CH-Schluss: Gewinnmitnahmen verhageln Start ins zweite Quartal
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag auf breiter Front schwächer tendiert. Nach einem gehaltenen Start rutschte der Markt zusehends ab. Nach der guten Entwicklung seit dem Oktobertief hätten die Anleger einen Teil der Gewinne eingestrichen, sagten Händler. Grund dafür waren neben des inzwischen als hoch beurteilten Kursniveaus eine Reihe von guten Konjunkturzahlen. Diese hätten die Zinserwartungen gedämpft. Dazu kamen die Befürchtungen, die geopolitischen Spannungen könnten weiter zunehmen. Dabei werde vor allem im Nahen Osten eine Eskalation befürchtet, hiess es weiter. Diese zeigten sich auch in einem höheren Ölpreis.
Da die Berichtssaison zum vierten Quartal 2023 mehr oder weniger abgeschlossen sei und neue Ergebnisse erst in den kommenden Wochen anstünden, müssten sich die Investoren auch in dieser verkürzten Woche fast komplett auf Konjunkturdaten fokussieren. Und da diese zuletzt mehrheitlich konjunkturpositiv ausgefallen seien, sei die Unsicherheit gestiegen, wann die US-Notenbank Fed denn nun den Leitzins senken werde. Vor allem mit Blick auf das Fed hatten sich die Erwartungen an Zinssenkungen zuletzt nach hinten verschoben. Das Fed dürfte damit keine Eile haben, die Zinsen zu senken, hiess es am Markt.
Der Leitindex SMI schloss um 1,15 Prozent tiefer auf 11’595,00 Punkten und damit klar über dem Tagestief. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verlor 1,26 Prozent auf 1899,69 und der breite SPI 1,14 Prozent auf 15’267,17 Zähler. Im SLI dominierten die Verlierer (27) die Gewinner (3) deutlich.
Die stärksten Abschläge sahen die Aktien des Telekomkonzerns Swisscom (-5,3% oder -29,40 Fr.) und des Warenprüfkonzern SGS (-4,5% oder -3,92 Fr.). Der Grossteil war allerdings der Ausschüttung der Dividende von 22 bzw. 3,20 Franken je Aktie geschuldet.
Unter Druck waren die Medizintechnik- und Wachstumswerte Straumann (-2,7%), Sonova (-2,6%) und Alcon (-0,9%) sowie der Asset Manager Partners Group (-2,8%), der Premiumschokoladehersteller Lindt & Sprüngli (PS -2,0%) sowie die Bauzulieferer Sika (-2,4%), Geberit (-2,0%) und Holcim (-1,3%).
Mit den Aktien von Sandoz (-2,1%), den Schwergewichten Novartis (-1,9%) und Roche (GS -1,1%) standen weitere Gesundheitswerte unter Druck. Händler verwiesen auf die schon am Vortag schwachen US-Krankenversicherer. Diese litten darunter, dass die zuständige US-Behörde die Zahlungen für private Medicare-Versicherungspläne nicht so deutlich angehoben habe wie erwartet.
Dabei erwiesen sich die Einbussen der zwei SMI- und Pharmariesen zusammen mit Nestlé (-1,0%) zusätzlich als Belastung für den Gesamtmarkt. Bei den Pharmawerten war zudem von Umschichtungen innerhalb der Branche die Rede.
Unter Druck standen Swatch (-2,1%) und Richemont (-1,0%). Die Luxusgütertitel litten laut Händlern wohl unter den Aussagen von Swatch-Chef Nick Hayek zur Nachfragesituation in China.
Im Fokus standen Lonza (-1,3%), die ihre Anfangsgewinne zwar nicht halten, aber die Verluste zum Schluss noch eindämmen konnten. Der weltgrösste Pharma-Auftragsfertiger hat sich mit Wolfgang Wienand den Chef des Konkurrenten Siegfried als neuen CEO geholt. Siegfried (-5,4%) reagieren mit Abgaben auf die News.
Nur leicht tiefer schlossen UBS (-0,04%). Die Grossbank will bis April 2026 Aktien von bis zu 2 Milliarden US-Dollar zurückkaufen. Julius Bär (+0,4%), VAT (+0,3%) und Givaudan (+0,2%) waren etwas fester.
Im breiten Markt schlossen die Aktien angeschlagener Unternehmen wie Meyer Burger (-17%) und Idorsia (-16%) deutlich tiefer. Dagegen legten Arundel (+12%), Valartis (+3,9%) und Swiss Steel (+3,8%) zu. Während bei der Finanzgruppe Valartis die Aussicht auf die erste Dividende seit Jahren – und dies trotz eines Verlustes – Käufer anlockte, handelte es sich bei dem Stahlkocher laut Händlern um eine technische Gegenbewegung. Huber + Suhner (-4,3% oder 3,30 Fr.) büssten mehr als die Dividende (1,70 Fr.) ein. (awp/mc/ps)