Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Wie weiter mit der AHV? Teil I

Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Wie weiter mit der AHV? Teil I
(Foto: Unsplash)

Von Robert Jakob

Kurzer Überblick über Betriebsergebnisse: −2220, +1682, +1941, +2583, −2706 Millionen Franken. Wie Sie sehen: Von 2018 bis 2022 ging es bei der Alters- und Hinterlassenenversicherung AHV auf und ab. Das Jahr 2023 wird in der Endabrechnung allerdings ein positives Zeichen setzen. Den Kapitalmärkten sei’s gedankt.

Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträge für die Vorsorge machten im Jahr 2022 knapp 36 Milliarden Franken aus. 9,7 Milliarden brachte der Bundeszuschuss sowie 3,2 Milliarden der Mehrwertsteuerzusatz. Und 0,3 Milliarden kamen aus den Abgaben der Spielbanken. Danke ihr Zocker!

Mit all’ dem Zustupf wird die Kapitaldecke unseres geschätzten Sozialwerks in Höhe von 47 Milliarden im Gleichgewicht gehalten. Denn die Auszahlungen summierten sich in der letzten Abrechnungsperiode auf 47,8 Milliarden. Kapitaldecke und Auszahlungen halten sich halbwegs die Waage. Allerdings nur dank der Zuschüsse.

Das Kapital der AHV selbst bringt nur geringe Erträge (in Form von Zinsen oder Dividenden). In den letzten fünf Jahren waren das 569, 605, 533, 537 und 569 Millionen. Also gerade mal etwas mehr als ein Prozent.

Die AHV weist die Wertschwankungen ihres «parkierten» Geldes getrennt vom Ertrag aus und nennt sie «Kapitalwertänderungen».

−1750, +2247, +829, +1166, −4906 Millionen lautet hier der Leistungsausweis im letzten halben Jahrzehnt.

Allzeit bereit
Die Compenswiss, eine unabhängige Behörde mit Sitz in Genf verwaltet die Ausgleichsfonds der AHV, der IV und der EO und legt deren Aktiven so an, dass für jeden Ausgleichsfonds das entsprechende Anlage- und Risikoprofil gewährleistet ist. Gleichzeitig sorgt sie dafür, dass Geld zum Auszahlen zur Verfügung steht.

Das Kapital wird dabei sehr konservativ bewirtschaftet. Nach Gebühren und erst recht nach Inflation vermindert es sich mittlerweile. Begründet wird die «Performance» gerne mit den Wertschwankungen der Kapitalmärkte. Aber das haben die Märkte halt mal so an sich.

Nach einer Übergangsphase nach der Einführung 1948 betrug die Kapitaldecke der AHV seit über einem halben Jahrhundert immer etwa ein volles Jahresbudget. Seit 2008 ist jedoch der Anteil der Bundesmittel an der Finanzierung der AHV im Verhältnis zu den Ausgaben ständig gestiegen (s.a. Schweizerische Sozialversicherungsstatistik 2023). Die Finanzresultate hingegen waren stets bescheiden und hatten 2009 und 2019 mit jeweils gut 2,8 Milliarden Plus ihre besten Zeitpunkte. Daneben gab es selbstverständlich auch den ein oder anderen Durchsacker.

Bescheidenheit ist keine Zier
Begründet wird das bescheidene Anlageresultat mit nötiger Liquiditätsplanung. Dieses Argument ist aber vor dem Hintergrund der indirekten Staatsgarantie nicht stichhaltig. Der Pensionskassenexperte Prof. Ernst A. Brugger hat bereits vor einem knappen Vierteljahrhundert ausgerechnet, dass die Realrendite der AHV-Gelder inflationsbereinigt unter einem Prozent zu liegen kommt. Bei den Pensionskassen spielte sie um die zwei Prozent, trotz eines deutlich höheren Aktienanteils und eines längeren Anlagehorizontes. Schuld daran sind die hohen Kosten und die Inflation.

Ob unser Rentensystem überhaupt effizient ist, entscheidet eine Diskont-Rechnung, die ich dann in Teil 2 dem geneigten Leser dieser Abhandlung erzähle…Wie wir aus dem Dilemma rauskommen, lesen Sie dann ebenfalls in einer Woche…Die AHV ist als Behörde natürlich nicht nur für die Rente, sondern auch für viele andere nützliche Dinge wie Prämienverbilligung oder Wiedereingliederung zuständig.


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Das Titelbild ist eine modellierte Darstellung des Kampfes unseres Immunsystems gegen ein Virus. Immunglobuline (ypsilonförmig) und Zellsysteme attackieren den Feind.

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