VP Bank Spotanalyse: Sinkende Teuerung in der Eurozone

VP Bank Spotanalyse: Sinkende Teuerung in der Eurozone
Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank. (Foto: VP Bank)

Von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank

Auch Kerninflation geht weiter zurück.

Die Inflationsrate in der Eurozone ist gemäss der vorläufigen Schätzung im Januar von 2.9 % auf 2.8 % gesunken. Der Teuerungsdruck ist also auf Rückzugskurs.

Zwar stiegen die Preise gegenüber dem Vorjahresmonat noch um 2.8 % und damit etwas mehr als erwartet worden war, doch im Monatsvergleich gingen sie um 0.4 % zurück. Es waren also gegenüber Dezember effektive Preisrückgänge zu verbuchen. Positiv zu vermerken ist auch, dass unter Herausrechnung der volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise (Kernteuerung) die Inflationsrate im Januar von 3.4 % auf 3.3 % weiter fiel.

Die Erzeugerpreise in der Eurozone fallen bereits seit den Frühjahrsmonaten des Vorjahres – und das zum Teil sehr kräftig. Zuletzt gingen sie im November um 8.8 % zurück. Dies schlägt immer deutlicher auf die Konsumentenpreisentwicklung durch. Der Preisauftrieb von Waren lässt spürbar nach. Dies betrifft etwa elektronische Produkte, Kleidung und Möbel.

Etwas zäher erweist sich die Entwicklung im Dienstleistungssektor. Gegenüber dem Vorjahresmonat bleibt die Teuerung mit 4 % hoch und auch gegenüber dem Vormonat unverändert, das heisst auch im Dezember lag die Inflationsrate im Dienstleistungssektor gegenüber dem Vorjahresmonat bei 4 %. Höhere Lohnkosten verhindern einen stärkeren Rückgang. Hinzu kommt, dass Gaststätten, Hotels und Restaurants zuletzt gestiegene Kosten noch gut an Kunden weitergeben konnten.

Der nur leichte Rückgang der Kerninflationsrate ist etwas enttäuschend. Eigentlich war davon auszugehen, dass sie etwas mehr sinkt. Insgesamt bleibt aber festzuhalten: Der Preisdruck lässt weiter nach, was auch in den kommenden Monaten der Fall sein dürfte. Das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2 % rückt bald in greifbare Nähe.

Ein nachlassender Preisauftrieb heisst aber nicht, dass die EZB unmittelbar vor einer ersten Zinssenkung stehen würde. Der Inflationsschub in den vergangenen Jahren war für sie ein Schock. Gerade deshalb werden sich die europäischen Währungshüter sicher fühlen wollen, wenn sie die erste Zinssenkung vornehmen. Das Motto lautet: Eher zu spät als zu früh. Ein solcher Zinsschritt dürfte im Juni auf der Agenda stehen.


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