Eric Wagner, CEO aventron Gruppe, im Interview

Eric Wagner, CEO aventron Gruppe, im Interview
Eric Wagner, CEO der aventron-Gruppe. (Foto: aventron)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Wagner, Aventron ist auch in Norwegen engagiert. Was bedeuten die kalten Temperaturen dort für Ihr Geschäft?

Eric Wagner: In der Schweiz, die ein Gebirgsland ist, hat man keine Angst vor niedrigen Temperaturen! In Norwegen, wo über 96% der Stromerzeugung aus Wasserkraft stammt, führen kalte Temperaturen zu mehr Stromverbrauch einerseits, und andererseits können Wasserkraftanlagen teilweise wegen Eisbildung nicht betrieben werden. Es herrschen aber sehr gute Bedingungen für den Bau neuer Wasserkraftwerke und damit der Stromerzeugung. Wir haben dort auch starke Partnerschaften aufgebaut.

Der Klimawandel beeinflusst vor allem die Wasserkraft. Welchen Einfluss haben die Sommerhitzewellen beispielsweise für Ihre französischen Wasserkraftwerke?

Der Klimawandel wirkt sich auf alle Bereiche unserer Gesellschaft aus. Die Wasserkraftproduktion in den südlichen Ländern ist besonders betroffen, indem teilweise das Wasser ausbleibt. In Frankreich befinden sich die meisten unserer Wasserkraftwerke in den Bergen, wo sie den Auswirkungen besser standhalten.

«Die Wasserkraftproduktion in den südlichen Ländern ist vom Klimawandel besonders betroffen, weil teilweise das Wasser ausbleibt.»

In Italien setzt Aventron stark auf Solar. Ist es dort einfacher als in der Schweiz, Photovoltaik-Freiflächen-Kraftwerke zu bauen?

In Italien konnten wir grosse Freiflächen-Kraftwerke entwickeln, da die freien Grundstücke dies zuliessen. Dies ist in der Schweiz nicht der Fall, wo wir nur Dachanlagen betreiben. Die Genehmigungsprozesse sind aber vergleichbar anspruchsvoll, in Italien wie in der Schweiz. Wir stellen in Italien eine gewisse regulatorische Tendenz fest, den Weiterausbau zu dämpfen.

In den Gemeinden Surses (GR), Hasliberg (BE) und Albinen (VS) hat das Stimmvolk zuletzt Pläne für grossflächige Solaranlagen wuchtig verworfen. Ist der Solarexpress damit – bei uns zumindest – ausgebremst?

Die lokale Akzeptanz ist nach wie vor der erste zu überwindende Meilenstein. Solche Projekte bieten jedoch einige wichtige Vorteile: hervorragende volle Laststunden und bedeutender Winterstromanteil. Es geht darum, das richtige Gleichgewicht zwischen den örtlichen Beschränkungen einerseits und dem energetischen Interesse an solchen Projekten andererseits zu finden.

«Zentrale oder dezentrale Lösungen sind keine Gegensätze, sondern ergänzen einander.»

Haben also dezentrale Einheiten die grössere Zukunft?

Zentrale oder dezentrale Lösungen sind keine Gegensätze, sondern ergänzen einander.

Aventron ist Teil des Konsortiums ABCD-Horizon, das im letzten Sommer den Zuschlag für die erneuerbare Stromerzeugung an Autobahnrastplätzen in den Regionen Romandie, Wallis und Bern erhielt. Wird es rein Photovoltaik geben?

Ja. Nur Photovoltaik kann auf diesen Flächen zum Einsatz kommen.

Sollen da nur Solarfaltdächer des Bündner Unternehmens dhp technology genutzt werden, oder können auch Paneele eingesetzt werden?

Wir bemühen uns, nur Solarfaltdächer zu bauen. Wir haben mit unseren Partnern vom Konsortium ABCD die besten Fachkompetenzen gebündelt, um angemessene Lösungen zu finden.

Wie sieht da die weitere Planung aus?

Die erste Pilotanlage sollte noch in 2024 realisiert werden.

In Deutschland besitzt Aventron nur Windkraftanlagen. Ist das ein historischer Zufall?

Wir betreiben zurzeit mehr als 200 Anlagen in sechs Ländern und mit drei Technologien: Wind, Hydro und PV. In Deutschland, wo es viel Wind gibt, haben wir uns auf Windkraftanlagen fokussiert. In Norwegen findet man viele Wasserfälle. In Spanien und in Italien scheint fast immer die Sonne. Wir haben uns immer für das Optimum in jedem Land entschieden. Diese Diversifizierungsstrategie war stets Bestandteil unseres Erfolgs.

«Die Diversifizierungsstrategie war stets Bestandteil unseres Erfolgs.»

Glauben Sie, dass irgendwo in Europa je Stromkosten wie in den USA oder China von 5 Cents pro Kilowattstunde möglich sein werden?

Kurzfristig wahrscheinlich nicht. Aber was Strompreise betrifft, haben wir alle in den letzten Jahren festgestellt, dass die Prognosen nicht immer richtig waren, oder?

Bis ins Jahr 2030 will Aventron seine Leistung auf ein Gigawatt an installierter Kapazität steigern. Sie sind im Plan, nehme ich an?

Ja, und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir dieses Ziel erreichen werden. Unsere Aktionäre stehen hinter uns. Und die Möglichkeiten zur Weiterentwicklung unseres Portfolios sind bereits identifiziert.

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