest. In der Industrie, im Handel und am Bau trübte sich das Geschäftsklima jeweils ein. Nur bei Dienstleistern hellte sich die Stimmung leicht auf.

Ökonomen enttäuscht
Bankvolkswirte reagierten enttäuscht auf die Entwicklung: «Eigentlich sprach in den letzten Wochen vieles für ein Ende der konjunkturellen Talfahrt», erklärte Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg. Zuletzt hatte etwa die Aussicht auf sinkende Leitzinsen für Hoffnung gesorgt. Doch jüngste Zahlen aus der Industrie hatten abermals enttäuscht. «Das Fass zum Überlaufen gebracht hat dann wohl das Haushaltsurteil der Karlsruher Richter.» Das Bundesverfassungsgericht hatte die Umwidmung von Corona-Hilfen zu Fall gebracht und damit eine Haushaltskrise ausgelöst.

Auch den Ausblick auf das kommende Jahr bewerten Ökonomen als trübe: «Ein schwieriges Jahr liegt vor uns», kommentierte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Die deutsche Wirtschaft werde im kommenden Jahr nicht die konjunkturelle Trendwende einleiten. «Die Belastungen bleiben hoch.» Dazu zählten die immer noch hohen Energiekosten. Darüber hinaus entwickelten sich auch wichtige deutsche Absatzmärkte wie China schwach.

Das Ifo-Geschäftsklima befinde sich noch immer im Rezessionsbereich, erklärte Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer. Die deutsche Wirtschaft war im Sommerquartal von Juli bis September leicht geschrumpft. Als Belastung gelten auch die hohen Leitzinsen. Setzt sich die schwache Entwicklung im Schlussquartal fort, könnte von einer technischen Rezession mit zwei Minusquartalen in Folge gesprochen werden. (awp/mc/ps)

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