Frédéric Füssenich, CEO Rigi Bahnen AG, im Interview

Frédéric Füssenich, CEO Rigi Bahnen AG, im Interview
Frédéric Füssenich, CEO Rigi Bahnen AG. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Füssenich, nach verhaltenem Start wurde die Sommersaison eine sehr gute. Nun können Sie für das Jahr 2023 mit einem Nettoerlös von rund 34 Millionen rechnen. Reicht das gut für die anstehenden Investitionen?

Frédéric Füssenich: Qualität schafft Mehrwert. Der unternehmerische Erfolg gibt uns die Handlungsfreit, dieser Vision langfristig gerecht zu werden. Alle Investitionen orientieren sich an den Schweizer Werten wie Sicherheit, Funktionalität, Beständigkeit und Qualität. Fokus ist der Kundennutzen. Ganz aktuell haben wir in diesem Jahr ein Kommunalfahrzeug gekauft, um die Qualität unserer Winterwanderwege zu verbessern. Im vergangenen Jahr haben wir unser Bistro und das Stationsgebäude auf Rigi Kulm erfolgreich saniert. Das zahlreiche positive Feedback unserer Gäste bestärkt uns, auf dem richtigen Weg zu sein.

Umsatz ist Eitelkeit, Handlungsfreit gibt uns die EBITDA-Marge, und hier sind wir für ein Bergbahnunternehmen mit knapp 30% gut aufgestellt.

«Umsatz ist Eitelkeit, Handlungsfreit gibt uns die EBITDA-Marge.»
Frédéric Füssenich, CEO Rigi Bahnen AG

Die Erneuerung der Pendelbahn Weggis–Kaltbad mit einer 10er-Gondelbahn ist der dickste Brocken. Mit welchen Kosten rechnen Sie am Ende?

Erst wenn sich die Baubewilligung abzeichnet, kann man seriöse Aussagen über die Kosten machen. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass wir in einer volatilen Welt leben, wo äussere Einflüsse einen starken Einfluss auf die Kosten haben. Aber die Vorgabe vom Verwaltungsrat ist klar, es wird erst gebaut, wenn die Finanzierung gesichert ist.

Ja, aber wann ist das, und wann ist Bauende? Ich frage wegen dem Stand der Einsprachen.

Die Vision «Qualität schafft Mehrwert» leitet uns auch bei unserem Generationenprojekt. Anstatt in einer Grosskabine, dichtgedrängt, möchten wir mit der neuen Gondelbahn jedem unserer Gäste einen Sitzplatz anbieten, um die einmalige Aussicht auf den See und die Berge zu ermöglichen. Die Baueingabe beim Bundesamt für Verkehr ist in Bearbeitung. Das ist ein laufendes Verfahren, und leider sind diverse Einsprachen eingegangen. Wir sind zuversichtlich, alle Bedenken zu bereinigen. Aber bis zum Spatenstich wird wahrscheinlich noch einige Zeit verstreichen. Die jetzige Betriebsbewilligung für unsere Pendelbahn läuft im September 2027 aus. Spätestens bis dann möchten wir mit dem Bau beginnen. Wir rechnen mit einer neunmonatigen Bauzeit und könnten dann im Frühsommer 2028 die neue Bahn eröffnen.

«Wir rechnen mit einer neunmonatigen Bauzeit und könnten dann im Frühsommer 2028 die neue Bahn eröffnen.»

Welches ist die grösste Hürde?

Das Projekt ist definitiv ein Marathon und kein Sprint. Die gesetzlichen Vorgaben sind sehr umfassend, aber der Dialog mit dem Bundesamt für Verkehr ist zielführend. Wir haben ein kompetentes und motiviertes Projektteam und durften bereits viele Hürden überwinden, aber es liegen auch noch einige vor uns. Die grösste Hürde ist immer jene, welche vor uns liegt.

Der Anteil internationaler Gäste stieg wieder auf rund 30 Prozent. Wo liegt die nächste Latte?

Wir freuen uns über alle Gäste, egal welcher Ethnie oder Religion. Die internationalen Gäste helfen uns bei schlechtem Wetter die Fixkosten zu decken. Besonders die sehr anspruchsvolle Berggastronomie profitiert von einer «Sockelauslastung». Mit der Akzeptanz des Swiss Travel Passes (temporäres GA für ausländische Gäste, A.d.R.) liegen wir im Trend. Denn nachhaltiges Reisen in der Schweiz mit ihrem umfassenden ÖV erfreut sich einer hohen Nachfrage. Hauptfokus ist und bleibt der Schweizer Markt. Und hier durften wir Marktanteile gewinnen. Ansonsten haben wir keine Vorgabe wie sich das Verhältnis zwischen Schweizer und internationalen Gästen entwickeln soll. Entscheidend ist, dass unsere Gäste eine gute Zeit auf der Rigi haben: Bei der letzten umfassenden Gästebefragung haben 80 Prozent der Gäste, egal ob Schweizer oder internationaler Gast, ausgesagt, dass sie die Rigi weiterempfehlen würden. Dieser ausgezeichnete Wert freut uns sehr und zeigt, dass wir als Gesamtteam richtig unterwegs sind.

«Wir freuen uns über alle Gäste, egal welcher Ethnie oder Religion. Die internationalen Gäste helfen uns bei schlechtem Wetter die Fixkosten zu decken.»

Der operative Betriebsgewinn auf Stufe EBITDA wird dank dem höheren Nettoerlös und gutem Kostenmanagement ungefähr zehn Millionen ausmachen. Ist das von nun an das «new normal»?

Unsere Strategie ist stimmig und wird gelebt. Wir sind allerdings noch nicht am Ziel und haben im Grossen wie im Kleinen noch eine Menge Arbeit vor uns. Ich bin allerdings überzeugt, dass wir gemeinsam noch vieles Erreichen können. Die Rigi Bahnen AG hat noch Luft nach oben – genauso wie der operative Betriebsgewinn.

Auf Rigi Kaltbad und Staffel sind die Perrons behindertengerecht geworden. Solche kleineren Anpassungen werden oft unterschätzt. Was kosten sie?

Es wurden für diese zwei Projekte rund eine Million Franken investiert.

In einem sehr schlechten Zustand waren die Wege und Infrastruktur im Gipfelbereich. Im Frühjahr soll alles rausgeputzt sein. Wie wird die Aufwertung des Gipfelbereichs rund um den Triangulationspunkt herauskommen?

Nichts Verrücktes, denn die Aussicht spricht für sich. Der Faszination Rigi kann sich keiner erwehren. Im Gipfelbereich wird aufgeräumt, ein neuer hochwertiger Oberflächenbelag eingebaut, der Triangulationspunkt wertiger gestaltet und rundum begehbar gemacht. Die Umgebung um den Swisscom Turm wird mit lokal typischem Nagelfluh-Felsen aufgewertet, und der Rastplatz zum kurzen Verweilen neu gestaltet. Auf den Wegen erfahren unsere Gäste mehr über die reichhaltige Tourismusgeschichte, unsere Alpkultur, die Geologie und weitere spannende Rigi-Themen.

Gibt es nach den Nullnummern der letzten drei Jahre bald wieder Dividende?

Es obliegt dem Verwaltungsrat der Generalversammlung einen Vorschlag für eine Dividende zu machen. Das Thema ist bei der nächsten Verwaltungsratssitzung im März traktandiert, wenn der Abschluss vorliegt. Ich würde es begrüssen, wenn unsere Aktionäre vom Erfolg ihrer Unternehmung «massvoll» profitieren.

Die Rigi Bahnen AG bietet ihren Aktionären auch eine kostenlose Depotverwahrung ihrer Bahnaktien an. Wie viele Aktionäre machen Gebrauch davon?

Knapp 500 Aktionäre haben ein solches Gesellschaftsdepot.

Rigi Bahnen AG

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