Milchverarbeiter Hochdorf hofft auf Rettung durch einen Investor
Hochdorf – Der kriselnde Milchverarbeiter Hochdorf steht zum Verkauf. Trotz einer Rückkehr in die operative Gewinnzone ist eine Sanierung des Bimbosan-Herstellers aus eigener Kraft vom Tisch – zu schwer wiegen die finanziellen Altlasten.
Hochdorf will nun die Ansprache potenzieller Investoren ausweiten. Zur Debatte stehen verschiedene Optionen, wie der Babynahrungs- und Milchpulverhersteller am Dienstag mitteilte. Der Fokus liege auf einem Verkauf oder Teilverkauf, wobei der Zusammenhalt des operativen Geschäfts angestrebt werde. Entscheide seien aber noch keine gefallen.
Management und Verwaltungsrat würden «gemeinsam alles daransetzen, dass das Geschäft auf einer nachhaltigen finanziellen Grundlage weitergeführt und die Arbeitsplätze erhalten werden können». Derzeit zählt Hochdorf rund 333 Mitarbeitende. Die Führungsspitze zeigt sich dabei zuversichtlich für die Zukunft des Unternehmens: Die positive operative Entwicklung bestätige, dass der Milchverarbeiter über ein tragfähiges Geschäftsmodell verfüge.
Operative Fortschritte
Hochdorf hat sich in den letzten Jahren einer Neuausrichtung sowie harten Einschnitten unterzogen. So beschloss das Unternehmen etwa, die Produktion im luzernischen Hochdorf bis 2025 zu schliessen und die Fabrikation in der Ostschweiz in Sulgen zu konzentrieren. Auf der anderen Seite sollten aber auch neue Einnahmen erschlossen werden, etwa mit dem angestrebten Eintritt in den US-Markt im kommenden Jahr.
Dabei machte Hochdorf durchaus Fortschritte, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Sowohl Umsatz als auch Betriebsgewinn seien im Geschäftsjahr über den eigenen Erwartungen ausgefallen, hiess es. Auf betrieblicher Ebene fand das Unternehmen mit einem EBITDA im höheren einstelligen Millionenbereich wieder in die Gewinnzone zurück. Im Vorjahr hatte noch ein Verlust von gut 10 Millionen zu Buche gestanden.
Und das operative Geschäft verbrennt nicht länger Geld, sondern generierte 2023 einen Cashflow im knapp zweistelligen Millionenbereich. Die Liquidität für den laufenden Betrieb ist denn auch gesichert, wie Hochdorf festhält.
Zu hohe Zinszahlungen
Und doch: In absehbarer Zeit sehen Management und Verwaltungsrat keinen Weg, wie das Unternehmen seine hohen finanziellen Altlasten alleine schultern kann. Nach einer weiteren Prüfung sei man zum Schluss gekommen, dass auch eine wettbewerbsfähige Ertragskraft in keinem plausiblen Szenario ausreiche, um die steigenden Altlasten aus der komplexen Finanzierungs- und Kapitalstruktur zu tragen, schreibt Hochdorf. Auch eine Rekapitalisierung habe sich als kaum realisierbar erwiesen.
Hochdorf kämpft bereits seit einigen Jahren mit finanziellen Problemen. Der frühere aggressive Expansionskurs des Unternehmens erwies sich schnell als Bürde. Einige Übernahmen, wie etwa der Kauf des Schweizer Traditionsunternehmen Bimbosan 2018, bewährten sich zwar. Andere zugekaufte Töchter hat Hochdorf derweil aber bereits wieder aufgegeben. Lange belastete etwa der Babynahrungs-Vermarkter Pharmalys, dessen Mehrheit Hochdorf 2016 übernommen hatte. Mit der Ausgabe einer Hybridanleihe 2017 lud sich das Unternehmen zudem hohe Zinszahlungen auf.
Nach einem schwierigen Geschäftsjahr 2018 – in dem Hochdorf gleich zweimal vor einer massiven Verschlechterung der Ergebnisse warnen musste – gingen die Aktionäre auf die Barrikaden. Der Verwaltungsrat wurde ausgewechselt und noch 2019 trennte sich das Unternehmen wieder von Pharmalys – zu einem tieferen Preis. Im Zuge einer kompletten Neuausrichtung sollte sich das Unternehmen nun auf das Babynahrungsgeschäft konzentrieren. Zugleich machte sich das Management auf Geldsuche und warnte vor einer ernstzunehmenden Krise.
Trotz des Verkaufs von Auslandtöchtern, der Schliessung unrentabler Werke und weiteren Sanierungsmassnahmen fand Hochdorf seither finanziell nicht mehr richtig in die Spur zurück. Auch die Corona-Pandemie und die Kostenteuerung setzten dem Unternehmen zusätzlich zu. Nun bleibt noch die Hoffnung auf einen neuen Investor. (awp/mc/ps)